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Zaertliches Duell

Zaertliches Duell

Titel: Zaertliches Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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ausbreitete, war Sarah aus der Kutsche gezogen worden, und der Kutscher hatte mit Hilfe des Beifahrers ein Zugpferd ausgespannt.
    Sarah wurde auf die Decke gelegt; Miss Trent, deren Haube unter den dichten Flocken rasch weiß wurde, kniete neben ihr, und der Kutscher teilte der versammelten Gesellschaft mit, daß für niemanden ein Grund zur Sorge bestehe, da der Beifahrer sogleich nach Woolhampton reite, um dort irgendein Fahrzeug aufzutreiben, das sie alle aufnehmen würde.
    Diese Rede erregte den heftigen Unwillen des Pessimisten, der zu erfahren verlangte, wann die nächste Postkutsche nach Bath fällig sei. Der Kutscher sagte: »Gott befohlen, Sir, wir werden eine Woche eingeschneit sein, denk ich. Nichts kommt über Reading raus, solang dieses Wetter anhält.«
    Alle schauten sich entsetzt an, und Miss Trent rief: »Eine Woche eingeschneit! Aber ich muß morgen in Bath sein!«
    »Kann man in Woolhampton eine Kutsche mieten?« fragte Joseph plötzlich.
    »Nun, vielleicht haben Sie Glück«, antwortete der Kutscher.
    »Ich werde mit dem Beifahrer hinreiten!« entschied Joseph.
    Miss Trent sprang auf. Sie packte ihn bei seinem Mantelaufschlag und sagte scharf: »Joseph, falls du vorhast, mit einer Mietkutsche weiterzufahren, wirst du mich mitnehmen?«
    »Bei Gott, nein«, gab er zurück. »Ich habe dich nicht aufgefordert, nach Bath zu fahren, und ich werde dir nicht helfen, dorthin zu kommen. Miete dir doch selbst eine Kutsche!«
    »Du weißt, ich habe nicht genug Geld«, sagte sie mit verhalten bebender Stimme.
    »Nun, das geht mich nichts an«, sagte er mürrisch. »Ich wäre ein schöner Narr, wenn ich dich mitnähme. Außerdem kannst du nicht ohne deine Zofe fahren.«
    Miss Trents Augen füllten sich mit Tränen, aber sie weinte nicht. Energisch sagte sie: »Ich komme nach Bath, auch wenn ich zu Fuß gehen müßte, Joseph – und dann werden wir ja sehen!«
    Er antwortete darauf nur mit einem höhnischen Gelächter und wandte sich ab, um sich mit dem Beifahrer zu beraten. Miss Trent unternahm keinen weiteren Versuch, ihn zurückzuhalten, und wenige Minuten später war er bereits mit dem Beifahrer in Richtung Woolhampton davongeritten.
    Ohne seinen Beifahrer wurde der Kutscher noch ängstlicher. Er war besessen von der Idee, daß Straßenräuber die havarierte Kutsche überfallen könnten, weshalb er sein Gewehr aufgeregt umklammerte, von jedem Schatten aufgescheucht, und schließlich die Waffe beim bloßen Klang dumpfer Hufschläge abfeuerte. Ein zweispänniger Wagen bog in gehörigem Tempo um die Kurve und hielt neben der Kutsche. Eine zornige Stimme rief: »Was in drei Teufels Namen soll das heißen, daß eine so dumme und tölpelhafte Amtsperson wie Sie auf mich schießt?!«
    Der Postkutscher, durch diese Art der Begrüßung beschwichtigt, senkte die Waffe und stammelte eine Entschuldigung. Der Gentleman in dem Karriol, der indessen die Gruppe am Wegrand wahrgenommen hatte, befahl dem neben ihm sitzenden Diener, die Pferde am Zügel zu nehmen. Er selbst sprang vom Wagen und näherte sich Miss Trent, die noch immer an der Seite ihrer verletzten Zofe kniete. »Kann ich irgendwie behilflich sein, Madam?« fragte er. »Wie arg ist sie verletzt?«
    »Ich fürchte sehr, daß sie sich das Bein gebrochen hat«, antwortete Miss Trent besorgt. »Sie ist meine Zofe, und ich bedaure von Herzen, sie mitgenommen zu haben.«
    Der Herr, dessen jäher Wutausbruch sehr rasch einer gelangweilten Miene gewichen war, sagte ruhig: »Dann ist es wohl besser, Sie beide aufzunehmen und in die nächste Stadt zu bringen.«
    Miss Trent sagte impulsiv: »Würden Sie das wirklich tun, Sir? Ich wäre Ihnen ja so dankbar! Nicht nur Sarahs, sondern auch meinetwegen! Ich muß so rasch als möglich die nächste Stadt erreichen!«
    »In diesem Fall«, erwiderte der Herr etwas belustigt, »wollen wir keine Zeit verlieren. Ich werde Sie nach Newbury fahren.«
    Der Bauer und der Pessimist hielten das anscheinend für eine gute Idee und packten freiwillig mit an, um Miss Trents Gepäck aus dem Kutschkasten zu befreien und auf dem Karriol hinten festzubinden. Sarah war im Nu auf den Wagen gehoben und so bequem als möglich gebettet, während der Diener, von der bevorstehenden ungewissen Reise nicht sehr erbaut, hinten auf dem Gepäck aufsaß.
    Miss Trent, eingezwängt zwischen Sarah und ihrem großen, breitschultrigen Retter, verabschiedete sich von ihren alten Reisegefährten und schien sehr zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.
    Diese

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