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Zaertliches Duell

Zaertliches Duell

Titel: Zaertliches Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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griff wütend an. Sir Julian wich mit einem Seitenschritt geschickt aus und brachte ihn neuerlich zu Fall. Diesmal blieb Mr. Selsey liegen und rieb sich das Kinn.
    »Das mag Ihnen künftig eine Warnung sein, Damen zu beleidigen«, sagte Sir Julian ruhig.
    Mr. Selsey, der seinen Gegner nur schwer einschätzen konnte, erwiderte unsicher: »Ich meinte ja nicht – das heißt, ich wußte nicht –«
    »Nun wissen Sie es«, sagte Sir Julian, drehte sich um und ging in den Gasthof zurück.
    Miss Trent empfing ihn mit glühenden Wangen. »Ich danke Ihnen!« sagte sie. »Ich habe mir so etwas mein Leben lang gewünscht!«
    »Wie, haben Sie denn zugeschaut?« fragte er erstaunt.
    »Ja, durch das Fenster. Ich klatschte Beifall. Ich wundere mich, daß Sie es nicht hörten.«
    Er warf den Kopf zurück und lachte. »Sie unverbesserliches Kind. Sie sollten in Ohnmacht liegen oder sich in Krämpfen winden!«
    »Pah, als ob ich nicht Bertram und Ned unzählige Male beim Boxen zugeschaut hätte! Wann fahren wir los?«
    »In ungefähr einer halben Stunde, falls Sie bis dahin fertig sein können.«
    »Sollten wir nicht sofort aufbrechen? Ich bin sicher, Joseph wird bereits unterwegs sein, ohne seinen Kaffee abgewartet zu haben.«
    »Sehr gern, aber Sie können beruhigt sein, wir werden ihn früh genug einholen.«
    Sie überholten ihn sogar eher, als Sir Julian erwartet hatte. Nur fünfzehn Meilen vor Newbury, wo die Straße zwischen den hohen Bäumen des Savernake-Forstes verlief, kam ein einsamer Wanderer in Sicht, der einen lahmen Gaul führte.
    »Es ist Joseph!« rief Miss Trent aus. »Armer Joseph«, fügte sie mitleidig hinzu.
    »Dummes Zeug!« erwiderte Sir Julian in einem Ton, den bisher noch keine Dame zu hören den Vorzug gehabt hatte.
    Sie lachte. Mr. Selsey, der gedämpften Hufschlag hörte, wandte sich um, und obwohl er erkannt haben mußte, wer das Karriol lenkte, stellte er sich in den Weg und winkte. Sir Julian fuhr heran und sah mit höhnisch hochgezogenen Brauen auf ihn hinab. »Sir«, sagte Mr. Selsey mit tief bekümmerter Stimme, »ich bin leider genötigt, Sie zu ersuchen, mich wenigstens bis zur nächsten Stadt mitzunehmen.«
    »Aber du kannst doch das arme Pferd nicht zurücklassen!« sagte Miss Trent. »Außerdem gehört es dem ›Pelikan‹.«
    »Nein, keine Spur!« sagte ihr Cousin aufgebracht. »Es gehört einem niederträchtigen Dieb. Er nahm mir Pferd und Geldbörse ab und ließ mich mit dieser Schindmähre stehen!«
    »Ein Straßenräuber? Oh, welch ein Abenteuer!« rief Miss Trent.
    Mr. Selsey verzog nur leidvoll den Mund.
    »Es sind nur drei oder vier Meilen bis Marlborough«, sagte Sir Julian wenig hilfsbereit. »Kommen Sie meinen Pferden nicht zu nahe!«
    »Aber ich habe kein Geld!« jammerte Mr. Selsey.
    Sir Julians Pferdegespann zog an. Miss Trent bemerkte hastig: »Nein, nein, wir können ihn in einem solchen Fall nicht so zurücklassen! Das wäre zu gemein!«
    Sir Julian blickte mit einem eigentümlichen Ausdruck auf ihr ernstes Gesicht hinab: »Wünschen Sie, daß er Bath erreicht?«
    »Ja!« sagte Miss Trent entschlossen.
    »Nun gut. Ich werde mit dem Wirt vom Schloßgasthof reden, und er wird Ihnen ein Fuhrwerk verschaffen«, sagte Sir Julian und fuhr weiter.
    Mr. Selsey schimpfte, keineswegs befriedigt, hinter dem Wagen her: »Und du hast meine Decke gestohlen, du Fratz, du!«
    »Ach, mein Gott!« sagte Miss Trent bestürzt. »Es ist wahr, das habe ich getan. Wir hätten ihn vielleicht doch mitnehmen sollen.«
    »Unsinn! Ein Spaziergang wird ihm guttun.«
    »Ja, aber wenn seine Börse gestohlen wurde, ist er außerstande, eine Kutsche zu mieten, selbst wenn Sie eine bestellen«, wandte Miss Trent ein.
    »Nur keine Angst! Ich kümmere mich darum – ganz wie Sie es wünschen.«
    »Ich glaube, das geht nun wirklich zu weit!« sagte Miss Trent streng. »Bitte, sagen Sie mir, wie soll ich Ihnen das je zurückzahlen?«
    »Ganz einfach.«
    »Nun, wie denn?«
    »Indem Sie meine Neugierde befriedigen und mir endlich sagen, weshalb wir mit Joseph um die Wette nach Bath rennen!«
    »Habe ich das nicht getan?« rief sie erstaunt. »Ich dachte, ich hätte es Ihnen schon erklärt. Nun, ich habe große Hoffnung, ein Vermögen zu erringen.«
    »In diesem Fall werden Sie sicherlich in der Lage sein, Ihre Schulden zu bezahlen, und brauchen sich diesbezüglich keine Sorgen mehr zu machen«, sagte Sir Julian, ohne daß seine Stimme ihn verraten hätte.
    »Ja, aber ich werde es nicht gleich kriegen«, sagte

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