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Zander, Judith

Zander, Judith

Titel: Zander, Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: die wir heute saagten Dinnge
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ein für allemal ausgestanden scheint. Wobei,
wohlgemerkt, nicht die Umstände dieser Veranstaltungsbesuche - mit Mama und
Papa - in erster Linie so peinigend auf mich wirkten, sondern die Veranstaltungen
an sich. Schon als Kind waren mir, obwohl ich wie alle anderen auch hindallerte
und Zuckerwatte zu meinen erklärten Leibgerichten zählte, zum Beispiel
Rummelplätze ziemlich zuwider. Es ging etwas Anrüchiges, Rohes und Dreistes
von ihnen aus, das bis heute seine einschüchternde Wirkung auf mich nicht
verloren hat. Der Gedanke daran, dass Tante Marlies immer mal was mit
sogenannten Rummelfritzen gehabt haben, ja, regelrecht verrückt nach ihnen
gewesen sein soll, diesen kleinen, muskulösen, speckigen Typen, die gefährlich
grinsten, wenn sie die Wagen der Berg-und-Tal-Bahn herumschleuderten, drehte
mir schon damals den Magen um, war allerdings auch so faszinierend - eine
Faszination von der Sorte, die sich beim Anblick von Monstrositäten einstellt
-, dass er sich nie ganz verdrängen ließ.
    Die Bowlingbahn ist harmloser,
das hatte ich gleich gesehen, als einmal unsere Klasse einen Nachmittag dort
verbracht und sich bei mir sogar ein kleines unvermutetes Talent herausgestellt
hatte. Zwar gibt es die üblichen ihrem Bierbauch Nach- und Vorschub leistenden
Männer mittleren Alters, aber genauso Frauengruppen, an denen das Nervigste
nur ihr häufiges Juchzen ist, und sogar regelrecht seriös wirkende Leute,
darüber hinaus eine resolute Chefin, unter deren Regiment es vermutlich nicht
mal zu Ansätzen von Ausschweifungen kommen würde. Zu meiner Überraschung
sammelt sich dort also nicht eine Querschnittsmenge aller dubiosen
Bevölkerungsgruppen Anklams und Umgebung, was vielleicht daran liegt, dass
sich D er C lub als altbewährte Sammelstelle
gleich nebenan befindet. Wahrscheinlich hat man bei der Namenswahl dieser
einzigen Disco Anklams erst gar keine Zweifel aufkommen lassen wollen,
allerdings ist die Bestrebung, falls es eine gibt, dem Ziel der Coolness, das
mit dieser Namensgebung gesteckt ist, auch nur ein Stückchen näherzukommen,
über all die Jahre vergeblich und D er C lub ein erbärmliches Bumslokal
geblieben. Wo sich unfehlbar jedes Wochenende eine Klientel trifft und
betrinkt, der man schon im nüchternen Zustand eigentlich nicht begegnen möchte.
Typen wie die von der Elpe. Von uns verirrt sich kaum mal einer da bin, und
wenn, dann ist er meistens bemüht, diese Verirrung nicht publik werden zu
lassen. Mutmaßliche Ursache für sie ist eben die Alternativlosigkeit, die
besagten Schulfesten nur eine umso unverhältnismäßigere Wichtigkeit verleiht.
Ich war ein einziges Mal da, zum Geburtstag einer früheren Freundin, und
seitdem ist mir klar, dass D er C lub für meine eigenen
Geburtstagsfeiern und überhaupt auf keinen Fall in Frage kommt. Ich mietete für
meine Party eine Bowlingbahn von acht bis zehn.
    Außerdem wollte ich meine
bescheidenen Kochkünste auf ihren individuellen Zenit treiben und selbständig
sowohl unsere berühmte Käsesuppe als auch einen dreischichtigen Kuchen, wobei
es sich um ein beinahe schon Torte zu nennendes Gebilde aus Pudding und Sahne
handelte, fabrizieren. Dazu: Bowle. Beliebtestes Gesöff nicht nur auf
Omageburtstagen, sondern auch auf denen der Jugend, da es bei diesen wie bei
jenen vornehmlich als Lösungsmittel zur Tarnung von drei Vierteln eines
Dreiviertelliters dient und folglich auch genauso schmeckt. Müßig zu sagen,
dass meine Bowle dieser billigen Mode nicht folgen, sondern mit ihrer feinen
Martini-Note auch höherentwickelten Geschmacksknospen Genüge tun sollte. Nun
ja, der Konjunktiv: Bis mir das mit dem Martini nämlich einfiel, war es bereits
Sonnabend nachmittag, und das Angebot des einzigen noch offenen Supermarktes
in Anklam ging, neben den üblichen Abartigkeiten wie G oldkrone , der hiesigen
Schattenwährung, über Gin nicht hinaus, und ich muss an dieser Stelle mal
Folgendes loswerden: Gin ist, abgesehen von G oldkrone , das allerwiderlichste
alkoholisehe Erzeugnis, das die Menschheit je ersonnen hat, besonders in Form
von Gin Tonic! Zwar hält sich meine Erfahrung auf diesem, ja, und nicht nur auf
diesem, Gebiet in ziemlich überschaubaren Grenzen, aber etwas noch
Gaumenmissbrauchenderes ist einfach nicht vorstellbar. Ich weiß, dass ich mit
dieser Aversion wieder mal allein dastehe, ungefähr so allein wie mit meiner
Aversion gegen Volleyball, aber das ist ein anderes Thema. Beides genießt
übrigens unter meinen früheren Freunden größtes

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