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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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bestenfalls einen Vorsprung von zehn oder zwölf Stunden. Freilich kann er sich auch entschließen, mir nicht zu folgen, was ziemlich enttäuschend wäre, aber auch eine Erleichterung. Trotzdem …«
    »Er wird dir folgen«, versicherte Leo. »Aber du musst ihn nicht sehen, wenn du nicht möchtest.«
    Poppy schüttelte verdrossen den Kopf. »Ich hatte einem Menschen gegenüber noch nie so gemischte Gefühle. Ich verstehe ihn nicht. Heute Nacht im Bett …«
    »Moment!«, sagte Leo. »Manche Dinge bespricht man besser unter Schwestern. Ich bin sicher, das ist so ein Thema. Wir werden am Morgen in Ramsay House ankommen, dann kannst du Amelia alles fragen.«
    »Ich glaube nicht, dass sie etwas darüber weiß.«
    »Warum nicht? Sie ist eine verheiratete Frau.«
    »Ja, aber es geht um … nun ja … ein männliches Problem.«
    Leo wurde blass. »Darüber weiß ich auch nichts. Ich habe keine männlichen Probleme. Genau genommen möchte ich dieses Wort nicht einmal in den Mund nehmen.«
    »Oh.« Niedergeschlagen zog sich Poppy eine Decke über den Schoß.
    »Verdammt! Also, was genau meinst mit ›männlichem Problem‹? Hat er Schwierigkeiten, seine Flagge zu hissen? Oder ist sie auf halbmast gesunken?«
    »Müssen wir denn in Metaphern darüber sprechen, oder …«
    »Ja«, sagte Leo bestimmt.
    »Also gut. Er …« Poppy runzelte angestrengt die Stirn, während sie nach den richtigen Worten suchte. »… hat mich verlassen, als seine Flagge noch ganz oben war.«
    »War er betrunken?«
    »Nein.«
    »Hast du etwas getan oder gesagt, das ihn veranlasste zu gehen?«
    »Im Gegenteil. Ich bat ihn zu bleiben, aber er wollte nicht.«
    Leo schüttelte den Kopf und kramte in einem Seitenfach neben seinem Sitz. Er fluchte. »Wo zum Teufel ist der Brandy? Ich habe den Angestellten doch gesagt, sie sollen die Kutsche für die Reise mit Getränken ausstatten. Ich werde sie allesamt feuern.«
    »Es gibt doch Wasser, oder?«
    »Wasser ist zum Waschen da, nicht zum Trinken.« Er murmelte etwas über eine teuflische Verschwörung, ihn nüchtern zu halten, und seufzte. »Man kann nur Vermutungen über Rutledges Motive anstellen. Für einen Mann ist es nicht leicht, mitten im Liebesakt aufzuhören. Es bringt uns in eine teuflisch schlechte Stimmung.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Poppy. »Ich fürchte, du wirst Rutledge ganz einfach fragen müssen, warum er dich heute Nacht verlassen hat. Ihr werdet die Angelegenheit wie zwei vernünftige Menschen besprechen müssen. Aber bevor dein Mann in Hampshire auftaucht, solltest du dir über eines klarwerden, nämlich, ob du ihm jemals wirst verzeihen können, was er dir und Bayning angetan hat.«
    Sie blinzelte überrascht. »Meinst du, ich sollte?«
    »Weiß der Teufel, ich könnte es nicht, wenn ich an deiner Stelle wäre.« Er machte eine Pause. »Andererseits hat man mir schon so viele Dinge verziehen, die man mir nie hätte verzeihen dürfen. Der Punkt ist, wenn du ihm nicht verzeihen kannst, hat es gar keinen Zweck, über alles andere zu sprechen.«
    »Ich glaube nicht, dass Harry etwas daran liegt, dass man ihm verzeiht«, erwiderte Poppy mutlos.
    »Natürlich liegt ihm etwas daran. Männer lieben es, dass man ihnen verzeiht. Nur so kommen wir mit unserer Unfähigkeit klar, aus Fehlern zu lernen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dazu schon bereit bin«, protestierte Poppy. »Warum muss es so bald sein? Es gibt ja wohl keine zeitliche Begrenzung für Vergebung, oder etwa doch?«
    »Manchmal gibt es sie.«
    »Ach, Leo …« Sie hatte das Gefühl, erdrückt zu werden von all der Unsicherheit und Kränkung und Sehnsucht.
    »Versuche zu schlafen«, murmelte ihr Bruder. »Wir haben noch zwei Stunden, bis es Zeit ist, die Pferde auszuwechseln.«
    »Ich kann nicht schlafen vor lauter Sorge«, erklärte Poppy und musste gähnen.
    »Es gibt keinen Grund zur Sorge. Du hast längst entschieden, was du tun wirst – du bist nur noch nicht bereit, es dir einzugestehen.«
    Poppy lehnte sich noch ein wenig tiefer in die Ecke und schloss die Augen. »Du weißt eine ganze Menge über Frauen, nicht wahr, Leo?«
    In seiner Stimme lag ein Lächeln. »Das will ich doch hoffen, mit vier Schwestern.«
    Und er wachte über sie, während sie schlief.
    Voll wie eine Strandhaubitze torkelte Harry in sein Apartment. Er war in einer Schenke gewesen, extravagant geschmückt mit Spiegeln, gefliesten Wänden und teuren Prostituierten. Ihn hatte es ungefähr drei Stunden gekostet, um einen Zustand der

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