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Zaertliches Duell

Zaertliches Duell

Titel: Zaertliches Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Mautschein bis zur nächsten Etappe löste, hatte sie Zeit, ihre Fassung wiederzufinden, und es gelang ihr, als sich das Gefährt in Bewegung setzte, völlig ruhig zu sagen: »Wenn man dem Mann Glauben schenken kann, haben wir einiges von ihrem Vorsprung eingeholt, aber sie müssen immer noch weit voraus sein. Wo glaubst du sie einholen zu können?«
    »Nicht weit von Stamford, außer sie haben einen Unfall.«
    Soeben fuhren sie durch Baidock, und keiner sprach ein Wort, bis sie die Stadt hinter sich gelassen hatten und wieder auf der Landstraße waren. Dann fragte Lord Iver plötzlich: »Warum hast du mir niemals geantwortet? Weißt du, wie schwer es mir fiel, diesen Brief zu schreiben?«
    Sie schüttelte den Kopf; ihr Hals war wie zugeschnürt, und für einen Augenblick versagte ihr die Stimme. Schließlich sagte sie mit gesenktem Blick: »Ich hielt es für besser, nicht zu antworten – nicht wieder zu beginnen – Als ich den Brief erhielt, hatte Mama soeben den Schlaganfall erlitten, der sie lähmte. Du weißt, wie unser Leben im Herrenhaus war. Mein Vater so abhängig von ihr – Lucy mutterlos – Clara – nun, ich muß dir nicht erklären, daß der Gedanke, sie könne Mamas Platz einnehmen, sinnlos war.«
    Er hatte ihr in erschüttertem Schweigen zugehört, aber jetzt sagte er mit unterdrückter Wut: »Und ebenso sinnlos ist es, dir zu sagen, daß Clara niemals an etwas anderem litt als an Eifersucht und einem unübertroffenen Egoismus. Über dieses Thema haben wir bereits genug gestritten.«
    Sie lächelte. »Ja, das stimmt. Muß ich zugeben, daß du recht hattest? Allerdings wäre es unfair zu leugnen, daß sie immer eine schwache Konstitution hatte.«
    »Ich sagte dir vor Jahren, daß sie dein Leben zerstören würde, wenn man es zuließe. Ich erfahre soeben, daß sie auch das meine zerstört hat, dank deiner blinden, starrköpfigen Weigerung, mir mehr Verstand zuzutrauen, als du besaßest.«
    »Unsinn«, sagte Miss Tresilian. »Du weißt sehr gut, daß es kaum zwei Menschen gibt, die weniger zusammenpassen als wir. Und was dein zerstörtes Leben betrifft, du willst mir hoffentlich damit nicht sagen, daß du die letzten zwölf Jahre getrauert hast, denn ich weiß sehr wohl, daß das nicht stimmt. Wenn auch nur die Hälfte der Erzählungen, die ich hörte, wahr sind, hat es dir nie an entsprechendem Trost gefehlt.«
    »Also das erzählen die Bath-Hexen von mir? Nein, es stimmt, getrauert habe ich nicht, aber auf der Suche nach einer Frau war ich auch nicht.«
    »Das war sicher richtig, denn ich glaube, du tust gut daran, allein zu bleiben. Ich bin überzeugt, daß du als Junggeselle ein viel amüsanteres Leben führst.«
    Ein Muskel zuckte in seinem Mundwinkel. »Du hast dich nicht geändert. Wie oft hast du mich mit solchen Bemerkungen zur Weißglut gebracht!«
    »Tatsächlich? Aber man hat nichts davon, über das zu diskutieren, was du alte Geschichten nennst. Wir haben Wichtigeres zu entscheiden. Was tun wir mit diesen abscheulichen Kindern, wenn wir sie erwischen?«
    »Keine Ahnung.« Dann lachte er und sagte: »Du kannst dich zumindest darauf verlassen, daß ich Arthur die schönsten Prügel seines Lebens versetzen werde.«
    »Gut, und ich werde sehr versucht sein, das gleiche mit Lucy zu tun! Aber das ist keine Lösung, Iver; wir werden gezwungen sein, unsere Einwilligung zu geben und gute Miene zum bösen Spiel zu machen.«
    »Ach, warum nur dies? Begleiten wir sie doch zum Schmied!«
    Sie blickte ihn angstvoll an. »Iver, ich flehe dich an, spiel dich nicht wieder auf! Du sagtest selbst, du könntest die Heirat nicht verhindern, wenn Arthur es ernst meint! Einen besseren Beweis kannst du kaum verlangen.«
    »Ich möchte einen Beweis, daß er den Kinderschuhen entwachsen ist! Du lieber Himmel, nur ein Halunke oder ein dummer Schuljunge würde so etwas tun!«
    »Natürlich ist es sehr schlimm, aber –«
    »Und wenn er oder deine ungebärdige Nichte glauben, sie können mich zu etwas zwingen, dann werden sie mich sehr bald genauer kennenlernen.«
    »Ja«, sagte Miss Tresilian resigniert. »Ich hätte wissen müssen, daß du so störrisch bist. Du machtest stets das Schlimme noch schlimmer, und das wird sich auch niemals ändern.«
     
    Als sie Stamford erreichten, war Miss Tresilian völlig erschöpft, während ihr Begleiter aus Eisen gemacht zu sein schien. Sie hatten mehr als achtzig Meilen zurückgelegt, manchmal in einem Tempo, das strengste Konzentration verlangte, und während sechs Stunden

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