Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
er. »Außerdem haben wir die Küche für uns. Kade und Jeb spielen Poker im Arbeiterquartier - sie werden sich dort länger aufhalten, da sie beide verlieren und Pa ist den ganzen Tag auf unserem Weideland unte r wegs gewesen und wird den Abend wahrscheinlich in seinem Arbeitszimmer am Kamin verbringen. Schlechtes Wetter stimmt ihn immer melancholisch.«
»Warum?«, fragte Emmeline. Sie wollte es wirklich wissen, doch sie versuchte auch, Zeit zu schinden. Ein heißes Bad würde der reinste Luxus sein, und ihr war kalt, doch die Vorstellung, sich in der Küche auszuziehen, wenn auch hinter einem Schirm, war beängstigend für sie. Daheim in Kansas City, war ein Zimmer für diesen Zweck reserviert gewesen, mit fließendem warmem und kaltem Wasser, ohne Fenster und mit einem Riegel an der Tür.
»Wegen meiner Mutter«, antwortete Rafe. »Ein Gewitter zog herauf, eins wie dieses, und sie ritt hinaus, um zu helfen, ein paar Färsen und Kälber zusammenzutreiben. Das hatte sie schon unzählige Male zuvor getan. Diesmal erschreckte jedoch der Donner eines einschlagenden Blitzes ihr Pferd, warf sie ab, und sie stürzte in den Creek. Sie tauchte lachend auf und schwor, dass ihr nichts passiert sei, doch sie bekam eine schlimme Erkältung und dann Fieber. Sie starb in der nächsten Nacht.«
Emmeline presste eine Hand auf den Mund. Jetzt wurde ihr klar, warum Rafe nicht gewollt hatte, dass sie ihn auf der
Suche nach Concepcion begleitete. Er hatte versucht, auf umständliche Weise sein Verhalten zu erklären, wenn nicht zu entschuldigen. »Es tut mir Leid«, murmelte sie. »Das ist schrecklich.«
»Die Dinge wurden hier nach ihrem Tod anders«, fuhr Rafe fort und starrte aus dem regennassen Fenster. Dann sah er Emmeline wieder an. »Lass das Wasser nicht kalt werden. Und sorge dich nicht, dass dich jemand nackt überrascht. Ich werde Wache halten.«
Er stand an der Spüle und schaute aus dem Fenster, mit dem breiten Rücken zur Wanne. Emmeline ging hinter den Wandschirm, zog sich aus, langsam und mit Unterbrechungen, weil sie immer wieder durch die Gucklöcher des Schirms spähte, und glitt dann ins Badewasser. Es war ein Segen, ein Geschenk des Himmels. Sie seufzte laut.
Rafe lachte. »Da ist noch mehr heißes Wasser auf dem Herd. Lass mich wissen, wenn du es brauchst.«
Sie ließ sich tiefer in die Wanne sinken, und bedeckte sich mit den Armen, so gut sie konnte. »Ich möchte nicht, dass du mich so siehst«, gestand sie.
»Du bist meine Frau«, erwiderte er. Sie hörte, wie er an der Wasserpumpe einen Kessel füllte.
Emmeline legte eine Hand auf ihren Bauch. Wuchs dort ein Baby? Wenn ja, lief ihr die Zeit davon. Wie auch immer ihre Vorbehalte über eine Zukunft mit Rafe McKettrick aussahen, was auch immer ihre Ängste waren, sie brauchte einen Ehemann. Einen richtigen.
Rafe umrundete den Schirm, die Augen geschlossen, und hielt einen großen Kessel mit Topflappen an den Griffen. Er schüttete zu Emmelines Füßen Wasser in die Wanne, was in ihr den Verdacht aufkommen ließ, dass er heimlich einen Blick riskiert hatte. Dampf stieg auf.
»Danke«, sagte sie. In der Küche herrschte Halbdunkel; die Kerosinlampen waren herabgebrannt und rauchten und flackerten, und dann musste eine erloschen sein, denn schlagartig wurde es fast finster. »Dir muss auch kalt sein«, vermutete sie.
Er lachte leise, und weitere Töpfe und Kessel klapperten gegen die Spüle oder gegen die Herdplatte. »Ich könnte zu dir in die Wanne kommen«, neckte er sie. »Das würde mich bestimmt aufwärmen.«
Emmeline fand die Idee reizvoller, als sie zugegeben hätte. »Nicht in der Küche«, protestierte sie spröde.
»Wenn ich gewusst hätte, dass dies das einzige Problem ist, Mrs. McKettrick«, gab er zurück, »in der Küche zu sein, meine ich, dann hätte ich die Wanne in unserem Schlafzimmer aufgestellt.«
Ihr stieg das Blut in die Wangen, und sie wusste, dass es nicht am herrlich warmen Wasser lag, in dem sie badete. Ihre Knochen, zuvor bis ins Mark gefroren, begannen aufzutauen, und tief in ihr breitete sich eine besondere Wärme aus. Anstatt zu antworten, nahm sie die Seife und begann sich mit viel Platschen zu waschen.
»Ich könnte dir den Rücken schrubben«, bot Rafe an.
Emmeline wusch sich weiter.
»Emmeline?«, fragte er.
»Also gut«, gab sie leise nach. Sie erkannte, dass sie nicht gegen Rafe angekämpft hatte, sondern gegen sich selbst.
Ihre Antwort musste ihn überrascht haben, denn es vergingen einige Momente, bevor
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