Zahn, Timothy - Eroberer-Trilogie\1 - Eroberer
kommerzielle Computerverbindung, die bisher hergestellt wurde -
und vielleicht sogar zehntausend Mal schneller als das beste Induktionsspiel. Man erhält nicht nur ein Spielszenario oder Arbeitsblätter mit Zahlen und Flussvektoren, wenn man eine solche Verbindung herstellt. Die Daten überfluten einen buchstäblich und dringen in jeden sensorischen Eingang ein, den das Gehirn hat. Man sieht das Gefecht nicht nur - man spürt und riecht und schmeckt es auch. Jedes Bild ist kristallklar und gestochen scharf; jeder Gedanke wird in einer taktischen Darstellung sofort in Vektoren und Kurven umgesetzt. Und man spürt das Team wie eine Erweiterung des eigenen Bewusstseins und Körpers - ihre Gedanken fließen mit den eigenen zusammen und ergänzen sie. Das ist mit nichts zu vergleichen, was die Menschheit bisher erschaffen hat.
Etwas, das das eigene Vorstellungsvermögen bei weitem übersteigt.«
»Klingt fast schon erschreckend.«
»Nein.« Quinn schüttelte den Kopf. »Das ist genau der Punkt - ein Punkt, den die meisten Parlimins, die mich befragt haben, im Grunde nicht verstanden haben. Das Problem bestand nicht etwa darin, dass die Programmierer keine gute Arbeit geleistet hätten; das Problem bestand vielmehr darin, dass sie zu gute Arbeit geleistet hatten. Das MindLink ist ein unglaubliches Erlebnis - es hellt die Stimmung auf, erweitert den Horizont und ist kein bisschen erschreckend. Es gab schon viele Computerverbindungen, die für sich in Anspruch genommen haben, eine virtuelle Realität absolut authentisch darzustellen. Und dieses System erfüllt diesen Anspruch zu hundert Prozent.
Und es war eine Realität, die allzu viele meiner Kameraden nicht mehr missen wollten.«
Aric schaute ihn an, und er verspürte dabei einen Schauder. »Sie meinen wie eine Sucht?«
»Ich meine: wie der totale Rückzug aus der Realität«, sagte Quinn. »Ohne die Verbindung sind sie wie Zombies herumgelaufen. Sie haben ihre realen Aufgaben nur noch mechanisch erfüllt und waren ausschließlich darauf fixiert, diesem schwachen Abglanz der Realität zu entfliehen und wieder in die einzig wahre >Wirklichkeit< einzutauchen. Ein paar haben sogar drahtlose Anschlüsse
geklaut, um sich überhaupt nicht mehr mit der realen Welt auseinandersetzen zu müssen.«
Seine Lippen zuckten. »Und ein paar von ihnen sind nie mehr zurückgekommen. Nicht einmal, als man ihnen die MindLinks gewaltsam abgenommen hat. Sie sind einfach nicht mehr zurückgekommen.«
Aric schaute ihm ins Gesicht. Die angespannte Kiefermuskulatur »Sie verspüren das auch, nicht wahr«, sagte er.
Quinn wandte sich ab. »Alle Copperheads verspüren das«, sagte er. »Und ich bin davon überzeugt, dass es uns mit jeder neu hergestellten Verbindung mehr schadet. Aber die Friedenstruppen wollten das Programm nicht aufgeben.
NorCoord auch nicht.« Er zuckte leicht die Achseln. »Immerhin überprüfen sie die Bewerber jetzt gründlicher als zuvor - das ist zumindest ein Ergebnis der parlamentarischen Anhörungen. Aber vielleicht hatte ich auch einfach genug davon. Ich weiß es nicht. Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich will.«
Aric verzog das Gesicht. »Das tut mir leid. Auch deshalb, weil ich Sie überhaupt in diese ganze Sache hineingezogen habe.«
Quinn drehte sich wieder zu ihm um. »Das muss es nicht«, sagte er. »Ich habe Ihnen das nur gesagt, damit Sie es hoffentlich verstehen und kein überflüssiges Mitleid empfinden. Wenn es um die Rettung von Leben geht, tut man, was man eben tun muss - ob man es persönlich als angenehm empfindet oder nicht.« Er hob eine Augenbraue. »Ich bezweifle auch, dass es für Sie das Richtige gewesen wäre, wenn Sie es denn hätten versuchen wollen.«
Aric zuckte die Achseln. »Man kann die Situation nicht unbedingt miteinander vergleichen.«
»Letzten Endes kommt es sowieso auf das Gleiche raus.« Quinn schaute auf das Display. »Jedenfalls wissen Sie nun Bescheid. Und jetzt sollten Sie etwas schlafen. Wir haben vielleicht einen wirklich anstrengenden Tag vor uns.«
24
Pheylan schreckte aus dem Schlaf. Ein konfuser und böser Traum verflüchtigte sich in der trüben Nachtbeleuchtung seiner Gefängniszelle. Für einen Moment lag er reglos auf der Pritsche, blinzelte den Schlaf aus den Augen und versuchte sich daran zu erinnern, welches Ereignis ihm diesen Schock versetzt hatte. Im äußeren Raum waren die vier Zhirrzh-Techniker wie üblich zugange, und die Konsolen mit den Grauton-Anzeigen wirkten so normal wie immer. Die
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