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Zaertliches Duell

Zaertliches Duell

Titel: Zaertliches Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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bevollmächtigt, Lucys Heirat zu sanktionieren!«
    »Als ob sie das kümmerte! Arthur kann sie um den Finger wickeln, wann immer er dazu Lust hat; sie vergöttert ihn. Überdies ist sie romantisch veranlagt und verwechselt, nach den leidenschaftlichen Elaboraten zu urteilen, die sie mir zu diesem Thema schrieb, dieses feine Paar mit Romeo und Julia.«
    »Iver, sie kann nicht so prinzipienlos sein, etwas Derartiges –«
    »Nicht doch!« unterbrach er. »Sie weiß, daß Arthur sein eigener Herr ist. Und wenn sie nicht bereits informiert ist, daß du die Verbindung gebilligt hast, bis du daraufkamst, daß ich Arthurs Vormund bin, dann wird es Arthur keine fünf Minuten kosten, sie davon zu überzeugen, daß – ist die Verbindung einmal ohne dein Wissen geknüpft – du ihr eher um den Hals fallen als versuchen wirst, die Ehe rückgängig zu machen!«
    Während er sprach, kletterte er wieder auf seinen Sitz und nahm ihr die Zügel aus der Hand. Sie sagte: »Sollte es sich tatsächlich so verhalten, dann kann ich nicht leugnen, daß mir dies wesentlich besser erscheint als eine Flucht zur Grenze. Doch eine unter solchen Umständen geschlossene Ehe muß das ekelhafteste Geschwätz auslösen. Ich kann es nicht zulassen!«
    »Es ist zwecklos, sich darüber so zu erregen«, sagte Seine Lordschaft mit einem bedauerlichen Mangel an Zartgefühl. »Caroline ist recht naiv, aber Windlesham ist ein unerhört vernünftiger Mann, und man kann sich darauf verlassen, daß er solche Pläne nicht unterstützt.«
    »Ja, aber –«
    »Um Himmels willen!« rief er aus. »Kannst du an nichts anderes mehr denken als an dieses schwachsinnige Paar? Meinetwegen können sie zum Teufel gehen! Ich habe von beiden genug und finde sie bereits seit drei Stunden unendlich langweilig!«
    Durch diesen plötzlichen Ausbruch aus ihren sorgenvollen Überlegungen gerissen, bemerkte sie, daß die Pferde sich in Bewegung gesetzt hatten. »Bitte, wohin fahren wir jetzt?« erkundigte sie sich. »Wenn Arthur Lucy in das Haus seiner Schwester brachte, dann müssen wir nicht weiter nach Norden fahren! Wie kannst du nur so zerstreut sein, Iver?«
    »Ich bin nicht zerstreut«, erwiderte er mit einem seltsamen Lachen. »Wir planten, nach Gretna Green zu fahren, und wir werden nach Gretna Green fahren! Unser unmittelbares Ziel heißt jedoch Coltersworth. Dort werden wir im Gasthof ›Zum Engel‹ die Nacht verbringen, und morgen werden wir, falls du nichts dagegen einzuwenden hast, unsere Reise zur Grenze fortsetzen.«
    »Ich habe sehr viel dagegen einzuwenden«, sagte Miss Tresilian nach einer kleinen Pause.
    Er ließ die Pferde halten, legte seine Hand auf die ihre und umschloß sie fest. »Nell!« sagte er mit völlig veränderter Stimme, »so viele vergeudete Jahre – so viel Bitternis! Nell, meine Liebste, sag nicht, es sei zu spät! Du mußt mich heiraten – und du wirst es!«
    Ihre Finger blieben in den seinen, und in ihren lächelnden Augen glänzte eine kleine Träne; sie antwortete jedoch mit großer Würde: »Ich habe durchaus die Absicht, dich zu heiraten, aber nicht, und das verspreche ich dir, auf solch heimliche Art und Weise! Iver, um Himmels willen! Es kommt ein Reisewagen auf uns zu – George!«
    Doch da Seine Lordschaft mit der üblichen Mißachtung äußerer Formen diese Warnung gänzlich ignorierte und Miss Tresilian nicht die Kraft hatte, sich aus seiner Umarmung zu lösen (selbst wenn sie es versucht hätte), bot sich den Passagieren des Reisewagens ein schockierendes Beispiel modernen Sittenverfalls, wobei ein Moralist so weit ging, seinen Wunsch auszudrücken, derart schamlose Personen im Gefängnis zu sehen. »Sich auf einer öffentlichen Landstraße zu umarmen und zu küssen!« sagte er und reckte den Hals, um ja keine Einzelheit des verabscheuungswürdigen Schauspiels zu versäumen. »Und bilden sich auch noch ein, besonders fein zu sein!«
    Doch da irrte er. Ihre Wange an die Seiner Lordschaft geschmiegt, sagte Miss Tresilian lachend: »Was für ein vulgäres Paar sind wir doch, Liebster!«
    »Und wen geht das schon etwas an?« fragte er. »Ach, Liebling, was für Narren waren wir doch!«

Das Duell
    Als er an jenem Abend so unvorhergesehen früh sein Haus betrat, belustigte ihn der Gedanke, dadurch Criddon, seinen Türhüter, in Verlegenheit gebracht zu haben. Er hatte Criddon in Verdacht, heimlich fortgeschlichen zu sein, um mit einem Hausmädchen auf einer Kellerstiege zu poussieren. Der Kerl war nämlich völlig außer Atem; er

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