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Zahn, Timothy - Eroberer-Trilogie\1 - Eroberer

Zahn, Timothy - Eroberer-Trilogie\1 - Eroberer

Titel: Zahn, Timothy - Eroberer-Trilogie\1 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Spalte in der Zellenwand. Eine senkrechte Spalte, die den milchig-weißen Verriegelungsmechanismus in der Wand in zwei Hälften teilte.
    Das war der Rahmen der Zellentür. Und sie stand offen.
    Pheylan ging weiter zum Bett und schaute sich schnell um, während er versuchte, seine grauen Zellen zu aktivieren.
    Ob seine Häscher wirklich die Tür offen gelassen hatten, als sie ihm den frischen Overall brachten? Nein - ein Versehen war das bestimmt nicht gewesen. Es musste sich um einen Test handeln. Ein Test, mit dem sie seine Reaktion ermitteln wollten, wenn sie ihm eine Möglichkeit zur Flucht eröffneten.
    Er setzte sich aufs Bett, nahm den Overall und tat so, als ob er ihn in Augenschein nahm. Im Grunde genommen war der ganze Vorgang so verdammt durchsichtig, dass es schon eine Beleidigung seiner Intelligenz war. Da hatte er sich kaum von einer viertägigen Krankheit erholt, war auf einer unbekannten Welt mit nichts als der Kleidung am Leib eingesperrt, die man ihm bereitgelegt hatte, und man erwartete von ihm, dass er die erstbeste Möglichkeit zur Flucht nutzte?
    Oder vielleicht erwarteten sie auch eine ganz andere Reaktion? Zum Beispiel, dass er nach draußen stürzte und die Außerirdischen im Vorraum zu töten versuchte?
    Plötzlich bemerkte er, dass die Hand trocken war, wo er den Overall berührte: Das Material schien das Wasser von der Haut aufgesogen zu haben. Und vielleicht war das auch der Grund, weshalb man ihm kein Handtuch bereitgelegt hatte. Er kleidete sich an und beobachtete die Außerirdischen aus dem Augenwinkel. Sie gingen noch immer ihren Verrichtungen nach und schienen sich der offenen Tür überhaupt nicht bewusst zu sein.
    In Ordnung, sagte er sich, nachdem er die Schließleiste des Overalls geschlossen hatte. Das musste ein Test sein.

    Und das bedeutete wiederum: Aus dem Umstand, dass er die Tür ignorierte, zogen sie den Schluss, dass er intelligent genug war, um misstrauisch zu sein. Aber mit etwas Glück vermochte er sie vielleicht auf eine falsche Fährte zu locken. Er stopfte den leeren Wasserzylinder ungeschickt in die Brusttasche des Overalls, kreuzte in Gedanken die Finger hinter dem Rücken und ging zur Tür.
    Bei dem einen Mal, als er sie dabei beobachtet hatte, war die Tür durch Drücken eines Knopfs in einer milchigweißen Platte, die neben dem Türrahmen in der Zellenwand eingelassen war, selbsttätig aufgeschwungen.
    Es bereitete zwar erheblich mehr Mühe, sie mit der Hand aufzustoßen, aber auch nicht so viel, wie Pheylan vorzutäuschen versuchte. Mit welcher Methode auch immer er sich von diesem Ort absetzen würde, er würde mit größter Wahrscheinlichkeit rohe Gewalt anwenden müssen; und je schwächer die Außerirdischen die menschliche Muskelkraft einschätzten, desto bessere Chancen hätte er.
    Also drückte er angestrengt gegen die Tür und versuchte sie mit zusammengebissenen Zähnen aufzustoßen. Er hoffte aber, dass die Beobachter nicht auch sahen, dass er sich gleichzeitig mit der Schulter gegen die Wand stemmte. Als er die Tür weit genug geöffnet hatte, verlegte er sich auf einen beidhändigen Griff an Tür und Rahmen. Dabei spannte er mit theatralisch verzerrtem Gesicht in einem »isometrischen Training« die Muskeln an, sodass sie sich unter dem hautengen Material des Overalls abzeichneten. Er öffnete die Tür gerade weit genug und schlüpfte hindurch.
    Nun hatte er die Aufmerksamkeit der drei Außerirdischen Aber sie rannten nicht hektisch zur Tür und zückten auch keine verborgenen Waffen. Sie waren höchstwahrscheinlich Opferlämmer, die den Löwen zum Angriff reizen sollten.
    Ein Angriff, den Pheylan mitnichten beabsichtigte. Er hatte an der Tür seine körperliche Schwäche demonstriert; und nun musste er sie noch von seiner angeborenen Naivität und Friedfertigkeit überzeugen. Er ging zum nächsten Alien, zog den Wasserzylinder aus dem Overall und hielt ihn ihm hin. »Ob ich wohl noch ein Schlückchen bekommen könnte?«, fragte er.
    Die Außerirdischen brachten ihn zurück in seine Zelle, und einer von ihnen ging zu einer Konsole und füllte den Wasserzylinder wieder auf. Dieses Mal wurde die Tür aber richtig hinter ihm geschlossen.
    Anscheinend war dieser Teil des Tests abgeschlossen. Pheylan fragte sich, ob er ihn wohl bestanden hatte oder nicht.
    Er trank die Hälfte des Wassers und legte sich dann auf der Pritsche auf die Seite, schob sich das Kissen hinter den Kopf, legte eine Hand auf die kühle glatte Zellenwand und schaute hinaus zu den

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