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Zärtlicher Sturm

Zärtlicher Sturm

Titel: Zärtlicher Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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erst sechzehn. Ihre Mutter Lila, die neben ihr saß, schien an dieser Äußerung nichts Befremdliches zu finden. Lila nickte zustimmend, und auch die anderen Damen, die in dieser Ecke versammelt waren, nickten.
    »Aber er ist doch noch gar nicht mein Mann«, stellte Sharisse klar.
    »Schätzchen, Sie sind doch schon so gut wie verheiratet«, sagte Mrs. Landis. »Also früher, in den alten Zeiten, hat man von jungen Paaren nicht erwartet, daß sie so lange warten, wenn selten ein Pfarrer in die Gegend kam. Solange sie es nur wollten und konnten, haben sie einen Hausstand gegründet und den Segen auf später verschoben. Jetzt haben die meisten Städte ihren eigenen Pfarrer. Wir hatten eine Zeitlang auch einen, aber seit er verstorben ist, hat niemand seinen Platz eingenommen.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Sharisse höflich.
    »Ich gebe gern zu, daß ich immer gehofft hatte, ich würde Luke einmal auffallen.« Naddy beugte sich vor, als sage sie das ganz im Vertrauen, doch alle sechs anwesenden Frauen beugten sich ebenfalls vor und steckten die Köpfe zusammen. »Entweder er oder sein Bruder Slade. Sie sind beide so …«
    »Naddy Durant!« sagte Lila atemlos. »Es ist etwas ganz anderes, ob man einen netten, respektablen Mann wie unseren Luke bewundert, oder ob man sich über einen Mann wie Slade Gedanken macht. Ich dachte, ich hätte dich Besseres gelehrt, Kleines.«
    Naddy schien sich durch diesen Einwand kein bißchen einschüchtern zu lassen. »Haben Sie Slade schon kennengelernt?« fragte sie Sharisse.
    »Nein, ich fürchte, ich habe seine Bekanntschaft noch nicht gemacht«, erwiderte Sharisse.
    »Na, dann steht Ihnen ja noch was bevor.«
    »Aber nichts, worauf Sie sich freuen sollten«, verbesserte Lila ihre Tochter. Ihr Unwille stand ihr jetzt ganz deutlich auf ihrem Gesicht geschrieben.
    »Ach, so übel ist der Junge doch gar nicht, Lila«, warf Mrs. Landis ein.
    »Doch, das ist er«, schlug sich eine andere Frau auf Lilas Seite.
    »Wir sollten eigentlich gar nicht über Slade reden.«
    »Und warum nicht, Lila?« Ihr Mann, Emery, war mit John Hadley zu ihnen gekommen. »Schließlich kann sich nicht jede Stadt damit brüsten, die Heimat eines berühmten Revolverhelden zu sein.«
    »Also, hör mal, du weißt doch selbst genau, daß Slade Holt nicht aus Newcomb stammt«, widersprach Lila ihrem Mann.
    »Nein, aber seit sich sein Bruder hier niedergelassen hat, ist er nirgends mehr zu Hause als in Newcomb.«
    Sharisse starrte Emery Durant neugierig an. »Was heißt Revolverheld? Läßt er sich von anderen engagieren?« Sie hatte die Augen weit aufgerissen.
    Emery schüttelte den Kopf. »Nicht, daß ich wüßte. Ich habe nie gehört, daß er für andere arbeitet. Wollen Sie damit etwa sagen, daß Luke Ihnen nichts von seinem Bruder erzählt hat?«
    »Nicht allzuviel«, gestand sie ein.
    »Was Sie nicht sagen!« Emery strahlte über das ganze Gesicht wie ein Kind an Weihnachten. Er vergewisserte sich nur mit einem Blick in die Runde, daß Luke am anderen Ende des Raumes stand, ehe er sich neben seine Frau setzte. »Na, dann erzähle ich Ihnen doch mal von dem Tag, an dem Slade Holt zum ersten Mal nach Newcomb gekommen ist.«
    Die Frauen seufzten einstimmig, denn sie hatten alle diese Geschichte schon zahllose Male gehört. Sharisse war nicht sicher, ob sie diese Geschichte überhaupt hören wollte.
    »Er war gekleidet wie ein Indianer«, sagte John Hadley, ehe Emery auch nur den Mund aufmachen konnte. »Und ausgesehen hat er auch wie einer, mit Haaren bis auf die Schultern und …«
    »Läßt du mich jetzt vielleicht mal die Geschichte erzählen, John?« sagte Emery empört.
    »Ich war schließlich dabei«, brummte John. »Du warst nicht dabei.«
    »Was genau soll Slade eigentlich getan haben?« warf Sharisse ein, um dem vorzubeugen, was wie der Anfang einer hitzigen Diskussion wirkte.
    »Na ja, er hat Feral Sloan umgelegt. Sloan war ein harter Junge, ein Schläger und früher ein gedungener Mörder, einer von der übelsten Sorte.«
    »Sloan!« keuchte Sharisse, als sie diesen Namen hörte.
    Sie warf einen Blick in die Richtung, in der Lucas stand, und sie fragte sich, warum er ihr davon nichts erzählt hatte. Sie konnte gerade noch sehen, wie er mit Samuel Newcomb den Raum verließ. Dann wandte sie sich wieder zu Emery Durant um und hoffte, daß sie ihn mißverstanden hatte.
    »Wollen Sie damit sagen, daß Slade Holt ein Mörder ist?«
    »Nun«, erwiderte Emery, »der einzige, den er hier in dieser Gegend umgelegt

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