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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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mich, ob ich Harry dazu bringen könnte, ein paar Tage mit mir hierzubleiben«, sann Poppy nach. »Ist die Jagdhütte im Wald noch frei?«
    »Ja, aber das Hausmeisterhäuschen ist um einiges freundlicher und in angenehmerer Entfernung zum Haus.«
    »Ich wünschte …« Poppy zögerte. »Aber es wird unmöglich sein. Harry wäre nie damit einverstanden, sein Hotel so lange unbeaufsichtigt zu lassen.«
    »Mach es zur Bedingung dafür, dass du mit ihm nach London zurückkehrst«, schlug Amelia vor. »Verführ ihn. Um Himmels willen, Poppy, das ist doch nicht so schwer.«
    »Ich verstehe nichts davon«, protestierte Poppy.
    »Aber natürlich. Verführen bedeutet nichts anderes, als deinen Ehemann zu etwas zu ermuntern, das er ohnehin gerne möchte.«
    Poppy blickte sie verwirrt an. »Ich verstehe nicht, warum du mir nun diesen Rat gibst, wo du doch von Anfang an gegen diese Ehe warst.«
    »Nun, da du verheiratet bist, bleibt dir nicht viel anderes übrig, als das Beste daraus zu machen.« Sie legte eine nachdenkliche Pause ein. »Wenn man versucht, das Beste aus einer Situation zu machen, stellt sich manchmal heraus, dass alles viel besser ist, als man zu hoffen gewagt hatte.«
    »Das gelingt nur dir«, sagte Poppy. »Die Verführung als die pragmatischste Lösung überhaupt darzustellen.«
    Amelia grinste und nahm sich noch ein Törtchen. »Was ich sagen will: Warum versuchst du nicht, ihn zu überrumpeln? Stelle ihn vor vollendete Tatsachen. Zeig ihm, was für eine Ehe du gern hättest.«
    »Ihn anfallen«, murmelte Poppy, »wie ein Kaninchen eine Katze.«
    Amelia blickte sie verdutzt an. »Hmmm?«
    Poppy lächelte. »Diesen Rat hat Beatrix mir mal vor einiger Zeit gegeben. Vielleicht ist sie weiser als wir alle zusammen.«
    »Das würde ich nicht bezweifeln.« Amelia schob die weiße Spitzengardine ein Stück zur Seite. Sonnenlicht fiel auf ihr zobelbraun schimmerndes Haar und tauchte ihre feinen Züge in einen goldenen Glanz. Sie lachte auf. »Ich sehe sie. Sie kommt gerade von ihrem Waldspaziergang zurück. Sie wird außer sich sein vor Freude, wenn sie sieht, dass Leo und du hier seid. Und wie es aussieht, trägt sie da etwas in ihrer Schürze. Mein Gott, das kann alles Mögliche sein. Ein reizendes, wildes Mädchen … Catherine hat wahre Wunder gewirkt, aber sie wird sich nie ganz zähmen lassen.«
    In Amelias Stimme lag weder Besorgnis noch Tadel. Sie akzeptierte Beatrix so, wie sie war, und vertraute auf die Gnade des Schicksals. Das war zweifellos Cams Einfluss. Er hatte von Anfang an das Gespür gehabt, den Hathaways so viele Freiheiten wie möglich zu lassen, ihnen den Raum zu geben, ihre Verschrobenheiten auszuleben. Gut Ramsay war ihr Zufluchtsort, ihr sicherer Hafen, in den der Rest der Welt nicht wagte einzudringen.
    Und Harry würde bald da sein.

Einundzwanzigstes Kapitel
    Harrys Reise nach Hampshire war lang, öde und unbequem gewesen, in alleiniger Gesellschaft seiner schwelenden Gedanken. Er hatte versucht sich auszuruhen, aber als jemand, der selbst unter besten Bedingungen schwer in den Schlaf fand, war der Versuch, bei Tageslicht in einer holpernden Kutsche zu dösen, ein Ding der Unmöglichkeit. Er hatte sich damit beschäftigt, die überspanntesten Drohungen zu erfinden, mit denen er seine Frau zur Gehorsamkeit zwingen würde. Anschließend hatte er sich ausgemalt, was er mit Poppy in ihrem gezüchtigten Zustand tun wollte, bis ihn die Gedanken zu sehr aufgeregt und seinen Groll geschürt hatten.
    Verdammt, er würde nicht zulassen, dass man ihn einfach so verließ.
    Harry hatte sich in seinem Leben noch nie der Selbstbetrachtung hingegeben, das Territorium seines eigenen Herzens schien ihm zu kompliziert und zu wenig verlässlich zu sein. Dennoch war es ihm nicht möglich, seine Vergangenheit einfach zu vergessen, jene Zeit, in der sich alle Zärtlichkeit und Freude und Hoffnung in Luft aufgelöst hatten und er sich allein hatte durchschlagen müssen. Überleben bedeutete für ihn, sich auf niemanden zu verlassen, sich niemals das Gefühl durchgehen zu lassen, einen anderen Menschen zu brauchen.
    Harry versuchte sich von seinen Gedanken abzulenken, indem er auf die vorbeiziehende Landschaft starrte. Der Sommerhimmel war immer noch hell, obwohl es bereits auf neun Uhr zuging. Er hatte schon viele Regionen Englands besucht, in Hampshire aber war er noch nicht gewesen. Sie fuhren südlich der baumlosen Höhenzüge in Richtung der dichten Wälder und fruchtbaren Graslandschaften nahe New Forest

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