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Zaertliches Duell

Zaertliches Duell

Titel: Zaertliches Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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bestand allerdings im Augenblick nur aus Schneeflocken. Das Tageslicht begann außerdem zu schwinden, weshalb sie sich nicht gewundert hätte, wenn das Karriol so wie die Postkutsche von der Straße abgekommen und in einer Schneewehe gelandet wäre. Doch der Kutscher schien ein sehr sicherer Fahrer zu sein und lenkte die beiden Pferde in gleichmäßigem Schritt, während seine Augen durch schmalgekniffene Lider die vor ihnen liegende Straße beobachteten.
    »Wie gut Sie fahren!« bemerkte Miss Trent impulsiv, was zugleich gewinnend und unbefangen wirkte.
    Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. »Danke sehr!«
    »Ich glaube fest, wir werden Newbury erreichen«, vertraute ihm Miss Trent an. »Erstens muß ich die arme Sarah versorgen, und zweitens muß ich unbedingt nach Bath.«
    »Ich schließe daraus, daß es für Sie sehr wichtig ist, Bath unverzüglich zu erreichen.«
    »Lebenswichtig!« versicherte Miss Trent.
    »Sie können eine Droschke mieten«, schlug er vor. »Ich fürchte nämlich, daß die Postkutschen für einige Tage ausfallen werden.«
    »Das«, bemerkte Miss Trent bitter, »hat ja mein Cousin vor. Er kann es sich leisten und er weiß sehr wohl, daß ich es nicht kann, aber er wollte mich nicht mitnehmen. Er ist ein abscheulicher Mensch!«
    »Er scheint wirklich ganz unmöglich zu sein«, stimmte der Herr ernst bei. »Ist er einer der Unglücklichen, die wir am Straßenrand zurücklassen mußten?«
    »Ach nein. Er ritt mit dem Beifahrer nach Woolhampton. Natürlich wollte er mir eins auswischen!« Sie fügte, gleichsam erläuternd, hinzu: »Er hat Augen wie ein Ferkel und heißt Joseph.«
    »Wie schrecklich! Man weiß gar nicht, soll man Mitleid oder Abscheu fühlen.«
    Miss Trent hatte darin keine Zweifel: »Er ist ein hassenswerter Schuft!« erklärte sie.
    »In diesem Fall ist es undenkbar, daß es ihm gestattet sein sollte, Ihnen eins auszuwischen. Darf ich Ihren Namen erfahren? Ich heiße Arden.«
    »Ach ja, natürlich, ich hätte es Ihnen schon früher sagen sollen«, bemerkte sie. »Ich bin Sophia Trent. Leben Sie hier in der Nähe? Ich komme übrigens aus Norfolk.«
    Nie zuvor hatte Sir Julian Arden seine Identität mit so geringer Wirkung preisgegeben. Es kam überhaupt nicht mehr oft vor, daß er sich vorstellen mußte. Tonangebend in der Mode, Meisterschütze und Meisterfahrer bei Wagenrennen, war er der begehrteste Junggeselle der vornehmen Gesellschaft. Sein ganzes Leben lang war er umschmeichelt worden, man verzieh ihm jede Überspanntheit, die Türen öffneten sich ihm wie von selbst. Mütter heiratsfähiger Töchter hatten ihn während der vergangenen zehn Jahre förmlich belagert, doch die Bemühungen der jungen Damen, sein Interesse zu gewinnen, waren so raffiniert wie fruchtlos. Er war so gelangweilt, daß sein Interesse nicht länger als einen flüchtigen Augenblick anhielt. Tatsächlich vermochte nur sehr weniges sein Interesse überhaupt zu erregen. Doch Miss Trent hatte dies ganz unbewußt geschafft. Sein Name bedeutete ihr nichts.
    Er streifte sie mit einem raschen Blick, ehe er seine ungeteilte Aufmerksamkeit wieder der Straße widmete. Es war kein Schatten von Arg in den großen Augen, die den seinen in einem freundlichen Lächeln begegneten. Miss Trent wartete bloß auf Antwort. Er sagte: »Nein, ich lebe meistenteils in London.«
    »Aber Sie kamen doch bei diesem Wetter heute nicht aus London!«
    »Wissen Sie«, sagte er entschuldigend, »jemand wettete mit mir, ich würde es nicht wagen.«
    »Und Sie fuhren nur aus diesem Grund in einem offenen Wagen los! Verzeihen Sie, aber das kommt mir völlig sinnlos vor.«
    Er war von dieser Ansicht stark beeindruckt. »Wissen Sie, Madam, ich glaube, Sie haben recht.«
    »Und ich glaube«, sagte Miss Trent ernst, »daß Sie mich zum besten halten. Ist Ihr Reiseziel Newbury?«
    »Gegenwärtig, ja. Mein wirkliches wollen wir außer acht lassen. Ich glaube, ich hätte mich dort sehr gelangweilt.«
    »Aber Ihre Freunde werden sich fragen, was mit Ihnen geschehen ist.«
    »Das braucht uns jedenfalls nicht zu kümmern.«
    Diese ausweichende Antwort verblüffte sie ein wenig, doch sie ging nicht weiter darauf ein und plauderte munter drauflos. Sie stützte Sarah mit dem Arm und schien um die Bequemlichkeit der Zofe besorgter zu sein als um ihre eigene, wobei sie Sir Julian versicherte, sie betrachte dies alles hier als ein famoses Abenteuer.
    »Wissen Sie, ich bin ganz auf dem Land zu Hause«, erklärte sie, »und dort ereignet sich nie

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