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Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Lucas hob sie auf den Boden.
    »Kannst du laufen, oder muß ich dich ins Haus tragen?« fragte er belustigt und hoffte auf Letzteres.
    »Mich tragen? Das ist ja wohl absurd.«
    Sharisse ging ihm voraus und auf die Tür zu, und sie lief beachtlich gerade. Lucas stellte fest, daß der Kutscher grinste, und er grinste auch, während er sich verabschiedete und ihn fortschickte. Er fing Sharisse auf, als sie gegen die Tür wankte.
    »Ich dachte, da seien keine Stufen«, sagte sie empört, und sie warf einen bösen Blick auf Lucas, der hinter ihr stand.
    »Da sind auch keine«, sagte er kichernd.
    »Ach.«
    Der Mondschein flutete in das Zimmer, und daher schaltete er kein Licht ein. Er riß sie in seine Arme und wunderte sich über die Wirkung, die das auf ihn ausübte. Er hielt sie im Arm, hatte sie genau da, wo er sie haben wollte. Und doch war er so machtlos wie sie, nicht in der Lage, ihren Lippen zu widerstehen, die sich so bezaubernd teilten.
    Er wollte ihre Lippen nur kosten, doch ihre Lippen bewegten sich unter seinem Mund, warm und lebendig, und entzündeten ein Feuer in ihm. Er stöhnte laut. Sharisse seufzte, legte ihren Kopf an seine Schulter und merkte gar nicht, was sie ihm eigentlich antat.
    Ihm wurde klar, daß er sie genau jetzt haben konnte. In ihrem Zustand würde sie sich nicht widersetzen. Aber so wollte er es nicht haben. Sie mußte es selbst wollen, ihn begehren, nicht durch Alkohol außer Gefecht gesetzt sein. Wenn er sie jetzt nahm, würde sie sich vielleicht gar nicht daran erinnern können. Aber wenn sie sich erinnerte, konnte sie es nachträglich bereuen und ihn möglicherweise dafür verabscheuen. Er wollte keine Schuldgefühle, keine Gewissensbisse, keine Anklagen. Und aus irgendwelchen unverständlichen Gründen war es ihm wichtig, daß sie sich daran erinnern konnte.
    Zum Teufel, woher kamen bloß all diese noblen Gefühle? Er hatte nach wie vor die Absicht, sie unter allen Umständen zu verführen. Wenn er skrupellos war, war es das beste, wenn er es jetzt gleich tat.
    Sharisse seufzte. Sie war wieder eingeschlafen. Lucas lächelte versonnen. Nicht heute, mein Schätzchen, aber bald. Seine Lippen streifte ihre Stirn, und er trug sie in ihr Zimmer.
    Sie erwachte, als er sie auf das Bett legte und ihr die Schuhe ausziehen wollte. »Das kann ich selbst«, protestierte sie.
    Sie setzte sich zu schnell auf und fiel wieder zurück, weil ihr schwindlig wurde. Lucas grinste.
    »Stell dir mich doch einfach als deine Zofe vor«, sagte er, als er ihre Schuhe auf den Boden fallen ließ. »Ich bin sicher, daß du so was gehabt hast.«
    »Aber du siehst Jenny überhaupt nicht ähnlich.« Das fand sie sehr komisch, und sie kicherte. Sie bemerkte nicht, daß er ihr den Umhang auszog, doch sie beugte sich vor, damit er die Knöpfe auf ihrem Rücken öffnen konnte. »Ich bin froh, daß sie jetzt nicht hier ist, denn sonst bekäme ich wirklich Schimpfe. Sie hält gar nichts vom Trinken, verstehst du, und …« Sie schnappte nach Luft. »Warum hast du mir nicht gesagt, daß dein Bruder ein Mörder ist?«
    »Weil das nicht wahr ist.«
    »Aber er hat Hunderte von Menschen getötet!«
    »Hunderte?«
    »Na ja, vielleicht auch nur Dutzende, aber was macht das für einen Unterschied?«
    »Du hast auf diesen Klatsch gehört, Sharisse.« Er grinste, als er sie vom Bett hob, um ihr Abendkleid unter ihr herauszuziehen. Sie merkte es nicht.
    »Ich mußte es mir zwangsläufig anhören. Mein Gott -daß du ihn nur als schwarzes Schaf bezeichnet hast! Das ist doch wohl recht milde ausgedrückt, meinst du nicht? Du hättest mich wenigstens warnen können.«
    »Weil er einen Mann getötet hat?«
    »Viele Männer!«
    »Er hat nur einen einzigen Mann getötet, Sharisse. Alle anderen, die er angeblich umgebracht hat, existieren nicht. Das sind nur Gerüchte, sonst gar nichts. Es ist das, was die Leute gern über ihn glauben möchten.«
    »Wirklich nur einen?«
    »Ja.« Er fing an, ihr Korsett aufzuschnüren.
    »Aber …«
    »Das war ein kaltblütiger Mörder, der den Tod verdient hat.«
    Sie hatte vergessen, daß der Mann hinter Lucas und Slade hergeritten war, als sie noch Kinder waren, und daß er Jagd auf sie gemacht hatte, nachdem er ihren Vater getötet hatte. Wenn die Gesetze nicht in der Lage waren, ihn zu richten, war es dann so falsch, daß Slade Gerechtigkeit geübt hatte?
    »Die Leute sagen, daß es ein fairer Kampf war«, sagte Sharisse leise.
    »Das war es auch. Slade hätte dabei ebensogut sterben können.«
    »Es

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