Zärtliches Spiel mit dem Feuer
gemacht?" fragte das Mädchen bestürzt.
„Mit dir habe ich Liebe gemacht!" gab Radcliffe zurück.
„So sehen Sie aus!" sagte Tom. „Selbst ich hatte noch nicht die Ehre. Dazu bestand auch gar keine Gelegenheit. Ich musste sie ja schnellstmöglich zurückbringen, um Charlotte zu retten."
„Charlotte? Wer, zum Teufel, ist Charlotte?"
„Charlie!" antworteten Beth und Tomas wie aus einem Munde. Radcliffe sah sie nur ratlos an, und da erklärte Tomas: „Beth und Charlotte sind Zwillingsschwestern."
„Charlie hat den Jungen nur gespielt, damit wir auf unserer Reise keine Probleme bekämen", fügte Beth rasch hinzu. „Fehlt Ihnen etwas, Mylord? Sie sind etwas blass geworden."
Radcliffe schüttelte den Kopf. „Ich glaube, das erklärst du mir am besten noch einmal ganz langsam."
Beth biss sich auf die Lippe und schaute erst ihren Gatten, dann Radcliffe an. „Es ist doch ganz einfach. Sehen Sie, Onkel Henry hat uns Carland und Seguin versprochen, und Charlie und ich ... Nun, Mylord, Sie sagten doch selbst, Carland habe bereits drei Ehefrauen ins Grab gebracht. Und was Seguin betrifft, so fürchte ich, er hat ein paar recht eigenartige Vorlieben. Ich gebe zu, dass ich das erst weiß, nachdem Sie Charlie in das Bordell brachten."
Radcliffe zuckte bestürzt zusammen, zumal Tomas ihn jetzt vorwurfsvoll anstarrte.
„Sie haben sie in ein Bordell gebracht?"
Radcliffe schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht. „Charles habe ich ins Bordell gebracht! Der Junge war ein wenig weibisch, und da wollte ich einen richtigen Mann aus ihm machen."
„Das wäre leider völlig ausgeschlossen gewesen", sagte Beth belustigt und setzte ihre Erläuterungen rasch fort, als Radcliffe sie wütend ansah. „Wie dem auch sei, wir entschieden, dass sowohl Carland als auch Seguin für uns nicht infrage kämen. Stattdessen beschlossen wir, zu unserem Vetter Ralphy zu fliehen."
Erneut zuckte Radcliffe zusammen. „Ralphy? Ich dachte, ihr wärt nach London unterwegs."
Beth lächelte entschuldigend. „Nun - nein, das waren wir eigentlich gar nicht. Das erzählte Charlie Ihnen nur für den Fall, dass Sie zufällig auf Onkel Henry treffen und uns dann verraten würden. In Wahrheit waren wir tatsächlich zu Ralphy unterwegs.
Er ist nämlich unser Vetter mütterlicherseits", führte Beth geduldig aus, „und soweit uns bekannt, weiß Onkel Henry nichts von ihm. Ralphys Haus schien uns der beste Zufluchtsort zu sein, doch für eine Frau ist diese Reise nicht sicher, auch nicht für zwei Frauen. Deshalb beschloss Charlie, sich als Mann zu verkleiden. Sie war der Ansicht, das würde genügen, uns irgendwelche Tunichtgute vom Leibe zu halten und es für Onkel Henry schwerer zu machen, uns aufzuspüren. Er würde ja nach zwei Frauen suchen, verstehen Sie?"
„Ich verstehe." Radcliffe entsann sich des Jünglings, der ihm in den Stallungen des Gasthofes gegenübergetreten war. Dessen Furchtsamkeit hatte sich ganz deutlich gezeigt, doch gleichermaßen offensichtlich war die Entschlossenheit des jungen Burschen gewesen, seine - ihre! - Schwester zu beschützen. „Weshalb habt ihr beide mir denn nicht die Wahrheit gesagt?"
„Damals kannten wir Sie doch noch nicht, Mylord."
„Anfangs sicher noch nicht", räumte er ein, „doch später, als ich euch meine Hilfe anbot..."
„Die wir nie hatten annehmen wollen. Wir versuchten sogar, sie abzulehnen, wie Sie sicherlich erinnern, doch Sie wollten uns ja nicht unserem Schicksal überlassen. Also waren wir gezwungen, mit Ihnen nach London zu reisen. Allerdings hatten wir vor, uns nachts davonzuschleichen und dann allein zu Ralphy weiterzureisen."
Radcliffe zog die Brauen hoch. „Und weshalb tatet ihr es nicht?"
„Sie hielten ja nicht an", erklärte Beth. „Wir hatten erwartet, dass Sie uns zwecks Übernachtung in den nächsten Gasthof bringen und am darauf folgenden Morgen die Reise fortsetzen würden. Sie indes fuhren die ganze Nacht hindurch und hielten erst am nächsten Morgen an. Zu diesem Zeitpunkt waren wir zu erschöpft, um noch fliehen zu können."
Radcliffe lächelte gequält und erinnerte sich daran, wie müde „Charles" im ersten Morgengrauen im Zimmer umherstolperte. Sie war ein großes Risiko eingegangen, indem sie diesen Raum mit ihm geteilt hatte. Schließlich hätte er sie entdecken und ihr die Unschuld rauben können.
Ihm fiel wieder ein, wie er sie bei seinem Erwachen an seinen Körper geschmiegt vorgefunden hatte und wie er auf die unmittelbare Nähe des „Jungen"
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