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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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gemacht.«
    »Warum sollte sie einsam sein? Sie ist rund um die Uhr von Leuten umgeben.«
    »Das kann die schlimmste Einsamkeit überhaupt sein.«
    Ein Anflug von Traurigkeit lag in ihrer Stimme. Leo wollte sie berühren … sie zu sich heranziehen … ihr Gesicht an seine Schulter legen … Er spürte, wie ihm Angst wurde, ja, Panik überkam ihn. Er musste etwas tun, ganz egal was, um dieses Gefühl, diesen Augenblick zu durchbrechen.
    »Kopf hoch, Marks«, sagte er forsch. »Eines Tages werden auch Sie diesen einen besonderen Mann finden, den Sie für den Rest Ihres Lebens quälen können.«
    Er war erleichtert zu sehen, dass sich der vertraute finstere Ausdruck auf ihrem Gesicht wieder einstellte.
    »Dafür müsste mir erst einmal ein Mann begegnen, der es mit einer guten Tasse Tee aufnehmen könnte.«
    Leo wollte gerade etwas erwidern, als er ein Geräusch aus der Sakristei vernahm, in der Poppy wartete.
    Es war eine Männerstimme, und was er zu sagen hatte, schien dringlich zu sein.
    Leo und Miss Marks sahen einander an.
    »Sollte Poppy nicht eigentlich allein in der Sakristei sein?«, fragte Leo.
    Die Gesellschafterin nickte unsicher.
    »Ist es Rutledge?«, dachte Leo laut.
    Miss Marks schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn eben noch draußen vor der Kirche gesehen.«
    Ohne ein weiteres Wort griff Leo nach der Klinke, öffnete die Tür, und beide betraten sie die Sakristei.
    Leo blieb so unvermittelt stehen, dass Miss Marks, die hinter ihm ging, gegen ihn lief. Seine Schwester, die in einem hochgeschlossenen weißen Spitzenkleid steckte, hob sich wie eine Silhouette gegen die schwarzen und violetten Kirchengewänder ab, vor denen sie stand. Poppys Erscheinung war engelsgleich. Tageslicht fiel aus einem schmalen Fenster herein und beschien den langen Schleier, der ihr, ausgehend von einem hübschen Kopfgesteck aus weißen Rosenknospen, in leichten Wellen über den Rücken fiel.
    Und ihr gegenüber stand Michael Bayning, der wie ein Verrückter aussah, mit wild funkelnden Augen und zerknitterten Kleidern.
    »Bayning«, sagte Leo und schlug die Tür mit einem nachhaltigen Fußtritt zu. »Ich wusste gar nicht, dass man Sie eingeladen hat. Die Gäste sitzen bereits auf den Bänken. Ich schlage vor, Sie gesellen sich dazu.« Seine Stimme war frostig und barg eine stillschweigende Warnung. »Oder am besten verschwinden Sie ganz!«
    Bayning schüttelte den Kopf, seine Augen glühten vor Wut und Verzweiflung. »Ich kann nicht. Ich muss mit Poppy sprechen, bevor es zu spät ist.«
    »Es ist bereits zu spät«, sagte Poppy, und ihr Antlitz war fast so weiß wie ihr Kleid. »Alles ist entschieden, Michael.«
    »Sie müssen wissen, was ich herausgefunden habe.« Michael warf Leo einen flehenden Blick zu. »Lassen Sie mich nur einen kurzen Moment mit ihr allein.«
    Leo schüttelte den Kopf. Es war nicht so, dass er an Baynings erbärmlichem Zustand keinen Anteil nahm, doch konnte er nicht erkennen, wozu das alles gut sein sollte. »Es tut mir leid, mein Lieber, aber wenigstens einer muss auch noch an den Anstand denken. Das sieht mir hier zu sehr nach einem letzten Rendezvous vor der Vermählung aus. Und während dergleichen zwischen Braut und Bräutigam schon skandalös genug ist, wäre es nur umso anstößiger zwischen der Braut und einem Dritten.« Er bemerkte, dass sich Miss Marks neben ihn gestellt hatte.
    »Lassen Sie ihn reden«, sagte die Gesellschafterin.
    Leo warf ihr einen wütenden Blick zu. »Verdammt, Marks! Werden Sie es eigentlich niemals müde, mir Kommandos zu erteilen?«
    »Sobald Sie meinen Rat nicht mehr benötigen«, erwiderte sie, »werde ich Ihnen auch keinen mehr geben.«
    Poppy starrte Michael noch immer an. Es war wie in einem Traum, einem Alptraum. Ausgerechnet Michael musste zu ihr kommen, während sie in ihrem Hochzeitskleid darauf wartete, in wenigen Minuten einen anderen zu heiraten. Große Angst erfüllte sie. Sie wollte nicht hören, was Michael zu sagen hatte, aber sie konnte ihn auch nicht wegschicken.
    »Warum bist du hier?«, gelang es ihr zu fragen.
    Michael sah sie flehend an. Er hielt ihr etwas hin … einen Brief. »Kommt dir dieser Brief bekannt vor?«
    Poppy nahm das Kuvert mit ihren Spitzenhandschuhen entgegen und betrachtete ihn eingehend. »Der Liebesbrief«, entfuhr es ihr. »Ich habe ihn verloren. Wo … wo hast du ihn gefunden?«
    »Bei meinem Vater. Harry Rutledge hat ihm den Brief gegeben.« Michael fuhr sich mit zerstreuter Heftigkeit durchs Haar. »Dieser Bastard ist zu

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