Zärtlichkeit, die du mir Schenkst
Lola.«
»Nennen Sie mich nicht noch mal so!« Sie blickte zu der offen stehenden Tür. Sie wollte nicht, dass jemand sein Gerede hörte und Fragen stellte. Mr. Cavanagh war bestimmt verachtenswert genug, um sie zu beantworten.
»Sie werden mir verzeihen, aber >Mrs. McKettrick< ist einfach zu förmlich«, gab er zurück. »Nach allem, was wir geteilt haben, meine ich.«
»Wir haben gar nichts geteilt!«, zischte sie, stand auf, um in den Flur zu spähen, der glücklicherweise verwaist war, und schloss die Tür. Sie setzte sich wieder auf den Stuhl.
Er grinste anzüglich. »Haben wir nicht?«
»Wenn Sie das behaupten, werde ich es leugnen!«
Er bemühte sich abermals um ein Lächeln, doch es wurde wieder nur ein verzerrtes Grinsen daraus. »Meinen Sie, man würde Ihnen glauben oder mir?«
»Warum sollte man Ihnen mehr glauben als mir?«, spottete sie, doch sie war besorgt, und offensichtlich wusste er das.
»Vielleicht nicht«, räumte er ein, »obwohl ich ein Blutsverwandter bin. Andererseits...«
Begierig darauf, das Thema zu beenden, rief sich Emmeline die kurzen Anweisungen in Erinnerung, die Dr. Boylen Concepcion und ihr gegeben hatte, bevor er zur Stadt zurückgeritten war, und suchte Zuflucht in der Ablenkung, die ihr die Pflicht bot. Ganz geschäftsmäßig deckte sie sein Bein auf, löste den Verband und untersuchte die Wunde nach einer Infektion, obwohl der Arzt dies während seiner morgendlichen Visite bereits getan hatte.
»Emmeline«, sagte Mr. Cavanagh, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.
»Ja?«, fragte sie und zuckte innerlich zusammen, als sie die gezackten Wundnähte sah, die ein Netz von Narben vom Knöchel bis zum Oberschenkel hinterlassen würden.
»Ich muss die Bettpfanne benutzen, und das möchte ich nicht vor Ihnen.«
»Ich werde eine Weile hinausgehen«, erwiderte sie und trat fast auf den Saum ihres Kleides, als sie zur Tür eilte.
Mr. Cavanaghs leises, raues Lachen verfolgte sie bis auf den Flur hinaus. Sie lehnte sich gegen die geschlossene Tür und bemühte sich, die Fassung wiederzugewinnen. Sie musste so bald wie möglich mit Becky sprechen. Ihre Mutter war die einzige Person auf der Welt, die sie verstehen und die ihr raten würde.
Erst als sie die Hintertreppe hinabstieg, wurde ihr die volle Bedeutung von Cavanaghs Worten klar: Obwohl ich ein Blutsverwandter bin...
Sie machte sofort kehrt, gegen ihren Willen, und ging zurück nach oben. Emmeline klopfte an die Tür des Gästezimmers, hoffte, dass Mr. Cavanagh sein Geschäft erledigt hatte, und trat ein. Er lag still im Bett; die zur Bettpfanne umfunktionierte Schale stand auf dem Boden neben seinem Bett.
Als Emmeline die Tür hinter sich schloss, lächelte er, als hätte er sie erwartet.
»Was haben Sie mit »Blutsverwandten gemeint?«
Sie sah das gleiche mutwillige Funkeln in seinen Augen, das sie bei mehreren Anlässen seit ihrer Ankunft in Jebs Augen gesehen hatte, und sie wartete.
»Angenommen, ich wollte Ihnen erzählen, dass Ihr Mann mein Halbbruder ist?«, entgegnete er.
Sie war überzeugt, auf der Stelle ohnmächtig zu werden. »Das kann nicht sein!«
»Aber ich bin es. Ich bin Angus McKettricks ältester Sohn. Zurückgelassen in Texas, gleich nach meiner Geburt.« Er legte eine Pause ein und beobachtete, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich. Seine eigenen Gesichtszüge blieben ausdruckslos. »Ich würde an Ihrer Stelle jedoch noch nicht darüber sprechen«, fügte er hinzu. »Ich glaube, Angus will selbst mit meinen Halbbrüdern reden. Auch sie wissen anscheinend noch nichts von mir.«
Emmelines Hand fuhr zu ihrem Hals. Es war schlimm genug, dass sie mit diesem Mann zusammen gewesen war - intim -, schlimmer noch, dass er auf der Triple M aufgetaucht war, doch dass Rafe und er Brüder waren, war katastrophal. Selbst wenn Rafe es schaffte, über das hinwegzusehen, was sie getan hatte, und sich entschied, sie nicht als Hure bloßzustellen, würde ihr Ehemann jedes Mal an ihren Fehltritt erinnert werden, wenn er Holt Cavanagh sah, und das würde Gift für jedes bisschen Liebe und Vertrauen sein, das ihnen vom Schicksal erlaubt sein würde.
»Emmeline?«
Sie richtete sich auf, strich glättend über ihr Haar und wartete mit angehaltenem Atem darauf, dass er weitersprach. In den kommenden Tagen würde sie jedes bisschen Würde brauchen, das sie besaß und das sie auch nur vortäuschen konnte. »Ja?«, erwiderte sie und bemühte sich um einen festen Klang ihrer Stimme.
»Ich frage mich, ob Sie mir eine Weile
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