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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Betäubung zu erreichen, in dem er wieder nach Hause zurückkehren konnte. Trotz der geschickten Annäherungsversuche einiger Freudenmädchen, hatte Harry keiner von ihnen Beachtung geschenkt.
    Er wollte seine Frau.
    Und er wusste, dass Poppy sich nicht würde erweichen lassen, bevor er sich nicht aufrichtig bei ihr dafür entschuldigte, dass er sie aus Michael Baynings Armen gestohlen hatte. Das Problem war, er konnte nicht. Denn er bedauerte nicht im Geringsten, was er getan hatte, er bedauerte nur, dass sie nicht glücklich darüber war. Er würde nie bereuen, dass er das Nötige getan hatte, um sie heiraten zu können, denn sie war das, was er in seinem Leben am meisten gewollt hatte.
    Poppy war der Inbegriff des edlen, gütigen, selbstlosen Impulses, den er nie haben würde. Sie war die Fürsorge, die liebende Geste, der glückliche Augenblick, den er nie erfahren würde. Sie war der friedliche Schlaf, der ihm für immer verwehrt bleiben würde. Gemäß dem Gesetz des universellen Gleichgewichts war Poppy in die Welt gesetzt worden, um Harry und seine Schlechtigkeit auszugleichen. Wahrscheinlich fühlte er sich deshalb so unglaublich zu ihr hingezogen, wie der entgegengesetzte Pol eines Magneten.
    Die Entschuldigung würde also nicht aufrichtig sein. Aber sie würde erfolgen. Und dann würde er ihr vorschlagen, noch einmal von vorn anzufangen.
    Er legte sich auf das schmale Sofa, demgegenüber er leidenschaftliche Hassgefühle hegte, und fiel in eine Benommenheit, die beinahe als Schlaf hätte durchgehen können.
    Das Morgenlicht bohrte sich in sein Bewusstsein wie ein Nagel. Mit einem Stöhnen öffnete er die Augen und machte eine Bestandsaufnahme seines misshandelten Körpers. Sein Mund war trocken, seine Glieder waren müde und schmerzten, und wenn es jemals einen Augenblick in seinem Leben gegeben hatte, in dem er dringender eine Dusche gebraucht hätte, so konnte er sich nicht mehr daran erinnern. Er schielte zu der verschlossenen Tür seines Schlafzimmers, in dem Poppy noch schlief.
    Als ihm die schmerzerfüllten Laute wieder einfielen, die Poppy am Abend zuvor von sich gegeben hatte, als er in sie eingedrungen war, wurde ihm flau in der Magengrube. Bestimmt war sie wund. Vielleicht brauchte sie etwas.
    Wahrscheinlich hasste sie ihn.
    Angst überkam ihn. Mit einem Ruck stand er vom Sofa auf und wankte zum Schlafzimmer. Er öffnete die Tür und wartete, bis sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten.
    Das Bett war leer.
    Harry stand blinzelnd da, bis er die volle Tragweite seiner Entdeckung begriffen hatte. Er hörte, wie er ihren Namen flüsterte.
    In Sekundenschnelle war er am Klingelzug. Doch war es nicht nötig, jemanden zu rufen. Wie durch einen Zauber stand Valentine in der Tür des Apartments, die braunen Augen blickten wachsam aus dem hageren Gesicht.
    »Valentine«, begann Harry heiser, »wo ist …«
    »Mrs Rutledge ist bei Lord Ramsay. Sie dürften eben in diesem Augenblick auf dem Weg nach Hampshire sein.«
    Harry wurde sehr, sehr ruhig, wie jedes Mal, wenn er sich in einer unheilvollen Situation wiederfand. »Wann ist sie abgereist?«
    »Letzte Nacht, als Sie unterwegs waren.«
    Harry widerstand dem Drang, seinen Diener an Ort und Stelle umzubringen, und fragte in sanftem Ton: »Und Sie haben mir nichts davon gesagt.«
    »Nein, Sir. Sie bat mich, es Ihnen erst heute Morgen mitzuteilen.« Valentine hielt inne. Einen Moment lang blickte er verständnislos drein, so als könnte er es ebenfalls kaum glauben, dass Harry ihn noch nicht umgebracht hatte. »Ich habe eine Kutsche und ein Gespann für Sie bereitstellen lassen, falls Sie vorhaben …«
    »Ja, das habe ich.« Harrys Stimme war so kurz und bündig wie der Schlag eines Meißels auf Granit. »Packen Sie meine Kleider. Ich werde in einer halben Stunde abfahren.«
    Harry war schier außer sich vor Wut, und das Gefühl war so stark, dass er es kaum als sein eigenes begreifen konnte. Doch er schob es beiseite. Indem er sich ihm hingab, würde er nichts erreichen. Vielmehr sollte er sich waschen und rasieren, frische Kleider anlegen und mit der Situation fertigwerden.
    Jeder Anflug von Besorgnis oder Reue verbrannte zu Asche. Jede Hoffnung, freundlich oder zuvorkommend zu sein, war dahin. Er würde Poppy dazu bringen, bei ihm zu bleiben, mit welchen Mitteln auch immer. Er würde auf seine Rechte bestehen, und wenn er damit durch war, würde sie es nicht wagen, ihn noch einmal zu verlassen.
    Poppy erwachte aus einem unruhigen Schlaf und

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