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Zahltag

Zahltag

Titel: Zahltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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seines Helfers bis ins
Detail geplant.«
    »Wir haben nicht vor, ihm zu folgen. Ich sage es noch einmal: Wir
lassen ihn frei abziehen«, antwortet Sifadakis.
    »Na gut, und weiter?«, fragt Gikas.
    »Wir platzieren einen Sender im Rucksack«, erläutert Sifadakis. »Und
der wird uns direkt zum Versteck des Mörders führen.«
    [258]  »Ausgezeichnet!«, erklärt unser oberster Chef begeistert. »Ich
frage mich, wieso die Polizei nicht darauf gekommen ist.« Er wirft, vor allem
um Gikas eins auszuwischen, unserer Truppe einen stechenden Blick zu und fährt
fort: »Die generalstabsmäßige Planung obliegt dem Griechischen
Nachrichtendienst. Die Polizei wirkt unterstützend mit und bleibt dem
Oberkommando des EYP unterstellt.« Dann wendet er
sich wieder an uns. »Selbstverständlich werden – unabhängig vom morgigen
Einsatz des EYP – die Ermittlungen zur Festnahme
des Täters weitergeführt.«
    Es steht mir nicht zu, in Frage zu stellen, warum wir die gerade vor
vierundzwanzig Stunden eingefrorenen Ermittlungen jetzt wieder »auftauen«
sollen. Dennoch lasse ich mich zu einer Bemerkung hinreißen, da mir das alles
überhaupt nicht schmeckt. »Wir sollten ihn keinesfalls unterschätzen, Herr
Sifadakis«, sage ich zum Kollegen vom EYP . »Er
ist äußerst clever.«
    »Wir sind schon mit Schlaueren fertig geworden«, erwidert er von
oben herab.
    »Es bleibt unklar, worauf er mit seiner Aktion eigentlich
hinauswill.«
    »Er will das Geld, was sonst?«, erklärt unser Minister kühl. »Das
liegt doch auf der Hand.«
    »Ich denke, das wär’s für heute«, meint der Finanzminister. »Hoffen
wir, dass alles glattgeht. Nur, lassen Sie bitte das Schreiben hier. Wir dürfen
nicht das Risiko eingehen, dass es in falsche Hände gelangt. Allein Herr
Sifadakis darf eine Kopie behalten.«
    Die Bonzen regieren, und das Fußvolk muss parieren. Sifadakis
notiert sich Gikas’ Telefonnummer, um sich im [259]  Falle eines Falles direkt an
ihn wenden zu können, und lässt uns einfach stehen. Die Gruppe aus dem Amt für
Steuerfahndung geht zu ihrem Wagen, und die Vertreter der Polizei bleiben wie
drei geprügelte Hunde zurück.
    »Der Minister hat recht, wir hätten auch an diese Möglichkeit denken
müssen«, sagt der Polizeipräsident. »Jetzt hat der EYP das Sagen.«
    »Was hatten Sie im Hinterkopf, als Sie zu Sifadakis sagten, dass der
Mörder äußerst clever ist?«, fragt mich Gikas, der mich mittlerweile gut kennt.
    »Ich fürchte, dass wir geradewegs auf ein Fiasko zusteuern«,
entgegne ich.
    »Wie kommen Sie darauf, Herr Charitos?«, fragt der Polizeipräsident.
    »Es könnte sich um einen ausgeklügelten Schachzug des Täters
handeln, um hinter die Absichten des Ministers zu kommen. Meiner Meinung nach
wird er das Geld gar nicht holen kommen. Er will uns nur beobachten, um unsere
Taktik zu studieren und sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Erst dann,
wenn er sich ganz sicher ist, wie er weiter vorgehen will, wird er unter
irgendeinem Vorwand eine erneute Geldübergabe fordern.«
    »Nun, dann gehen wir ihm in die Falle«, sagt Gikas.
    »Nicht wir, sondern der Griechische Nachrichtendienst«, erwidere
ich. »Wir sind ja, wie der Minister klargestellt hat, nur die Zuarbeiter.«
    Wie dem auch sei, wenigstens dürfen wir wieder in Aktion treten.
Bloß die Beförderung ist vorerst auf Eis gelegt.

[260]  34
    Als ich mein Büro erreiche, herrscht in meinem Kopf ein
heilloses Durcheinander. Meine Befürchtungen habe ich zwar ruhig und sachlich
vorgetragen, da in Gefahrensituationen und nicht zuletzt in Anwesenheit des
Polizeipräsidenten Zurückhaltung geboten ist, doch im tiefsten Innern schätze
ich die Chancen auf siebzig zu dreißig, dass es sich um einen Hinterhalt des
nationalen Steuereintreibers handelt. Sollte ich damit recht haben, lässt sich
schwer abschätzen, wie weit er es noch treiben wird. Sein bisheriges Vorgehen
zeigt, dass wir es mit jemandem zu tun haben, der über ein großes
Selbstbewusstsein verfügt und zu extremen Aktionen neigt. Daraus könnte man
schließen, dass er auch mit anderen Steuerschuldnern zügig »abrechnen« wird.
Das Schlimmste ist, dass wir nicht wissen, wann er wieder zuschlagen wird.
Logischerweise müsste er es auch weiterhin auf Steuersünder abgesehen haben.
Doch was ist, wenn er hinter die Sache mit dem Sender kommt und den Kreis der
Opfer ausweitet?
    Zugegeben, ich bewege mich im Reich der Spekulation. Abgesehen von
den Morden finden die Taten des nationalen

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