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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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»Letzte Nacht …«, zwang er sich zu fragen, » … nachdem wir … war danach alles in Ordnung?«
    Als sie begriff, worüber er sich Sorgen machte, hellte sich ihr Gesicht auf. »Nein, nicht in Ordnung.« Sie wartete nur eine Sekunde, bis sie hinzufügte: »Es war wunderbar.« Und dabei lächelte sie ihn an.
    Harry betrat den Küchenbereich, der im Wesentlichen nur ein abgetrennter Teil des Hauptraums war, mit einem kleinen gusseisernen Herd, einem Schrank, einer Feuerstelle und einem Tisch aus Pinienholz, der zugleich als Arbeitsfläche und Esstisch diente. Poppy hatte ein wahres Festmahl aufgetragen. Es gab heißen Tee, gekochte Eier, Oxford-Würstchen und gewaltige Pasteten – knusprige, üppig gefüllte Blätterteigtaschen.
    »Dies hier ist eine Spezialität aus Stony Cross«, erklärte Poppy und deutete auf einen Teller mit zwei mächtigen Gebäckstücken. »Die eine Seite ist mit Fleisch und Salbei gefüllt, die andere mit Früchten. Es handelt sich also um eine vollständige Mahlzeit. Du fängst mit der herzhaften Seite an und …« Sie verstummte, als sie zu Harry aufblickte, der sauber und ordentlich gekleidet und frisch rasiert war.
    Er sah so aus wie immer, und doch wesentlich anders. Seine Augen waren klar und ohne Schatten, das Grün seiner Iris war heller als Weißdornblätter. Jede Spur von Anspannung war aus seinem Gesicht verschwunden. Es schien, als wäre er durch einen Harry aus einer früheren Zeit ersetzt worden, aus einer Zeit, bevor er die Kunst ausgebildet hatte, seine Gedanken und Gefühle vollständig zu verbergen. Er war so umwerfend, dass Poppy ein heißes Flattern im Magen verspürte und ihre Knie drohten nachzugeben.
    Harry schaute mit einem schiefen Grinsen hinunter auf das übergroße Gebäck. »An welchem Ende fange ich an?«
    »Ich habe keine Ahnung«, entgegnete sie. »Du kannst es nur herausfinden, indem du einfach hineinbeißt.«
    Seine Hände schlossen sich um ihre Taille, und er drehte sie behutsam zu sich um. »Ich glaube, ich fange bei dir an.«
    Als sich sein Mund auf ihren herabsenkte, öffnete sie bereitwillig die Lippen. Er nahm ihren Geschmack mit allen Sinnen auf und fand großes Vergnügen an ihrer Resonanz. Der beiläufige Kuss verwandelte sich in etwas Tieferes, Beharrliches, das von einem großen Hunger geprägt war … Hitze mündete in noch mehr Hitze … ein Kuss, der so vielschichtig war wie exotische Blumen. Schließlich zog sich Harry zurück und umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen, als wollte er Wasser schöpfen. Er hatte eine besondere Art, sie zu berühren, dachte sie benommen, seine Finger waren zärtlich und geschickt, empfindsam für die winzigsten, feinsten Dinge.
    »Deine Lippen sind geschwollen«, flüsterte er und fuhr mit der Daumenspitze über ihren Mundwinkel.
    Poppy drückte ihre Wange gegen eine seiner Handflächen. »Wir hatten viele Küsse wettzumachen.«
    »Mehr als Küsse«, erwiderte er, und der Blick in seine lebhaften Augen ließ ihr das Herz bis zum Halse schlagen. »Ehrlich gesagt …«
    »Iss, oder du wirst noch vor vollen Tellern verhungern!«, sagte sie und versuchte ihn in den Stuhl zu drücken. Er war so viel größer als sie, so massiv, dass es lächerlich schien zu glauben, sie könnte ihn durch ihre Körperkraft zu etwas zwingen. Doch gab er dem Druck ihrer Hände nach und setzte sich, ehe er begann ein Ei zu schälen.
    Nachdem Harry eine ganze Pastete, zwei Eier, eine Orange und eine Tasse Tee zu sich genommen hatte, gingen sie hinaus, um einen Spaziergang zu machen. Auf Poppys Drängen hin verzichtete er auf seinen Mantel und seine Weste. Für einen so spärlich bekleideten Zustand hätte man ihn in manchen Teilen Londons verhaften können. Schließlich ließ er sogar den Hemdkragen aufgeknöpft und krempelte die Ärmel hoch. Bezaubert von Poppys Eifer nahm er ihre Hand und gestattete ihr, ihn nach draußen zu zerren.
    Sie gingen über ein Feld zu einem nahe gelegenen Wäldchen, wo sie auf einen breiten, laubbedeckten Weg gelangten, der den Wald durchschnitt. Die gewaltigen Eiben und zerfurchten Eichenbäume verflochten ihre Äste zu einem dichten Blätterdach, durch das vereinzelt Sonnenstrahlen fielen. Es war ein Ort üppigen, wuchernden Lebens. Pflanzen wuchsen auf wieder anderen Pflanzen. Hellgrüne Flechten überzogen die Stämme der Eichen, und duftendes Geißblatt hing bis auf den Boden herab.
    Als sich Harrys Ohren allmählich an das Fehlen des Stadtlärms gewöhnt hatten, nahm er plötzlich ganz neue

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