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Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight

Titel: Zärtlicher Nachtwind - Kleypas, L: Zärtlicher Nachtwind - Tempt me at Twilight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Doch als erwachsene Frau musste sie Verantwortung für ihre Handlungen übernehmen. Da kam ihr in den Sinn, dass sie nicht die Einzige war, die ein Risiko eingehen würde. Auch Harry konnte nicht sicher sein, dass sie die richtige Frau für ihn war.
    »Es ist nicht gerecht, wenn nur ich all diese Fragen stelle«, erklärte sie. »Jetzt sind Sie an der Reihe.«
    »Nein, ich habe mich schon entschieden, dass ich Sie haben will.«
    Poppy konnte sich ein verblüfftes Lachen nicht verkneifen. »Treffen Sie alle Ihre Entscheidungen so impulsiv?«
    »Nicht unbedingt. Aber ich weiß, wann ich meinem Instinkt vertrauen kann.«
    Harry wollte gerade etwas hinzufügen, als er im Augenwinkel einer Bewegung gewahr wurde. Poppy folgte seinem Blick und entdeckte Medusa, die sich unschuldig ihren Weg durch den Rosengang bahnte und gerade im Watschelgang den Gartenweg überquerte. Der kleine weißbraune Igel sah aus wie eine wandelnde Scheuerbürste. Zu Poppys Erstaunen ging Harry in die Hocke, um das Tier hochzunehmen.
    »Fassen Sie sie lieber nicht an«, warnte ihn Poppy. »Sie wird sich zusammenrollen und Ihnen die Stacheln ins Fleisch bohren.«
    Harry aber legte seine geöffneten Hände rechts und links neben das neugierige Tierchen auf die Erde. »Hallo, Medusa.« Vorsichtig schob er seine Hände unter den Igel. »Entschuldige, dass ich deine Leibesübungen unterbreche. Aber glaube mir, es würde dir wirklich nicht gefallen, einem meiner Gärtner in die Arme zu laufen.«
    Poppy sah ungläubig zu, wie sich Medusa entspannte und bereitwillig in den warmen Männerhänden niederließ. Sie glättete ihre Stacheln und erlaubte ihm, sie hochzunehmen und so umzudrehen, dass sie mit den Füßen nach oben in seiner Hand lag. Er streichelte das weiche weiße Unterbauchfell, woraufhin Medusa ihr zartes Schnäuzchen hob und ihn mit ihrem immerwährenden Lächeln ansah.
    »Außer Beatrix habe ich noch niemanden gesehen, der so mit ihr umgehen konnte«, sagte Poppy, die sich neben ihn gestellt hatte. »Haben Sie Erfahrung mit Igeln?«
    »Das nicht.« Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln. »Aber ich habe sehr wohl eine gewisse Erfahrung mit kratzbürstigen Damen.«
    »Entschuldigung«, wurden sie von Beatrix unterbrochen, die zu ihnen in den Rosengang kam. Sie war zerzaust, ihr Kleid war voller Gräser und Blätter, die Haare hingen ihr ins Gesicht. »Wie es aussieht, habe ich sie aus den Augen verloren … Oh, da bist ja, Medusa!« Sie musste unwillkürlich grinsen, als sie sah, wie Harry den Igel in seinen Händen hielt. »Traue immer einem Mann, der mit einem Igel umgehen kann. Das pflege ich immer zu sagen.«
    »Ach ja?«, meinte Poppy trocken. »Das habe ich aber noch nie von dir gehört.«
    »Ich sage es nur zu Medusa.«
    Harry übergab das Tierchen vorsichtig in Beatrix’ Hände. »Der Fuchs hat so manche List«, zitierte er, »der Igel nur eine.« Er lächelte Beatrix an, als er hinzufügte: »Aber es ist eine gute.«
    »Archilochos«, erwiderte Beatrix prompt. »Lesen Sie griechische Lyrik, Mr Rutledge?«
    »Eigentlich nicht. Aber für Archilochos mache ich eine Ausnahme. Er verstand es, eine Aussage zu treffen.«
    »Vater nannte ihn einen ›rasenden Jambiker‹«, sagte Poppy, und Harry lachte.
    Und in diesem Augenblick traf Poppy ihre Entscheidung.
    Denn wenn Harry Rutledge auch seine Schwächen hatte, so gab er sie offen zu. Und ein Mann, der einen Igel betören und Witze über altgriechische Dichter verstehen konnte, war ein Risiko wert.
    Sie würde nicht aus Liebe heiraten können, aber wenigstens aus Hoffnung.
    »Bea«, murmelte sie, »könntest du uns einen Augenblick allein lassen?«
    »Natürlich. Medusa freut sich schon darauf, die Erde unter der nächsten Hecke umzugraben.«
    »Danke, meine Liebe.« Poppy wandte sich wieder Harry zu, der sich den Staub von den Händen klopfte. »Darf ich noch eine letzte Frage stellen?«
    Er sah sie aufmerksam an und zeigte ihr seine Hände, wie um zu beweisen, dass er nichts zu verbergen hatte.
    »Würden Sie von sich sagen, dass Sie ein guter Mann sind, Harry?«
    Darüber musste er nachdenken. »Nein«, antwortete er schließlich. »In dem Märchen, das Sie gestern erwähnt haben, wäre ich vermutlich der Bösewicht. Aber es ist durchaus möglich, dass Sie der Bösewicht um einiges besser behandeln würde als der Prinz.«
    Poppy fragte sich, was mit ihr los war. Eigentlich hätte ihr dieses Geständnis Angst machen müssen, stattdessen empfand sie sogar eine gewisse Belustigung. »Harry,

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