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Zaertliches Duell

Zaertliches Duell

Titel: Zaertliches Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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weit, weshalb ich dachte, dann müsse ich eben gehen, aber da war ein so abscheulicher Kerl –! Ich lief so schnell ich konnte in diese Straße und – und Ihre Tür stand offen. Tatsächlich wollte ich mich nur in der Halle verbergen, bis dieser Mensch verschwunden war, doch dann kam plötzlich Ihr Türhüter, und ich war gezwungen, in dieses Zimmer zu laufen, denn wie sollte ich alles erklären? Als ich dem anderen Bedienten sagte, wohin ich wollte, da – da –« Sie brach ab und preßte eine Hand an ihre brennende Wange. »Und dann kamen Sie herein, und ich schlüpfte hinter den Vorhang.«
    Es fiel ihm auf, daß sie während ihrer Rede wohl erregt war, aber gar keine Scheu zeigte und auch keine Angst vor ihm zu haben schien. Er sagte: »Sie machen mich ungemein neugierig. Wohin wollen Sie nun wirklich?«
    »Ich möchte – ich habe den brennenden Wunsch – zu Lord Rotherfields Haus zu gelangen.«
    Seine Miene war nun gar nicht mehr belustigt. Er blickte sie stirnrunzelnd an, in seinen eher harten Augen lag eine Spur von Verachtung. In trockenem Ton sagte er: »Zweifellos, um Seine Lordschaft zu besuchen?«
    Sie warf den Kopf hoch. »Falls Sie so gütig wären, mich zu Lord Rotherfields Haus zu bringen, das ich in dieser Straße vermute, müßte ich Ihre Gastfreundschaft nicht länger in Anspruch nehmen.«
    »Das wäre wohl das letzte Haus in London, zu dem ich Sie brächte. Ich werde Sie lieber zu Ihrem Haus zurückgeleiten, wo immer dies auch sein mag.«
    »Nein, ich muß zu Lord Rotherfield!« rief sie.
    »Er ist sicherlich nicht der richtige Umgang für Sie, mein liebes Mädchen. Außerdem ist kaum anzunehmen, daß Sie ihn zu dieser Stunde in seinem Hause antreffen werden.«
    »Dann muß ich auf ihn warten«, erklärte sie. »Ich bin überzeugt, daß er sich heute nacht nicht sehr verspäten wird, da er früh morgens ein Duell auszutragen hat.«
    Er starrte sie an, seine Augen verengten sich. »Wirklich?«
    »Ja – mit meinem Bruder«, sagte sie mit stockender Stimme. »Ich muß – ich muß ihn davon abhalten!«
    »Ist es möglich«, fragte er, »daß Sie sich einbilden, Sie könnten Rotherfield überreden, seiner Verpflichtung nicht nachzukommen? Sie kennen ihn nicht! Was veranlaßte Sie zu diesem unsinnigen Unternehmen? Wer setzte Sie einer solchen Gefahr aus?«
    »Oh, niemand, niemand! Ich entdeckte durch einen glücklichen Zufall, was Charly vorhat, und Lord Rotherfield kann doch nicht gar so böse sein? Ich weiß zwar, daß er als herzlos und überaus gefährlich bekannt ist, aber er kann doch nicht ein solches Ungeheuer sein, den armen Charly einfach niederzuschießen, wenn ich ihm erkläre, wie jung Charly ist und wie es Mama treffen würde, da sie doch so krank ist und unter schweren Herzanfällen zu leiden hat!«
    Er trat vom Fenster zurück und zog einen Stuhl heran. »Kommen Sie, setzen Sie sich«, sagte er kurz.
    »Aber, Sir –«
    »Tun Sie, was ich sage.«
    Sie näherte sich widerstrebend dem Stuhl und setzte sich, ein wenig irritiert zu ihm aufblickend, auf die äußerste Kante.
    Er zog eine Schnupftabaksdose aus seiner Tasche und klappte sie auf. »Sie sind, glaube ich, Miss Saltwood«, stellte er fest.
    »Nun, ich bin Dorothea Saltwood«, verbesserte sie. »Meine Schwester Augusta ist Miss Saltwood, da ihr noch niemand einen Antrag gemacht hat. Das ist auch der Grund, weshalb ich, obwohl ich schon über neunzehn bin, nicht in Gesellschaft darf. Aber wieso wissen Sie, daß ich Saltwood heiße?«
    Er nahm eine Prise. »Ich war zugegen, Madam, als Ihr Bruder Lord Rotherfield beleidigte.«
    Sie schien unangenehm berührt. »In dieser schrecklichen Spielhölle?«
    »Im Gegenteil. In einem exklusiven Club; und nur einige von uns wissen überhaupt, wieso Lord Saltwood dort Aufnahme gefunden hat.«
    Sie errötete. »Er überredete Torryburn, diesen Dummkopf, ihn mitzunehmen. Freilich hätte er sich nicht so aufführen sollen, aber Lord Rotherfield hatte es auch nicht nötig, ihm eine so derbe Abfuhr zu erteilen. Sie müssen zugeben, das war sehr unfreundlich.«
    »Allerdings«, sagte er. »Bitte, glauben Sie nicht, daß ich auch nur den leisesten Wunsch verspüre, Rotherfield zu verteidigen. Doch um Seiner Lordschaft Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, muß ich Ihnen sagen, daß Ihr Bruder ihm eine unentschuldbare Beleidigung zugefügt hat. Seine Lordschaft hat viele Fehler, doch ich versichere Ihnen, in allen Glücksspielangelegenheiten ist er übergenau. Vergeben Sie mir deshalb, Madam, wenn

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