Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight
Hathaway.«
»Überlassen Sie das mir«, drängte Beatrix. »Der Makak wird vermutlich eher auf Sie losgehen als auf mich. Tiere vertrauen mir.«
»Dennoch kann ich nicht zulassen, dass einem meiner Gäste etwas zustößt.«
Sowohl Poppy als auch Miss Marks zogen Beatrix vom Aufzugbereich fort. Den Anwesenden stockte der Atem, als ein großer blauer Makak in der Öffnung auftauchte, mit riesigen leuchtenden Augen über einer unbehaarten Schnauze und einem ulkig wedelnden Haarbüschel auf dem Kopf. Der Affe war groß und stämmig und machte einen kräftigen Eindruck. Sein ausdrucksstarkes Gesicht war wutverzerrt, und wenn er schrie, entblößte er seine blitzenden weißen Zähne.
Offenbar war er mit einer Hand im Konfektglas stecken geblieben. Der zornige Makak versuchte verzweifelt, seine Hand zu befreien, indem er wie wild daran zog – ohne Erfolg. Die eigene geballte Faust war die Ursache seiner Gefangenschaft, doch er weigerte sich vehement, die Pralinen loszulassen.
»Oh, ist er nicht wunderschön!«, schwärmte Beatrix.
»In den Augen eines weiblichen Makaks vielleicht«, bemerkte Poppy zweifelnd.
Harry hielt in der einen Hand die Kordel, die mit dem Glas verbunden war, in der anderen das Florett. Der Makak war größer, als er erwartet hatte, und stellte durchaus eine Bedrohung dar. Offensichtlich überlegte er gerade, wen er zuerst angreifen sollte.
»Komm schon, alter Knabe«, murmelte Harry und versuchte, den Affen zur Kiste zu ziehen.
Beatrix griff in ihre Tasche und holte ein paar Pralinen hervor, die sie in die Kiste warf. »Bitte sehr, du kleiner Gierhals«, sagte sie zu dem Makak. »Deine Belohnung ist da drin. Geh schon, und mach nicht so ein Theater.«
Wie durch ein Wunder gehorchte der Affe aufs Wort. Er warf Harry einen bösen Blick zu und verzog sich in die Kiste, wo er mit seiner freien Hand die Pralinen aufsammelte und sie sich ins Maul stopfte.
»Gib mir das Glas«, sagte Beatrix geduldig und zog vorsichtig an der Kordel. Tatsächlich öffnete der Affe die Faust, und Beatrix konnte das Glas aus der Kiste ziehen. Sie gab dem Affen die restlichen Pralinen und schloss die Tür. Die Männer aus Nagaradscha beeilten sich, den Riegel vorzulegen.
»Ich möchte, dass die Kiste mit drei Schlössern versehen wird«, teilte Harry Valentine mit. »Und die des anderen Affen ebenfalls. Und dann bringen Sie die Tiere bitte umgehend zum Regent’s Park.«
»Jawohl, Sir.«
Poppy ging zu ihrer Schwester und umarmte sie in einer plötzlichen Anwandlung von Zärtlichkeit. »Gut gemacht, Bea!«, rief sie. »Woher wusstest du, dass der Affe die Pralinen nicht loslassen würde?«
»Weil es eine allgemein bekannte Tatsache ist, dass Affen fast genauso gierig wie Menschen sind«, antwortete Beatrix. Poppy lachte.
»Meine Damen«, sagte Miss Marks mit gedämpfter Stimme. Sie versuchte die beiden Mädchen zum Schweigen zu bringen und fortzuziehen. »Das schickt sich nicht. Es ist höchste Zeit für uns zu gehen.«
»Ja, natürlich«, lenkte Poppy ein. »Tut mir wirklich leid, Miss Marks. Wir werden unseren Spaziergang jetzt fortsetzen.«
Der Versuch der Gesellschafterin, die Schwestern zum Weitergehen zu bewegen, wurde von den Diplomaten aus Nagaradscha vereitelt. Sie hatten sich in diesem Augenblick um Beatrix versammelt.
»Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen«, verkündete Niran, der Chefdiplomat. »Einen sehr großen. Ihnen gehört die Dankbarkeit unseres Landes und Königs, und in Anerkennung Ihrer mutigen Unterstützung werden wir Sie Eurer Majestät Königin Victoria empfehlen …«
»Nein, danke«, mischte sich Miss Marks ein. »Miss Hathaway wünscht nicht, empfohlen zu werden. Sie werden Ihren Ruf zerstören, wenn Sie sie öffentlich herausstellen. Wenn Sie wirklich Dankbarkeit für ihre Hilfsbereitschaft zeigen wollen, bitten wir Sie, sie mit Stillschweigen zu belohnen.«
Diese Bemerkung hatte weitere Diskussionen und heftiges Kopfnicken zur Folge.
Beatrix seufzte und sah zu, wie der Makak in seiner Kiste davongetragen wurde. »Ich wünschte, ich hätte selbst einen Affen«, sagte sie sehnsüchtig.
Miss Marks warf Poppy einen leidgeprüften Blick zu. »Man würde sich wünschen, dass sie sich ebenso leidenschaftlich nach einem Ehemann umsähe.«
Poppy unterdrückte ein Grinsen und bemühte sich, verständnisvoll dreinzublicken.
»Lassen Sie den Speisenaufzug reinigen«, wandte sich Harry an Valentine und Brimbley. »Bis in die kleinsten Ritzen.«
Die Männer beeilten sich, der
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