Zärtlicher Sturm
Mal schlafend gesehen. Zum ersten Mal hatte sie sich Zeit lassen und ihn in aller Ruhe anschauen können. Das, was sie sah, gefiel ihr, die Muskelstränge, die über seine Brust und seine bloßen Arme verliefen, die Art, auf die sich seine Brustbehaarung gelockt bis zu einem Punkt auf seinem Bauch zog. Selbst wenn er entspannt dalag, sah man seine Kraft.
Sie war beunruhigt, als sie plötzlich feststellte, daß er ohne das gewohnte Grinsen, das um seine Lippen spielte, und ohne das Lachen in diesen Edelsteinaugen sehr gut sein gefährlicher Bruder hätte sein können.
Wie war sie bloß auf diesen Gedanken gekommen? Sie hatte nicht mehr an Slade gedacht, seit sie mit Lucas aus den Bergen zurückgekommen war. Sie war erleichtert gewesen, als sich herausgestellt hatte, daß Slade sie nicht mehr auf der Ranch erwartete. Aber es stimmte. Mit geschlossenen Augen und entspanntem Gesicht war nicht der geringste Unterschied zwischen den beiden zu erkennen.
Zwillinge. Bemerkenswert, was verschiedene Erfahrungen aus zwei Brüdern machen konnten: den einen so gefährlich wie eine zusammengerollte Klapperschlange und den anderen zu einem liebenswerten Schelm. Der eine von beiden nahm Rücksicht auf ihre Gefühle, der andere tat sie mit Arroganz und Geringschätzigkeit ab.
Sharisse wandte eilig ihren Blick ab, da sie sich davor fürchtete, diesen Gedankengang weiterzuführen. Ihr Blick fiel auf Charley, der Lucas noch nie gemocht hatte und jetzt übellaunig wirkte. Charley sprang in diesem Moment aus dem Fenster, als wolle er seiner Unzufriedenheit Ausdruck verleihen. So etwas! Von der eigenen Katze brüskiert zu werden!
»Guten Morgen, meine Schöne.«
Sharisse drehte sich abrupt zu Lucas um. »Wie oft muß ich dich denn noch bitten, mich nicht so zu nennen?« sagte sie unwillig.
»Schimpf mich nicht, mein Schatz. Nicht so früh am Morgen.« Er zog sie zu sich herunter, und mit einer einzigen behenden Bewegung lag er auf ihr und grinste sie spitzbübisch an. »Und warum darf ich dich nicht so nennen?«
»Weil dein Bruder mich so genannt hat und weil es mich an ihn erinnert«, gab sie mit aller Würde, die sie in diesem Moment aufbringen konnte, zurück.
Seine Lippen streiften spielerisch ihren Mund, und dann küßte er ihre zarten, formvollendeten Brüste. »Gut, das will ich nicht, zumindest dann nicht, wenn ich dich gerade liebe. Ich habe wirklich keine Lust, auf meinen eigenen Bruder eifersüchtig zu sein.«
»Neigst du zu Eifersucht, Lucas?«
Zwischen zärtlichen Küssen murmelte er: »Ich weiß es nicht.«
»Warum hast du das dann gesagt?«
»Sagen wir doch einfach, wenn du bei mir bist, will ich sicher sein, daß du auch ganz bei mir bist. Verstanden?«
»Ich kann im Moment kaum denken, Lucas«, flüsterte sie.
Ihre Augen schlossen sich, und sie stöhnte leise, als er sich tiefer nach unten bewegte, seine Lippen ihren Bauch berührten, seine Hände nach ihren Hüften griffen und sie vom Bett hochzogen, während ihr Kopf nach hinten fiel. Sie verlor sich in einem Strudel, den er immer wüster brausen ließ.
Fast hätte sie aufgeschrien, als er aufhörte. Als sie die Augen aufschlug, sah er sie auf eine Weise an, die ihr das Gefühl gab, angebetet, bewundert und begehrt zu werden, grenzenlos begehrt. Dieser Mann war nicht auf ihr Geld oder auf ihre Jungfräulichkeit aus. Wenn er mit ihr schlief, so tat er es ohne jeden Hintergedanken. Er begehrte sie ganz einfach – um ihrer selbst willen. Dieses Gefühl berauschte sie und schlug eine Saite in ihr an, die sie mit Wärme erfüllte, die nie zuvor berührt worden war.
»Mein Gott, bist du schön.«
»Ich fange an zu glauben, daß du es wirklich so siehst«, sagte sie atemlos.
Er sah ihr fest in die Augen. »Glaubst du es denn nicht?«
»O Lucas, hör auf zu reden«, stöhnte sie. Sie streckte ihre Hände nach seinem Kopf aus und zog ihn zu sich herunter.
Er lachte ein tiefes Lachen. Sie wollte ihn haben, jetzt sofort, doch er wollte sie genüßlich auskosten, sie erforschen, all ihre Tiefen ergründen. Er wollte ihr die süßesten Genüsse verschaffen, die sie bisher nicht kannte.
Seine Lippen forderten mit einem sengenden Kuß ihren Mund für sich, während seine Hände ihre empfindsamsten Stellen fanden. Er erfuhr, womit er sie am meisten begeistern konnte, während er sie von einem köstlichen Höhenflug zum nächsten brachte. Er erfuhr auch, daß es, sowie es um Sharisse ging, ein ebenso großes Vergnügen bereitete, zu geben wie zu nehmen. Ehe der
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