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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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einer Fransenlampe ließ Wins blondes Haar glänzen. »Wenn du ihn magst, Poppy«, sagte sie mit sanfter Stimme, »wenn du in ihm Qualitäten gefunden hast, die du schätzt, dann bin ich sicher, werde ich das auch.«
    »Ich wünschte, Amelia würde auch so denken. Und ebenso Miss Marks. Sie sind beide so … nun ja, dogmatisch … dass ich kaum etwas mit ihnen besprechen kann.«
    Win lächelte. »Vergiss nicht, dass sich Amelia sehr lange um uns gekümmert hat. Ihr fällt es eben nicht leicht, ihre Rolle als unsere Beschützerin aufzugeben. Aber sie wird es. Erinnerst du dich, wie schwer es für sie war, als Leo und ich nach Frankreich gereist sind? Welche Sorgen sie sich um uns gemacht hat?«
    »Ich glaube, sie hat sich eher Sorgen um Frankreich gemacht.«
    »Nun, Frankreich hat die Hathaways überlebt«, sagte Win mit einem Lächeln. »Und du wirst es überleben, morgen Harry Rutledges Frau zu werden. Nur … wenn ich auch meinen Teil dazu sagen darf …?«
    »Natürlich. Die anderen haben es schließlich auch.«
    »Die Saison in London ist wie eins dieser Drury-Lane-Melodramen, bei denen es am Ende immer eine Hochzeit gibt. Und niemand scheint jemals einen Gedanken daran zu verschwenden, was danach passiert. Aber eine Hochzeit ist nicht das Ende der Geschichte, sie ist erst der Anfang. Und es erfordert die Anstrengungen beider Partner, etwas daraus zu machen. Ich hoffe, Mr Rutledge hat dir Grund zur Zuversicht gegeben, dass er der Ehemann sein wird, der dich glücklich machen kann?«
    »Nun ja …« Poppy zögerte. »Er hat gesagt, ich würde wie eine Königin leben. Obwohl das nicht ganz dasselbe ist, nicht wahr?«
    »Nein«, erwiderte Win mit zärtlicher Stimme. »Sei vorsichtig, meine Liebe, dass du nicht als Königin der Einsamkeit endest.«
    Poppy nickte. Sie fühlte sich unbehaglich, sie hatte Angst und versuchte es zu verbergen. Auf ihre einfühlsame Weise hatte Win ihr einen Rat gegeben, der so viel verheerender und niederschmetternder war als die Warnungen aller Familienmitglieder zusammen. »Ich werde deinen Rat beherzigen«, sagte sie und starrte auf den Boden, auf die winzigen Blümchen auf ihrem Kleid, überallhin, nur nicht in die aufmerksamen Augen ihrer Schwester. Sie drehte den Verlobungsring an ihrem Finger hin und her. Obwohl derzeit eigentlich Diamantbesätze oder farbige Steine in Mode waren, hatte Harry ihr einen einzelnen rosenförmigen Diamanten gekauft, in dessen Oberfläche die verschachtelten Blütenblätter einer Rose geschnitzt waren.
    »Ich habe Sie um etwas Kleines und Einfaches gebeten«, hatte sie bemerkt, als er ihr den Ring geschenkt hatte.
    »Er ist einfach«, entgegnete er.
    »Aber nicht klein.«
    »Poppy«, hatte er ihr mit einem Lächeln erklärt, »ich mache keine kleinen Sachen.«
    Mit einem verstohlenen Blick auf die eifrig tickende Uhr auf dem Kaminsims holte Poppy ihre Gedanken wieder in die Gegenwart zurück. »Ich werde meine Meinung nicht ändern, Win. Ich habe Harry mein Wort gegeben, dass ich ihn heiraten werde, und so soll es sein. Er war sehr freundlich zu mir. Ich würde es ihm niemals heimzahlen, indem ich ihn vor dem Altar im Stich lasse.«
    »Das verstehe ich.« Win legte ihre Hand auf Poppys und drückte sie sanft. »Poppy … hat Amelia schon das ›gewisse Gespräch‹ mit dir geführt?«
    »Du meinst das ›Was-erwartet-mich-in-meiner-Hochzeitsnacht‹-Gespräch?«
    »Ja.«
    »Das wollte sie später am Abend mit mir besprechen, aber ich kann es genauso gut schon jetzt von dir hören.« Poppy machte eine kurze Pause. »Aber vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich über das Paarungsverhalten von mindestens dreiundzwanzig verschiedenen Tierarten bestens Bescheid weiß, was daran liegt, dass ich so viel Zeit mit Beatrix verbringe.«
    »Du lieber Himmel«, sagte Win mit einem Grinsen. »Vielleicht sollte ich dann besser dir das Wort überlassen, meine Liebe.«
    Die Schönen, Mächtigen und Reichen heirateten für gewöhnlich in der St.-George’s-Kirche am Hanover Square mitten in Mayfair. Tatsächlich waren am Altar von St. George’s bereits so viele Adelssöhne und Jungfrauen in den heiligen Stand der Ehe getreten, dass die Kirche inoffiziell und recht geschmacklos als »Hymen-Tempel von London« bekannt war.
    Ein Giebeldreieck mit sechs massiven Säulen bildete die Frontseite des eindrucksvollen, aber relativ schlichten Bauwerks. Die St.-George’s-Kirche war bewusst mit sehr wenigen Ornamenten versehen, um nicht von ihrer schönen Architektur abzulenken.

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