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Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Titel: Zärtlichkeit, die du mir Schenkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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schreckliche Szene vergessen, doch ein anderer, stärkerer Teil von ihr zwang sie zum Bleiben. »Was kann ich tun?«
    Concepcion schüttelte den Kopf und versuchte ihr Bestes, um mit den Stoffstreifen die Blutung zu stoppen. Nach einigen haarsträubenden Minuten schien es zu gelingen.
    Emmeline dachte an Kade, der den Doktor holen wollte, und wünschte ihm viel Glück. Zwei Stunden bis zur Stadt, danach wer weiß wie lange, bis er den Arzt auftreiben konnte, dann zwei Stunden zurück.
    Phoebe Anne begann zu schluchzen, und ihr Atem kam in so heftigen Stößen, dass es entsetzlich anzuhören war. »Es kommt!«, schrie sie. »Das Baby kommt!«
    Wieder strömte eine wahre Sturzflut von Blut hervor, tränkte das Bettzeug und sogar die Matratze. Concepcion hatte bereits die Decken vom Bett gerissen, und das Baby schlüpfte tatsächlich zwischen Phoebe Annes Beinen hervor, glitschig, blutig und sehr, sehr still.
    Concepcion blickte zu Emmeline und schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf.
    »Hol mir einige saubere Tücher«, drängte Concepcion. »Auch eine Schere. Und sieh, wo Rafe mit dem heißen Wasser bleibt.«
    Emmeline nickte und rannte aus dem Zimmer. Auf dem
    Flur verharrte sie kurz und atmete tief durch, weil sie glaubte, ohnmächtig zu werden. Dann war Rafe da, am Fuß der Treppe, und hielt in jeder Hand einen Eimer mit dampfendem Wasser.
    »Ich nehme sie«, erklärte Emmeline und griff nach den Eimern. »Concepcion braucht saubere Tücher und eine Schere.«
    Rafe nickte, warf einen Blick auf Emmelines blutbeflecktes Kleid und übergab ihr die schweren Eimer. Als er mit den erbetenen Dingen zurückkehrte, hatten Emmeline und Concepcion den auffallend kleinen Säugling gewaschen, eingehüllt und auf die Kommode gelegt.
    Emmeline zerschnitt und zerriss von neuem Laken, Concepcion versuchte weiter, damit Phoebe Annes Blutung zu stoppen. Die junge Frau war bewusstlos geworden. Rafe verweilte einen Moment auf der Türschwelle, verließ dann das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
    Emmeline hatte nicht erwartet, dass Phoebe Anne die Nacht überleben würde, doch als Kade kurz vor dem Morgengrauen mit dem Doktor zurückkehrte, saß die junge Frau im Bett, hielt ihr tot geborenes Baby im Arm und streichelte sein Köpfchen sanft mit dem Zeigefinger.
    »Seth und unser Baby, beide tot«, flüsterte sie monoton. »Was soll ich nur tun?«
    Emmeline schlüpfte aus dem Zimmer, blieb auf dem Flur stehen und presste beide Hände aufs Gesicht. Sie sank gegen die Wand und schluchzte vor Kummer und Erschöpfung hemmungslos.
    Sie hörte Rafes Nahen nicht, nahm ihn kaum wahr, bis er sie am Arm nahm.
    »Es wird alles in Ordnung kommen«, sagte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er führte sie in ihr Zimmer, wo die kupferne Badewanne vor dem kleinen Kamin wartete und mit dampfendem Wasser gefüllt war. Er zog sie behutsam aus, als wäre sie ein übermüdetes Kind, half ihr in die Wanne und wusch alle Spuren der grauenvollen Nacht ab, die soeben vergangen war.
    Sie weinte leise, nicht nur um Phoebe Anne, sondern auch um sich und alle Frauen. Sie hatte soeben erkannt, dass die Realität der Geburt keine Ähnlichkeit mit der schönen Erfahrung in ihrer Fantasie hatte.

Kapitel 7
     
    J eb und einer der Rancharbeiter bauten zwei Fichtenholzsärge, einen großen und einen kleinen, und Seth Pelton und sein Baby wurden nebeneinander nahe ihrer Hütte beerdigt. Angus fungierte als Prediger und las feierlich aus der Bibel, weil der Wanderprediger unterwegs und meilenweit entfernt war. Phoebe Anne ging es wieder gut genug, um an der Beisetzung teilzunehmen, doch gegen Ende wurde sie ohnmächtig und musste zur Triple M zurückgebracht werden.
    Emmeline durchsuchte die bau fällige Hütte, während Rafe, Kad e und zwei Cowboys die Gräber zuschaufelten und Steine darauflegten.
    Es war traurig, daran zu denken, wie Phoebe Anne und ihr Mann in dieser ärmlichen Hütte gehaust hatten. Sie hatten nicht den geringsten Komfort gehabt, kaum etwas zu essen, und die ganze Zeit über hatten sie gewusst, dass ein Baby unterwegs war.
    Emmelines Augen füllten sich mit Tränen, als sie die Dinge zusammensammelte, die Phoebe Anne ihrer Meinung nach am liebsten mochte, eine zerfledderte Bibel, ein braunes Kleid mit Rüschen am Kragen und an den Manschetten, eine Brosche aus Menschenhaar und ein paar Briefe der Familie, die sie und Seth in Iowa zurückgelassen hatten. Die andere Habe der Peltons, Töpfe, Werkzeuge und dergleichen - erbärmlich wenige - konnte

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