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Zander, Judith

Zander, Judith

Titel: Zander, Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: die wir heute saagten Dinnge
Vom Netzwerk:
teine sammeln, S teine
zerstreun .
Cool bleiben, Romy. Heut ist heut, und morgen ist morgen. Und um den morgigen
Tag braucht man sich keine Sorgen machen, weil man ja schon am heutigen genug
davon hat. Genau. A ls ich aufstand, ist sie gegaangen . Aber jetzt ist - scheiße.
Scheiße, scheiße, scheiße.
    Und ich höre es erst beim
zweiten Mal, als Ella ihn schon entsetzt anstarrt. Paul sagt, es klingt ein
wenig müde: »Ich war bei die Elpe.«
    Ich höre das und kapiers
nicht. Offenbar hab ich irgendwas verpasst. Einmal zurückspulen, bitte. Oder
warum ist mir auf einmal wie an einem dieser verkorksten Tage, an denen man
morgens eine Viertelstunde verschläft und das den ganzen Tag über nicht mehr
aufholt?
    Ich merke, dass ich genauso
starre wie Ella, und versuche, mich zusammenzureißen. »Was soll das heißen?«
    Paul guckt mich etwas bange
an, dann lächelt er. »Well, ich war einfach da, you see. Ich habe geredet mit
ihnen.«
    »Mit wem hast du geredet?«
Ellas Stimme poltert noch eine Kellerstufe tiefer als sonst, vielleicht ist das
ihre Form von Hysterie, und irgendetwas daran macht mich nervös, es würde mich
nicht wundern, wenn sie plötzlich aufspränge und ihren mongolischen Krummsäbel
zückte, um einen unverzeihlichen Verrat zu rächen. Dann ist sie ganz stumm und
scheint irgendwie in sich zusammenzusacken, ihr Gesicht zeigt eine milde
Enttäuschung, oder enttäuschte Milde. Als hätte sie ein Kind mit irgendwas
überfordert und wüsste nun nicht, wem sie die Schuld am Misslingen geben soll,
sich oder dem Kind. Und in meinem Bauch gären hundert unreife Äpfel.
    »Wieso bist du da hingegangen?
Was wolltest du da?«
    Paul im Kreuzverhör scheint
immer mehr zu ermüden, ich rechne jeden Augenblick mit einem Gähnen. Ist mir
schon klar, wie wir jetzt wieder dastehen. Vor ihm. Pastorentöchter. Wir knien
vor Sankt Paul und langweilen ihn mit unseren irdischen Sorgen. Schließlich
lässt er sich doch noch herab, uns eine Antwort zuteil werden zu lassen: »Ich
war neugierig.«
    »Auf dieses Gesocks?«
    Er schenkt mir ein heiliges
Stirnrunzeln, und ich zittere, es möge nur das Wort sein, das sich seinem
Verständnis entzieht.
    »Ich wollte es sehen mit meine
eigene Augen, you know! - Was ist schlimm dabei?«
    Das ist doch nicht das
richtige Wort. Schlimm. Es stand einfach für alle Zeiten außer Frage. Ich
merke, dass es mich nicht so sehr erschreckt, dass Paul seinen von lauter Anbetung
vermutlich schon ganz blankgeküssten Fuß dort hingesetzt hat. Ich finde es
nicht schlimm. Es erschreckt mich, dass er überhaupt auf die Idee kam. Für
Ellas an weiten Ebenen, nicht an einzelnen Grashalmen geschulten Hunnenblick
macht das wohl keinen Unterschied. Sie guckt, als hätte sie es förmlich
herangaloppieren hören, dann schon, als noch kein schwarzer Punkt am Horizont
zu erkennen war.
    Nur eins interessiert sie
noch, sie fragt mit geradezu inquisitorischer Strenge: »Und? Willst du das
noch mal machen?«
    Der arme Sünder Paul, der
Ketzer McCartney kneift die Lippen zusammen. Um dann ein kurzes »Ja!«
hervorplatzen zu lassen. »Ja. Noch einmal. Mit euch.«
    Für einen Moment bin ich
wirklich sprachlos, und fast überraschter darüber, dass es diesen Zustand
tatsächlich gibt, als über dessen Ursache. Was vielleicht auch wieder nicht
stimmt. Irgendwas stimmt doch hier schon die ganze Zeit nicht. Dann lache ich
plötzlich. Okay, alles klar, uns so zu verarschen! Ich gucke Paul an und warte
darauf, dass er mitlacht, von mir aus, dass er uns auslacht, ich blicke zu
Ella, die drauf und dran war, Paul einen Vogel zu zeigen, und jetzt nur etwas
unschlüssig sagt: »Du spinnst«, und zu grinsen versucht. Das letzte Grinsen,
bevor man sich in die Hosen scheißt.
    Paul mustert Ellas Teppich,
bis ich frage, auch auf die Gefahr der Komplettblamage hin: »Das ist doch
nicht dein Ernst, oder?«
    Sein Aufblicken lässt mich
erst mal wieder innerlich nach hintenüberfallen. Ich vergesse manchmal, dass er
diese Augen hat. Zumindest versuche ich es, ha.
    »Of course, it is!«
    Klingt wie: Na, was denkt ihr
denn? Dass ich bullshit rede? - Ja, in gewisser Weise denken wir das wohl.
    »Sie haben gesagt, ich soll
wiederkommen. Sie sind nicht schlimm. Sie waren nett. Aber ich hatte
Schwierigkeiten zu verstehen alles.«
    »Dat kann'k mir vorstelln,
ey!« Ella lacht kurz auf.
    »Yeah, exactly! Ihr sprecht
auch so, ich mein, wenn ihr nicht mit mir seid?«
    »Nee!« Wir gucken uns an, Ella
und ich, und wir lachen. Wir lachen es einfach

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