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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Kontrollverlusts konnte Harry nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern. Sie war sogar noch bezaubernder als in seiner Erinnerung, und ihre Augen waren wirklich von einem dunklen leuchtenden Blau. Es gab viele schöne Frauen in London, aber nicht eine von ihnen besaß diese besondere Mischung aus Intelligenz und unkonventionellem Charme. Er wollte sie fortschleppen, irgendwohin, jetzt sofort, und sie ganz für sich allein haben.
    Harry riss sich zusammen. Er erinnerte sich, dass sie sich zwar am Vortag kennengelernt hatten, dass dies aber nicht die offizielle Version war. Er verbeugte sich nach allen Regeln der Höflichkeit. »Harry Rutledge, zu Ihren Diensten.«
    »Ich bin Beatrix Hathaway«, erklärte das jüngere Mädchen, »und dies sind meine Schwester Poppy Hathaway und meine Gesellschafterin Miss Marks. Sie haben einen Affen in Ihrem Speisenaufzug, nicht wahr?« Sie wirkte bemerkenswert gefasst. Als wäre es etwas ganz Alltägliches, seine Unterkunft mit exotischen Tieren zu teilen.
    »Ja, aber …«
    »So werden Sie ihn nie erwischen«, fiel Beatrix ihm ins Wort.
    Harry, der in seinem Leben noch nie von irgendjemandem unterbrochen worden war, musste sich erneut ein Lächeln verkneifen. »Ich versichere Ihnen, dass wir die Situation voll im Griff haben, Miss …«
    »Sie benötigen Hilfe«, erklärte ihm Beatrix. »Ich bin gleich wieder da. Vermeiden Sie es, den Affen auf irgendeine Weise in Aufregung zu versetzen. Und versuchen Sie nicht, mit diesem Schwert nach ihm zu stochern – Sie könnten ihn aus Versehen aufspießen.« Ohne weiteres Aufheben flitzte sie in die Richtung davon, aus der sie gekommen war.
    »Ein Versehen wäre das nicht«, murmelte Harry.
    Miss Marks blickte mit offenem Mund zwischen Harry und ihrem verschwindenden Schützling hin und her. »Beatrix, du sollst nicht so durch das Hotel laufen. Bleib jetzt stehen! Augenblicklich!«
    »Ich glaube, sie hat sich etwas vorgenommen«, bemerkte Poppy. »Es ist wohl besser, wenn Sie ihr folgen, Miss Marks.«
    Die Begleiterin warf Poppy einen flehenden Blick zu. »Und du kommst mit.«
    Poppy aber machte keinerlei Anstalten, ihrer Aufforderung nachzukommen, und sagte nur unschuldig: »Ich werde hier auf Sie warten, Miss Marks.«
    »Aber … das schickt sich nicht …« Die Gesellschafterin blickte von Beatrix, deren Gestalt bereits in der Ferne verschwand, zu Poppy, die wie angewurzelt dastand. In Blitzesschnelle beschloss sie, dass Beatrix das größere Problem darstellte, wandte sich fluchend um, was nicht gerade damenhaft war, und rannte ihrem Schützling hinterher.
    Harry blieb allein mit Poppy zurück, die sich wie ihre Schwester von den Faxen des Makaks erstaunlich unbeeindruckt zeigte. Sie standen sich gegenüber, er mit seinem Florett, sie mit ihrem Sonnenschirm, und sahen einander an.
    Poppys Blick wanderte über die weiße Fechtkleidung, und anstatt in betretenes Schweigen zu versinken oder die für eine unbeaufsichtigte junge Dame angebrachte Nervosität an den Tag zu legen, stürzte sie sich in eine Unterhaltung. »Mein Vater nannte die Fechtkunst ein ›physisches Schachspiel‹«, erklärte sie. »Er schätzte diesen Sport sehr.«
    »Ich bin noch ein Anfänger«, gestand Harry.
    »Meinem Vater zufolge besteht die Kunst darin, das Florett so zu umfassen, als wäre es ein Vogel: eng genug, um ihn nicht entkommen zu lassen, aber so sanft, dass man ihn nicht erdrückt.«
    »Er hat Sie im Fechten unterrichtet?«
    »O ja, mein Vater ermunterte alle seine Töchter, es zu versuchen. Er sagte, er kenne keine andere Sportart, die einer Frau so entgegenkäme wie das Fechten.«
    »Gewiss. Ihr Frauen seid flink und behände.«
    Poppy lächelte schamhaft. »Nicht flink genug, um sich Ihnen zu entziehen, wie es scheint.«
    Mit dieser trockenen Bemerkung war es ihr gelungen, sich über sie beide ein wenig lustig zu machen, ohne respektlos zu sein.
    Plötzlich standen sie dichter beisammen, wenn Harry auch nicht wusste, wer von beiden auf den anderen zugegangen war. Ein köstlicher Duft ging von ihr aus, ein lieblicher Wohlgeruch von Haut, Parfum und Seife. Er dachte an ihre weichen Lippen, und plötzlich verlangte er so sehr danach, sie zu küssen, dass er alle Beherrschung aufbringen musste, um sie nicht gleich zu packen. Verwundert stellte er fest, dass er sogar etwas atemlos war.
    »Sir!« Valentines Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Der Makak klettert das Seil weiter hinauf.«
    »Er wird nicht weit kommen«, erwiderte Harry unwirsch.

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