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Zärtlicher Eroberer

Zärtlicher Eroberer

Titel: Zärtlicher Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BRONWYN SCOTT
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entfernen“, sagte er, als die Kutsche zum Stehen gekommen war. Er streckte die Arme aus.
    Der Mann ihm gegenüber schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber ich habe strikte Anweisung, sie auf gar keinen Fall abzunehmen.“
    „Nun gut. Dann legen Sie mir den Umhang um meine Schultern.“ Valerians Stimme hatte einen Befehlston angenommen. „Die Schließe ist vorn. Machen Sie sie gut zu, denn er soll mir nicht von den Schultern rutschen.“
    Voller Widerwillen gehorchte der Mann und murmelte etwas davon, wie ein „verdammter Lakai“ behandelt zu werden. Valerian fand ein gewisses Vergnügen an diesem Gejammer. Vielleicht beschwerte der Mann sich ja bei Canton, es sei nicht seine Aufgabe, ein „verdammter Lakai“ zu sein, und erhielt dann die Erlaubnis, ihm die Handschellen abzunehmen. Es war schließlich nicht so, dass Valerian einen Gefängnisausbruch vorhatte – oder in diesem speziellen Fall ein Entkommen aus einer Kutsche. Eine Flucht hätte nur wie ein Schuldeingeständnis ausgesehen. Er wollte einfach lange genug am Leben bleiben, bis er in London war und die Sache mit Lucien zu Ende bringen konnte.
    Das Gasthaus war schäbig, aber es gab keine anderen Gäste bis auf ein paar Einheimische im Schankraum. Lucien grinste Valerian hämisch an, als der sich unbeholfen auf eine der Sitzbänke setzte. Zum Essen öffnete ihm einer der Männer die Handschellen, so konnte er sich wenigstens jetzt ihrer entledigen. Es wurde ziemlich schnell aufgetragen, ein fettiger Lammeintopf mit zu lange gekochten Karotten, aber Valerian hatte schon Schlimmeres gegessen. Lucien offensichtlich nicht, denn er schob den Teller angewidert von sich. Er sah Valerian boshaft an. „Wahrscheinlich sehr klug von Ihnen, jetzt so viel wie möglich zu sich zu nehmen. Ich weiß nicht, ob es dort, wo Sie hingehen, überhaupt etwas zu essen gibt.“
    Valerian hielt seinem Blick gelassen stand und sagte nichts. Er hatte nicht vor, auch nur ein Wort mit Canton zu wechseln.
    Lucien sah plötzlich an ihm vorbei zur Tür, und seine Miene verfinsterte sich augenblicklich. „Pendennys, was für eine Überraschung, Sie hier zu sehen“, sagte er kalt.
    „Ach ja, wer hätte das gedacht, dass wir bei der großen Auswahl von Gasthäusern tatsächlich denselben Geschmack haben!“, erwiderte Beldon beschwingt, so, als hätte er gerade eben einen der vornehmsten Clubs von London betreten. „St. Just, alles in Ordnung?“ Beldon setzte sich neben ihn auf die Bank.
    Valerian unterdrückte nur mit Mühe ein Lachen. „Was um Himmels willen machst du denn hier?“
    „Ich reise geschäftlich nach London, ähnlich wie du, nehme ich an“, antwortete Beldon heiter. „Ist das Ale hier zu empfehlen?“
    Lucien bellte seinen Leuten zu, den Gefangenen gut zu bewachen, und verließ wütend die Schankstube.
    „Wir gehen nirgendwo hin“, versprach Beldon fröhlich und hob seinen Humpen. „Immer mit der Ruhe, Gentlemen, ich leiste nur einem alten Freund Gesellschaft. Das ist laut Ihren Gesetzbüchern doch nicht strafbar, oder? Hier, Wirt …“ Beldon warf zwei Münzen auf den Tisch. „Ale für alle, und sorgen Sie zügig für Nachschub. Diese Jungs haben einen langen Tag hinter sich.“
    Valerian warf Beldon einen verstohlenen Seitenblick zu. Irgendetwas führte er im Schilde, aber ihm war doch wohl hoffentlich klar, dass eine Befreiung nicht infrage kam? Beldon lächelte nur.
    Schon nach der ersten Runde hatten sich alle Männer an Beldons und Valerians Tisch eingefunden. Nach der zweiten verglichen sie ihre Wunden, die sie am Morgen bei dem Handgemenge davongetragen hatten. Als die dritte Runde gebracht wurde, fragte Beldon liebenswürdig: „So, wie viel bekommt man denn heutzutage dafür, von einem Viscount Prügel beziehen zu müssen?“
    „Genug“, antwortete einer. „Das Doppelte von dem, was wir sonst in einer Woche verdienen würden.“
    „Ich bin mir nicht unbedingt sicher, ob die Bezahlung wirklich ausreichend ist, wenn man bedenkt, was wir heute von Ihnen und dem Viscount einstecken mussten.“ Ein Mann namens Johnny betastete behutsam sein blaues Auge, eine Erinnerung an Beldons Faust.
    Beldon nickte mitfühlend. „Tut mir leid.“
    „Sie und der Viscount kämpfen ganz und gar nicht wie verweichlichte Stutzer“, fügte Johnny hinzu.
    „Wir sind alte Freunde“, erklärte Beldon und legte den Arm um Valerians Schultern. „Und das schon seit sehr langer Zeit. Wir haben mehr als einen Kampf gemeinsam ausgefochten.“
    Während der nächsten

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