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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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unmoralischen Triumphgefühl. Nein, nicht Triumph … es waren Stolz und freudige Erregung. Alles war so viel einfacher, als er erwartet hatte, insbesondere durch Michael Baynings unerwartetes Auftauchen auf dem Norbury-Ball. Der Dummkopf hatte ihm Poppy praktisch auf dem Silbertablett serviert. Und als sich die Gelegenheit bot, hatte Harry sie beim Schopf gepackt.
    Überdies hatte Harry das Gefühl, Poppy verdient zu haben. Jeder Mann, der sich eine Frau wie Poppy wegen irgendwelcher Bedenken entgehen ließ, war ein Narr. Er erinnerte sich an ihren Anblick im Ballsaal, blass, unsicher und verzweifelt. Die Erleichterung auf ihrem Gesicht, als Harry sich anbot, mit ihr zu tanzen, war nicht zu übersehen gewesen. Sie hatte sich ihm zugewandt, sie hatte ihm gestattet, sie wegzuführen.
    Und als Harry sie auf den Balkon hinausbegleitet hatte, war an die Stelle seiner Genugtuung ein völlig anderes, ihm bis dahin unbekanntes Gefühl getreten … der Wunsch, eines anderen Leid zu lindern. Die Tatsache, dass er ihren Herzschmerz überhaupt erst herbeigeführt hatte, war bedauerlich. Aber der Zweck heiligte eben die Mittel. Und wenn sie erst einmal sein wäre, würde er noch viel mehr für sie tun und sich so viel besser um sie kümmern, als Michael Bayning es jemals gekonnt hätte.
    Jetzt musste er sich erst einmal mit Poppys Familie einig werden, die verständlicherweise empört war, dass er sie kompromittiert hatte. Aber darüber machte er sich nicht die geringsten Sorgen. Er zweifelte nicht an seiner Fähigkeit, Poppy dazu zu bringen, ihn zu heiraten. Und so wenig die Hathaways auch damit einverstanden wären, letztlich würde ihnen nichts anderes übrigbleiben, als sich damit abzufinden.
    Ihn zu heiraten war für Poppy die einzige Möglichkeit, ihre Ehre wiederzugewinnen. Das wusste jeder.
    Als Leo und Cam die Bibliothek betraten, bot Harry ihnen mit ausdrucksloser Miene ein Glas Wein an, aber sie lehnten ab.
    Leo ging hinüber zum Kamin und lehnte sich gegen den Sims, die Arme vor der Brust verschränkt. Cam steuerte auf einen ledergepolsterten Lehnstuhl zu und machte es sich darin bequem, indem er seine langen Beine ausstreckte und die Fußknöchel verschränkte.
    Harry ließ sich von der entspannten Körperhaltung der beiden Männer nicht täuschen. Wut und eine kaum erträgliche Spannung männlicher Disharmonie erfüllten den Raum. Harry wartete gelassen, bis einer der beiden das Wort ergriff.
    »Sie sollten vielleicht wissen, Rutledge«, begann Leo in freundlichem Ton, »dass ich eigentlich vorhatte, Sie ohne lange Vorrede umzubringen, aber Rohan ist der Meinung, wir sollten uns erst ein paar Minuten unterhalten. Ich persönlich glaube ja, dass er mich nur aufhalten will, damit er selbst in den Genuss kommt, Ihnen den Hals umzudrehen. Und selbst wenn Rohan und ich Sie am Ende nicht umbringen sollten, werden wir unseren Schwager Merripen kaum davon abhalten können, das Versäumte zu erledigen.«
    Harry saß halb auf der Kante seines schweren Mahagoni-Bibliothekstisches. »Ich schlage vor, Sie warten noch, bis Poppy und ich geheiratet haben, dann ist sie wenigstens eine anständige Witwe.«
    »Was verleitet Sie zu der Annahme«, erkundigte sich Cam, »dass wir mit der Verbindung einverstanden sind?«
    »Wenn sie mich nach dieser Sache nicht heiratet, wird sie nirgends mehr willkommen sein. Ebenso wenig der Rest Ihrer Familie.«
    »Ich denke, wir waren in London ohnehin nie willkommen«, antwortete Cam, und seine haselnussbraunen Augen verengten sich.
    »Rutledge«, fuhr Leo mit trügerischer Beiläufigkeit fort, »bevor ich den Titel erbte, lebten die Hathaways so viele Jahre außerhalb der Londoner Gesellschaft, dass wir keinen Heller darauf geben, ob wir dort willkommen sind oder nicht. Poppy muss überhaupt niemanden heiraten. Sie wird heiraten, wenn es ihr Wunsch ist. Und Poppy ist der Meinung, dass Sie beide auf keinen Fall zueinander passen würden.«
    »Die Damen ändern ihre Meinung oft und gerne«, entgegnete Harry. »Lassen Sie mich morgen mit Ihrer Schwester sprechen. Ich werde sie davon überzeugen, das Beste aus der Situation zu machen.«
    »Bevor Sie sie überzeugen«, machte Cam deutlich, »müssen Sie uns überzeugen. Denn das Wenige, das ich über Sie weiß, gibt mir ein verdammt schlechtes Gefühl.«
    Gewiss wusste Cam Rohan etwas über ihn. Cams frühere Position im Spielclub gestattete es ihm, alle möglichen vertraulichen Informationen zu beziehen. Harry war neugierig, wie viel er über ihn

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