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Zaertliches Duell

Zaertliches Duell

Titel: Zaertliches Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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berichtete Mr. Wadworth Dorothea, als sie ihn in den kleinen Salon gezogen und gebeten hatte, ihr alles zu erzählen. »Passen Sie auf! Kein Wort zu Charly! Rotherfield schoß daneben!«
    Ihre Augen weiteten sich. »Er schoß in die Luft?«
    »Aber nein. Es war kaum zu erwarten, daß er das tun würde. Verflixt, Dolly, wenn ein Duellant das macht, gibt er zu, daß er im Unrecht war. Überflüssig zu sagen, daß ich mich hundeelend fühlte. Rotherfield sah verdammt grimmig drein. Mit einem ganz sonderbaren Lächeln um den Mund. Das gefiel mir gar nicht. Ich könnte schwören, er zielte sehr sorgfältig. Und feuerte eine gute Sekunde eher als Charly. Wahrscheinlich hat er ihn nur um Haaresbreite verfehlt. Charly schoß ihm in die Schulter. Keine Sorge: Es ist nichts Ernstes. Genaugenommen sollte man nicht überrascht sein, wenn das Ganze Charly gutgetan hat. Er versuchte Rotherfield noch auf dem Schauplatz um Verzeihung zu bitten und hat seitdem auch einmal in der Mount Street vorgesprochen. Aber er wurde nicht eingelassen, der Butler sagte, Seine Lordschaft empfange keine Besucher. Das war ein schwerer Schlag für Charly; er wird an der Geschichte jetzt noch mehr zu knabbern haben. Aber sagen Sie ja kein Wort, Dolly!«
    Sie versicherte ihm, absolutes Stillschweigen zu wahren. Überaus vorsichtig fragte sie, wer außer Lord Rotherfield noch in der Mount Street wohnte. Mr. Wadworth war wohl in der Lage, die Namen verschiedener Persönlichkeiten, die in dieser Straße lebten, anzugeben; doch um einen Menschen befragt, der eher einem Halbgott als einem gewöhnlichen Sterblichen glich, erwiderte er ohne Zögern, daß er auch nicht im entferntesten jemanden kennen würde, der Miss Saltwoods Beschreibung entspräche. Nun begann er allerdings argwöhnisch zu werden, weshalb Dorothea bemüßigt war, ihre Nachforschungen einzustellen und eher darüber nachzudenken, welche anderen Möglichkeiten es gäbe, um den Namen des unbekannten Beschützers herauszufinden. Doch weder kam ihr eine Idee, noch war sie imstande, als sie die Mount Street mit ihrer Zofe hinunterspazierte, das Haus wiederzuerkennen, in dem sie Zuflucht gesucht hatte. Für kurze Zeit hoffte sie, daß der unbekannte Gentleman vielleicht schreiben würde, um ihr mitzuteilen, er habe sein Wort gehalten. Doch als auch dies nicht geschah, konnte sie nur hoffen, ihm eines Tages zu begegnen und bei dieser Gelegenheit sich für seine guten Dienste zu bedanken. In der Zwischenzeit war sie überaus schlechter Laune und wirkte auch so teilnahmslos, daß sogar Augusta, die öfter den Wunsch geäußert hatte, es solle irgend etwas passieren, um die Wildheit ihrer Schwester zu zügeln, diese besorgt fragte, ob sie sich nicht wohl fühle. Lady Saltwood hingegen fürchtete einen neuerlichen Rückfall ihrer Krankheit und flüchtete sich sofort selbst in einen schweren Nervenanfall.
    Ehe man jedoch außergewöhnliche Maßnahmen zur Wiederherstellung von Miss Saltwoods Wohlbefinden sowie zu ihrem gesellschaftlichen début in dieser Saison – flüchtig erwogen von ihrer Mutter und wütend abgelehnt von ihrer Schwester – ergriff, wurde jeglicher Unpäßlichkeit glücklicherweise Einhalt geboten. Acht Tage nach Saltwoods Duell – es war an einem Juninachmittag – bemühte sich der Butler, Dorothea, die eben ihrer leidenden Mutter vorlas, aus dem Salon herauszuwinken, ohne Lady Saltwoods Verdacht zu erregen. Außerhalb des Salons ließ Porlock ein versiegeltes Brieflein in Dorotheas Hand gleiten, wobei er mit Verschwörermiene flüsterte, der Gentleman warte im Roten Salon.
    Das Billett war ganz kurz und in der dritten Person abgefaßt: »Einer, der das Vergnügen hatte, Miss Dorothea einen unbedeutenden Dienst zu erweisen, bittet um die Ehre, mit ihr ein paar Worte wechseln zu dürfen.«
    »Oh!« rief Dorothea atemlos aus. All ihre Teilnahmslosigkeit war verflogen. »Porlock, ich flehe Sie an, Mama oder meiner Schwester nichts davon zu sagen. Bitte, bitte, nichts!«
    »Ganz gewiß nicht, Miss«, erwiderte dieser mit einer Bereitwilligkeit, die nicht ganz unbeeinflußt von der hübschen Summe sein mochte, die ihm im Erdgeschoß gerade zugesteckt worden war. Er beobachtete seine junge Herrin, wie diese die Treppe hinuntereilte, und dachte gleichzeitig mit Vergnügen, daß Miss Augusta sicher vom Schlag gerührt werden würde, wenn sie entdeckte, was für ein Tausendsassa ihrer Schwester den Hof mache. Der Gentleman im Roten Salon war – seinem erfahrenen Blick zufolge – ein

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