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Zander, Judith

Zander, Judith

Titel: Zander, Judith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: die wir heute saagten Dinnge
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noch als Individuum?« Romy guckt mich erschrocken an.
    »Keine Ahnung. Aber die leben
ja auch irgendwie, und manche finden das ja auch toll«, sag ich.
    »Na ja, so toll, wie es eben is,
nie alleine zu sein. Also auf die Dauer nich besonders, jedenfalls nich für
mich. Ob die Eltern die am Anfang überhaupt auseinanderhalten können?«
    »Tja. Aber is da vielleicht
auch egal...«
    Romy lacht. »... ob nun die
eine heute Hanni und die andre Nanni is und morgen umgekehrt?«
    Wir lachen beide. »Komische
Namen«, sag ich.
    »Na ja, weißt doch, H anni und N anni , diese Mädchenbücher.« Sie
rollt mit den Augen.
    »Was?« Da hab ich wohl was
verpasst.
    Romy grinst. »Da is dir aber
ganz schön was entgangen, sag ich dir!«
    Tja, vielleicht hätt ich auch
lieber solche Bücher lesen sollen. Statt »rumzugammeln« und mich
»rumzutreiben«, wie das ja immer hieß. Ich wollt bloß möglichst wenig zu Hause
sein. Jetzt bin ich die ganze Zeit da. Für Oma. Sag ich nur so. Ich war auch
da, wenn Oma nicht da war.
    Aber da musst ich erst mal
drüber nachdenken. Wieso Romy eigentlich auch gleich so gegen die Elpe war,
neulich. Ich mein, ihre Mutter macht ja den Club und so. Zwar kann ich mir auch
nicht vorstellen, dass Romy da hingehen und das gut finden würde. Dann würd sie
wohl keine Bücher lesen und so und in ihr Tagebuch schreiben und jeden Tag
»uff't Gymmi« gehen. Und da liegt bestimmt der Pudel begraben, dacht ich so.
Sie hat genau son Hass dadrauf wie ich, vielleicht hat sie genau so ne Schiss
vor der Elpe. Aber aus nem andern Grund. Weil sies nicht kennt.
    »Oh, hallo - du hast ja
Besuch!«
    Ich fahr zusammen. Mann! Ich
hab gar nicht mitgekriegt, wie Romys Mutter reingekommen ist.
    »Hallo, Ella! Na das is ja
schön.« Sie lächelt. Anscheinend freut sie sich wirklich.

»Guck mal, Ella hat mir die
ganzen Platten mitgebracht, also, geschenkt, die ganzen Beatles-Platten!« Romy
zeigt auf ihre Liege. Ihre Mutter macht so ein Geräusch, als würd sie sich
furchtbar erschrecken, und ich zuck noch mal zusammen.
    »Mensch, Ella! Fiel dir das
gar nich schwer, dich davon zu trennen?«
    »Überhaupt nich«, sag ich.
    Frau Plötz lächelt mich an.
»Na, Mensch, das nenn ich großzügig!«
    »Pass auf, gleich sagt sie,
dass ich mir da mal ne Scheibe von abschneiden könnte«, sagt Romy.
    Ich guck sie erschrocken an,
dann ihre Mutter. Aber die lacht bloß.
    »Sagt mal, was is denn mit
euerm Paul? Wollt ihr den nich anrufen? Der könnte doch auch herkommen, zum
Abendbrot.«
    »Ach«, sagt Romy. »Nein. Wir
sehn uns ja morgen.«
    »Achso.«
    Ich glaub, Frau Plötz wollt
noch was sagen, aber sie langt bloß nach der Türklinke.
    »Na ja, dann lass ich euch
jetzt mal alleine.«
    Als sie raus ist, frag ich
Romy: »Wieso denn nich? Er hätt doch eigentlich herkommen können, oder?«
    Romy seufzt. »Ja. Eigentlich.
Aber nich, wenn meine Mutter da is.«
    Das versteh ich jetzt nicht.
Ich mein, so schlimm ist ihre Mutter doch gar nicht. Romy zieht die
Augenbrauen hoch.
    »Man darf ihr gar nich erst
die Gelegenheit für nachträgliche Bemerkungen und Befragungen geben!«
    Was für Befragungen? Romys
Mutter sieht eigentlich nicht so aus, als würd sie irgendwelche Bemerkungen
machen. Jedenfalls nicht solche wie meine. Aber Romy schlürft ihren Tee und
guckt mich über die Tasse an, als hätte sie das Logischste von der Welt gesagt.
     
    HARTMUT
     
    »Geh mal, Hartmut, nu geh mal!«
    Die kann einen scheuchen!
Drückt sie einem die Blumen inne Hand, und nu geh ma, Hartmut. Einer muss ja.
    »Wieso ich nu wieder?«
    »Ach, Hartmut, ich bitte dich!
Ich hab zu tun, siehst du doch, und soll nu vielleicht deine Mutter mit ihrem
Bein da umherkrauchen? Die kommt doch heute wieder gar nicht hoch.«
    »Und Ella?«
    »Na, dass ich nicht lache!
Ella! Die weiß doch gar nicht, wo der Friedhof isf! Oder dass ihr Opa da liegt,
geschweige denn, was heut fürn Tag ist. Außerdem ist sie gar nicht da.«
    »Wieso? Wieso nich da? Aber ma
ganz nebenbei, Britta, ich hätt da auch nich dran gedacht. Sterbetag und so. Na
ja, Hauptsache, du hast das immer alles im Kopp.«
    »Was soll das nu wieder
heißen? Wenn ich mich nicht darum kümmern würd, na, da würd man ja bald ganz
genau sehen, von wem Ella das hat. Du kennst doch auch keine Verwandten! Du
würdst doch auch am liebsten so tun, als wärst du vom Himmel gefallen, und tot is
tot, ne! Keine Achtung! Hast du nicht. Nie gehabt. Was soll denn das erst
werden, wenn ich mal unter der Erde bin. Da kannst du

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