Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
Sie davon in Kenntnis setzen, dass Mrs Rutledge und ich beschlossen haben, bis zum Monatsende in Hampshire zu bleiben.
    In meiner Abwesenheit machen Sie bitte so weiter wie bisher.
    Hochachtungsvoll,
    J.H. Rutledge
    Ungläubig, mit heruntergefallener Kinnlade, blickte Jake von dem Brief auf. Weitermachen wie bisher?
    Nichts war so wie bisher.
    »Nun sagen Sie schon, was schreibt er denn?«, drängelte Mrs Pennywhistle, während nahezu alle im Empfangsbüro Anwesenden ihre Ohren anstrengten, um die Neuigkeiten nicht zu verpassen.
    »Sie kommen vor Ende des Monats nicht zurück«, erklärte Jake verstört.
    Ein merkwürdig schiefes Lächeln spielte um Mrs Pennywhistles Lippen. »Du meine Güte! Sie hat es getan.«
    »Was getan?«
    Bevor sie antworten konnte, schlich sich der bejahrte Empfangschef zu ihnen herüber und erkundigte sich vorsichtig: »Mrs Pennywhistle, es war unmöglich, Ihnen nicht zuzuhören … Habe ich richtig verstanden, dass Mr Rutledge im Urlaub ist?«
    »Nein, Mr Lufton«, erwiderte sie und konnte gar nicht mehr aufhören zu lächeln. »Er ist in den Flitterwochen.«

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    In den folgenden Tagen lernte Harry eine ganze Menge über seine Frau und ihre Familie. Die Hathaways waren ein außergewöhnlicher Kreis von Individuen, sie waren lebhaft und schlagfertig, mit einer unmittelbaren kollektiven Bereitschaft, alles auszuprobieren, was ihnen in den Sinn kam. Sie neckten sich und lachten und zankten sich und diskutierten, aber die Art und Weise, wie sie miteinander umgingen, war von einer natürlichen Herzlichkeit geprägt.
    Ramsay House hatte beinahe etwas Magisches an sich. Es war ein gemütliches, gut geführtes Zuhause, ausgestattet mit robusten Möbeln und dicken Teppichen, und Bücher lagen überall in Stapeln herum … aber all das war nicht der Grund für dieses besondere Etwas. Man spürte es schon beim Eintreten, etwas, das so wenig greifbar, aber so lebensspendend war wie das Sonnenlicht. Etwas, was sich Harry bislang immer entzogen hatte.
    Nach und nach kam er zu der Erkenntnis, dass es Liebe sein musste.
    Am zweiten Tag nach Harrys Ankunft in Hampshire gab Leo ihm eine Führung durch das Gut. Gemeinsam ritten sie zu ein paar Pachtbauernhöfen, und Leo machte halt, um mit den verschiedenen Pächtern und Arbeitern zu sprechen. Mit ihnen tauschte er fundierte Kommentare über das Wetter, den Boden und die Ernte aus und legte ein Wissen an den Tag, das Harry nicht erwartet hätte.
    In London gab sich Leo alle Mühe, die Rolle des gelangweilten Lebemanns zu spielen. Auf dem Land aber ließ er die Maske der Gleichgültigkeit fallen. Es war offensichtlich, dass er sich um die Familien kümmerte, die auf Gut Ramsay lebten und arbeiteten, und er war ehrgeizig. Er hatte ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem entworfen, das das Wasser durch Steintunnel, die sie von einem nahe gelegenen Fluss gegraben hatten, auf die Felder brachte, was viele der Pächter von der mühsamen Arbeit entlastete, das Wasser eigenhändig heranzuschleppen. Und er setzte alles daran, moderne Verfahren in die örtliche Landwirtschaft einzuführen. Außerdem hatte er die Bauern davon überzeugt, eine neue Weizenhybride auszubringen, die in Brighton entwickelt wurde. Sie brachte höhere Ernteerträge sowie kräftigeres Stroh hervor.
    »Die Menschen hier sind nicht sehr aufgeschlossen, wenn es um Veränderungen geht«, erklärte Leo Harry schwermütig. »Viele von ihnen bestehen darauf, Sichel und Sense zu benutzen, anstatt einer Dreschmaschine.« Er grinste. »Ich habe ihnen gesagt, das neunzehnte Jahrhundert wird vorbei sein, bevor sie sich überhaupt dazu durchgerungen haben, an ihm teilzunehmen.«
    Harry kam der Gedanke, dass die Hathaways das Gut nicht trotz ihres Mangels an aristokratischem Erbe, sondern gerade deswegen so erfolgreich führten. Keine Traditionen oder Gewohnheiten waren an sie weitergegeben worden. Es gab niemanden, der etwa protestierte: Aber so haben wir es doch immer gemacht. Demzufolge gingen sie an die Verwaltung des Gutes heran wie an ein wirtschaftliches und wissenschaftliches Unternehmen, denn sie kannten nichts anderes.
    Leo zeigte Harry das Holzlager, wo alle Knochenarbeit von Hand gemacht wurde. Riesige Baumstämme wurden auf bloßen Schultern oder mit rudimentären Hilfsmitteln geschleppt, was ein hohes Verletzungsrisiko barg.
    An jenem Tag nach dem Abendessen skizzierte Harry ein paar Entwürfe für ein Transportsystem mit Laufrollen, Brettern und Sackkarren. Das System

Weitere Kostenlose Bücher