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Zärtlicher Hinterhalt

Zärtlicher Hinterhalt

Titel: Zärtlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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man einmal davon ab, dass sie sich nicht mehr um die Tanten kümmert.« Er schenkte Hannah ein Lächeln. »Sie muss Ihnen sehr dankbar sein, Miss Setterington.«
    »Nun, ich habe nie erlebt, dass jemand Dankbarkeit in dieser Weise ausdrückt«, erwiderte Hannah.
    Dougald beeilte sich, etwas zu sagen. »Mrs. Trenchard hat sämtliche Putzarbeiten selbst übernommen, ich weiß trotzdem werde ich als Erstes morgen früh die Handwerker anweisen, die morschen Holzvertäfelungen auszutauschen. Und dann werden sämtliche Dienstmädchen und Lakaien jede Kirchenbank, jede Stufe und jeden Kerzenhalter polieren.«
    Dougald gab Hannah einen sachten Schubs in Richtung des Handarbeitszimmers. »Aber Seaton, ich verlasse mich auf Ihre Diskretion. Erzählen Sie Mrs. Trenchard nicht, was ich vorhabe.«
    »Daran würde ich nicht im Traum denken!«
    Dougald und Hannah schauten ihm nach, wie er davontänzelte.
    »Ich frage mich, wie lange er wohl braucht, sie zu finden«, sann Hannah laut vor sich hin.
    »Wenn ich zum Wetten neigen würde, würde ich sagen, innerhalb der nächsten sechzig Minuten weiß Mrs. Trenchard Bescheid.«
    Seit über einer Stunde saßen sie im Dunkeln und warteten. Dougald und Hannah, die Tanten, Charles und Seaton, der inzwischen wusste, dass man am Fuße des Turms Alfreds Leiche entdeckt hatte, daraufhin Dougald zur Rede stellen wollte und schließlich begriff, dass er beim größten Skandal seit der Marquess of Bersham seine Frau als Bigamistin enttarnt hatte – einen Platz in der ersten Reihe haben würde.
    Weil er fürchtete, was Seaton vielleicht anstellte, wenn er unbeaufsichtigt war, hatte Dougald ihm gestattet, dabei zu sein. Allerdings hatte Dougald Seaton auch mit der Enterbung gedroht, falls er auch nur einen Mucks machte.
    Alle saßen sie am rechten, hinteren Ende der Kapelle, möglichst weit entfernt von der Wand, in der sich das bunte Glasfenster befand. Die Kirchenbank unter Dougalds Hinterteil fühlte sich hart an, und die Wunde an seiner Schulter stach, obwohl bandagiert, wie die Hölle. Er fragte sich, was die Tanten wohl von Hannahs Aufforderung hielten, schweigend sitzen zu bleiben, bis irgendetwas – was, hatte sie nicht gesagt – passierte.
    Gleichfalls fragte er sich, wie es Hannah nur gelungen war, ihn zu überreden, die Tanten herzubitten. Er hätte das hier gerne alleine erledigt; aber Hannah hatte unnachgiebig auf der Anwesenheit der Damen bestanden. Das ganze Arrangement roch förmlich nach einer Misere, aber zumindest hatte er noch daran gedacht, Charles mit einer Waffe auszustatten.
    Dougald war die ganze Zeit über wachsam gewesen, ein regloser Krieger, der der Schlacht harrte. »Was glaubst du, werden wir finden?«, murmelte er nahe an Hannahs Ohr.
    Sie antwortete ebenso leise. »Gewisse Papiere, vielleicht. Alte Unterlagen. Vielleicht sogar eine Heiratsurkunde.«
    Möglicherweise hatte sie Recht. Er konnte sich jedenfalls keinen Reim auf all das machen.
    Hannah döste ein wenig, den Kopf an Dougalds Schulter gelehnt. Eine der Tanten schnarchte leise.
    Die Uhr in der Halle schlug neun, und für die Bediensteten brach die Sperrstunde an. Da entdeckte Dougald den schwachen Schimmer einer einzelnen Kerze und vernahm den zögerlichen Schritt einer Frau.
    Er rüttelte Hannah wach. Und irgendwer schien dasselbe mit der Schnarcherin vorgenommen zu haben, denn sie hörte mit einem kleinen Schniefer auf.
    Mrs. Trenchard betrat die Kapelle. Die einsame Flamme beleuchtete ihr Gesicht, und ihre rundlichen Wangen wirkten eingefallen. Die Wirtschafterin trug ein schwarzes Kleid und eine Schürze. Sie bewegte sich wie eine Frau, die eine Mission hatte – eine Frau, die die Kapelle bei Nacht so gut kannte wie bei Tag.
    Voller Entsetzen begriff Dougald, dass seine Frau Recht hatte. Mrs. Trenchard war gekommen, um ein Beweisstück verschwinden zu lassen. Aber was für eines? Welche Unterlagen konnten so wichtig sein, dass sie ihretwegen so viele seiner Vorgänger getötet hatte?
    Alle verhielten sich vollkommen still. Die einsame Kerze tat wenig dazu, die Dunkelheit zu erhellen. Mrs. Trenchard bemerkte nichts von den Anwesenden. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf eine einzige Stelle gerichtet. Auf die Wand links vom Altar. Die Stelle, an der jemand Hannah niedergeschlagen hatte.
    Mrs. Trenchard kniete sich hin. Sie stellte die Kerze neben sich auf dem Boden ab. Dann holte sie ein kleines Stemmeisen aus ihrer Schürzentasche, schob es unter eines der maroden Holzpaneele und stemmte es hoch. Sie

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