Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight
Schulter und strich über den Ärmel ihres Kleides, bis sie durch den feinen Stoff die Wärme seiner Berührung spürte. Sein Daumen spielte mit dem hauchdünnen Saum und streichelte ihre Haut auf eine Weise, dass ihr ganz flau im Magen wurde. »Poppy«, sagte er sanft, »was würden Sie sagen, wenn ich um Erlaubnis bitten würde, Ihnen den Hof machen zu dürfen?«
Sie war sprachlos. Fassungslosigkeit und Verblüffung übermannten sie.
Schließlich hatte jemand sie gefragt.
Und es war nicht Michael oder einer dieser unnahbaren, vornehmen Aristokraten, die sie während drei erfolgloser Saisons kennengelernt hatte. Es war Harry Rutledge, ein schwer fassbarer, rätselhafter Mann, den sie vor ein paar Tagen zum ersten Mal gesehen hatte.
»Warum ich?«, stammelte sie nur.
»Weil Sie eine interessante und wunderschöne Frau sind. Weil ich jedes Mal lächeln muss, wenn ich Ihren Namen sage. Aber vor allem, weil es meine einzige Chance sein könnte, jemals in meinem Leben Hotchpotch zu essen.«
»Es tut mir leid, aber … nein. Das wäre überhaupt keine gute Idee.«
»Ich finde, das ist die beste Idee, die ich jemals hatte. Warum geht es denn nicht?«
In Poppys Kopf drehte sich alles. Sie brachte kaum eine Antwort heraus. »Ich … möchte nicht umworben werden. Es ist zu aufreibend. Und zu enttäuschend.«
Sein Daumen entdeckte den sanften Grat ihres Schlüsselbeins und fuhr langsam darüber. »Es ist fraglich, ob Sie jemals eine richtige Brautwerbung erlebt haben. Aber wenn es Ihnen lieber ist, verzichten wir ganz darauf. Das würde auch Zeit sparen.«
»Ich möchte aber nicht darauf verzichten«, erklärte Poppy sichtlich erregt. Sie schauderte, als seine Fingerspitzen an ihrem Hals entlangfuhren. »Was ich sagen will … Mr Rutledge … Ich habe gerade eine sehr schwere Erfahrung hinter mir. Es ist zu früh für mich.«
»Sie sind von einem Jüngling hofiert worden, der tun musste, wie ihm befohlen wurde.« Sein heißer Atem streifte ihre Lippen, als er flüsterte: »Sie sollten es einmal mit einem Mann versuchen, der nicht um Erlaubnis zu fragen braucht.«
Ein Mann, das war er, in der Tat.
»Ich kann es mir nicht leisten zu warten«, fuhr Harry fort. »Nicht, wenn Sie so wild entschlossen sind, nach Hampshire zurückzugehen. Sie sind der Grund, warum ich heute Abend hier bin, Poppy. Glauben Sie mir, ich wäre sonst niemals hergekommen.«
»Mögen Sie keine Bälle?«
»Doch. Aber die Bälle, an denen ich teilnehme, werden von ganz anderen Leuten gegeben.«
Poppy konnte sich nicht recht vorstellen, welche Sorte Leute er meinte oder in welchen Kreisen er sich für gewöhnlich bewegte. Harry Rutledge war einfach zu mysteriös. Zu routiniert, zu überwältigend in jeder Hinsicht. Er würde ihr niemals das ruhige und ganz normale Leben bieten können, nach dem sie so sehr verlangte.
»Mr Rutledge, bitte sehen Sie dies nicht als Affront, aber Sie haben einfach nicht die Qualitäten, die ich in einem Ehemann suche.«
»Woher wissen Sie das? Ich bin im Besitz ganz hervorragender Qualitäten, die Sie noch gar nicht zu Gesicht bekommen haben.«
Poppy lachte unsicher. »Sie sind wohl nie um eine Antwort verlegen«, sagte sie. »Dennoch … ich möchte nicht …« Ihr blieb die Luft weg, als er sich plötzlich herunterbeugte und ihr einen flüchtigen Kuss von den Lippen stahl, als wäre es möglich, ihr Lachen zu schmecken. Sie spürte den Kuss noch auf ihrem Mund, als er längst vorbei war, so als wären ihre hochsensiblen Nerven außerstande, die Empfindung loszulassen.
»Verbringen Sie einen Nachmittag mit mir«, drängte er. »Morgen.«
»Nein, Mr Rutledge. Ich bin …«
»Harry.«
»Harry, ich kann nicht …«
»Eine Stunde?«, flüsterte er. Er beugte sich wieder zu ihr herunter, doch sie wandte sich verwirrt ab. Also suchte er ihren Nacken und liebkoste die empfindsame Haut mit seinen halbgeöffneten Lippen.
Noch nie hatte jemand sie auf diese Weise berührt, nicht einmal Michael. Wer hätte gedacht, dass es sich so köstlich anfühlte? Wie benommen ließ Poppy den Kopf in den Nacken fallen und gab sich dem Halt seiner starken Arme hin. Mit unwiderstehlicher Sanftheit suchte er ihre Kehle und berührte ihren Puls mit seiner Zungenspitze. Mit der einen Hand hielt er ihren Kopf und fuhr mit dem Daumen über den seidigen Haaransatz. Als sie das Gleichgewicht verlor, schlang sie ihm beide Arme um den Nacken.
Seine Zärtlichkeit zauberte einen rosigen Schimmer auf ihre Haut, und seine weichen Lippen
Weitere Kostenlose Bücher