Zahn, Timothy - Eroberer-Trilogie\1 - Eroberer
herausgefunden.«
»Und was veranlasst Sie zu der Annahme, dass das illegal gewesen sei?«, fragte McPhee.
»Sie sind ein Zivilist«, antwortete Holloway. »Auf einer zivilen Geschäftsreise.« Er hielt die Karte hoch, die er gerade zusammengestellt hatte. »Ich habe hier eine Liste der Vorschriften. Sie sind in dieser Hinsicht sehr eindeutig.«
»Es gibt auch Ausnahmen.«
Holloway lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Ich höre«, sagte er.
McPhee nickte verbindlich, und Holloway erhaschte seinen verstohlenen Blick auf Melinda Cavanagh, die schweigend alles mit anhörte. Seine Lippen zuckten einmal, und als er den Blick dann wieder hob, loderten seine Augen plötzlich in eisigem Zorn. »Ich muss Sie leider enttäuschen, Colonel«, sagte er. »Fakt ist, dass ich über die absolute Ermächtigung verfüge, jede beliebige Einrichtung der Friedenstruppen, Ausrüstung oder Personal zu requirieren, das ich brauche. Bis hin zu und einschließlich Ihnen und Ihrer Garnison.«
»Klingt beeindruckend.« Holloway verspürte ein eigenartiges Kribbeln im Nacken. »Sind Sie auch in der Lage, das zu substantiieren?«
»Das dürfte wohl genügen«, sagte McPhee und zog eine Karte aus seiner Tasche. »Sogar für Sie.« Mit lässiger Präzision warf er sie in die Luft, und sie landete dann mitten auf Holloways Schreibtisch. »Sie dürfen natürlich einen Blick darauf werfen.«
Holloway nahm die Karte an sich. »Eine Blankovollmacht des NorCoord-Parlaments«, stellte er mit bemüht ruhiger Stimme fest. Dann hatte Melinda Cavanaghs Geschichte also doch hundertprozentig gestimmt. Diese Leute waren wirklich an einer topsecret Operation beteiligt.
Und falls dieser Parlimin Jacy VanDiver - oder Admiral Rudzinski persönlich - nun beschlossen, sich über einen übereifrigen Lieutenant Colonel auf einer Kolonialwelt im Krähwinkel zu ärgern, der seine Nase in diese Angelegenheit gesteckt hatte ...
Er schürzte die Lippen. Nein. Alles der Reihe nach. »Vielen Dank, Mr. McPhee«, sagte er. »Ich glaube, wir werden das so handhaben.« Er warf einen Blick auf den Schreibtisch - auf die Stelle, wo sein Computerterminal gestanden hatte, bevor es vor einer Stunde zum Objekt A gebracht worden war. »Fuji, gehen Sie zum Sensorzentrum und überprüfen das«, sagte er und reichte Takara die Blankokarte. »Sie wissen, wie das geht?«
»Ja, Sir«, sagte Takara. Er klang plötzlich militärisch schneidig und förmlich, als er sich federnd vom Stuhl erhob und die Karte nahm. »Ich bestätige den Gesamteindruck des Textes in Bezug auf Form und Stil, und dann lokalisiere und vergleiche ich den Bestätigungsschlüssel, der für die Aktualisierungen der Standarddaten-Datei innerhalb von achtundvierzig Stunden nach der Ausgabe generiert wird.«
»Richtig«, bestätigte Holloway. »Passen Sie aber auf, dass Ihnen dabei niemand über die Schulter sieht.«
»Jawohl, Sir«, sagte Takara und marschierte geschwind aus dem Büro.
Holloway schaute ihm nach und stellte bei dieser Gelegenheit fest, dass Duggen und Spaulding sich plötzlich wieder in Rekruten der Friedenstruppen verwandelt hatten: Sie standen in einer Habtachtstellung da, die im eher informellen Ambiente der Garnison ungewohnt wirkte. Anscheinend hatte das Potenzial dieser Blankovollmacht auch bei ihnen seine Wirkung nicht verfehlt. »Stehen Sie bequem, meine Herren«, sagte er. »Es findet doch keine Parade statt.«
Die Marines standen bequem. Spaulding errötete dabei leicht. »Eine überaus interessante Situation, Mr. McPhee«, sagte Holloway und wandte sich wieder dem anderen zu. »Eine parlamentarische Blankokarte ist dieser Tage ein ziemlich seltener Anblick.«
»Sparen Sie sich Ihren Atem, Colonel«, empfahl McPhee ihm kalt. »Und eventuelle Entschuldigungen können Sie sich auch gleich schenken. Welche Konsequenzen auch immer diese Sache hat, Sie werden sie tragen müssen.«
Holloway schaute ihm direkt in die Augen. »An Ihrer Stelle, Mr. McPhee«, sagte er leise, »würde ich mich mit Schuldzuweisungen zurückhalten. Leute, die plötzlich in einem Kriegsgebiet auftauchen und uns dann eine absurde Geschichte auftischen, dürfen sich nicht wundem, wenn sie anschließend einer offiziellen Überprüfung unterzogen werden. Und was diese ominösen Konsequenzen betrifft, die Sie erwähnt haben ...«
»Ominöse Konsequenzen?«, unterbrach McPhee ihn. »Wissen Sie was: Das sind genau die idiotischen Sprüche, die mir zeigen, dass Sie wirklich nicht die geringste Ahnung haben von dem, was
Weitere Kostenlose Bücher