Zarin der Vampire: Blut der Sünde. Horror-Mystery-Thriller (German Edition)
verfolgten jede meiner Bewegungen misstrauisch. Sie bekamen jedoch wieder etwas Hoffnungsglanz. Die Hoffnung stirbt immer zuletzt.
Ich musste ihn davor bewahren, verrückt zu werden, darum wandte ich mich an ihn.
„ Dein Leben hat wieder etwas Wert bekommen, aber ich muss noch abwarten. Bleib einfach am Leben und reiß dich zusammen.“
Mehr wollte ich ihm nicht sagen. Er sollte nicht denken, er hätte irgendeine Verhandlungsposition. Aus diesem Grund verließ ich ihn wieder und schloss die Tür. Sollte er ruhig da hängen, ich hatte genug Zeit, um ihn zu befragen. Er würde mir alles erzählen.
Wenjera und Aurora wirkten enttäuscht. Sie hatten sich etwas anderes versprochen.
„ Böse Hündchen!“, wies ich sie zurecht.
„ Habt ihr denn gar kein Mitleid?“
Verständnislos folgten mir ihre großen Augen.
Ich nahm die beiden Dossiers und machte mich an die Arbeit. Ich musste mich umfassend informieren und durfte nichts unbeachtet lassen.
Aufzeichnungen des Gordon von Mirbach
Die Schmerzen hinter meiner Brust waren unerträglich. Meine Vermutung, dass es die Speiseröhre und somit Speiseröhrenkrebs war, hatte sich glücklicherweise nicht bestätigt. Die Diagnostik war eine schmerzhafte Tortur gewesen und verstärkte meine Abneigung gegen den medizinischen Berufsstand.
Das Herunterschlucken dieses schrecklich dicken Schlauches zur Kontrolle der Speiseröhre und des Magens hatte mich an meine Grenzen gebracht. Auch mein Herz und die Lunge waren in Ordnung.
Somit war der Schmerz wieder nur eine dieser vegetativen Attacken, die sich bei mir jedes halbe Jahr einen neuen Kriegsschauplatz suchten und meine Lebensqualität stark einschränkten.
Zuerst wollte mir der Arzt eine dieser enorm teuren Psychopharmaka verschreiben. Zum Glück wusste ich durch die zahlreichen Selbstmorde, mit denen ich bei der Arbeit zu tun hatte, wohin deren Einnahme oft führte. Obwohl in dem Beipackzettel Selbstmordgedanken als häufige Nebenwirkung aufgeführt wurden, hieß es dann latent in der Presse, dass die Person sich in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung befand. Niemand gab dem Arzt oder der geldgierigen Pharmaindustrie die Schuld, die diese Gifte zum eigenen Vorteil unter die Menschen brachte.
Es interessierte keinen, dass die Selbstmordgedanken erst nach der Einnahme der Pillen auftraten und dass ein Arzt ihnen diesen tödlichen Cocktail verordnet hatte. Solche Äußerungen kamen nicht gut an oder wurden totgeschwiegen. Die Veränderung der Persönlichkeit der Patienten war durch die Medikamenteneinnahme so tiefgreifend, dass sie zu Dauerpatienten wurden und dem Arzt sowie den Pharmakonzernen für Jahre die Einnahmen sicherten. Das war ein böses und menschenverachtendes Spiel im Namen Äskulaps!
Nur aufgrund meiner konsequenten Weigerung riet der Arzt mir schließlich, ich sollte einfach alles aufschreiben. Das helfe bei der Bewältigung und sei eigentlich genauso gut. Dann rückte er auch versehentlich mit der Wahrheit heraus. In Amerika werde schon sehr lange über die Nutzlosigkeit der Psychopharmaka diskutiert. Das meiste vollbringe ohnehin die Zeit. Das vegetative System hinke der übrigen Entwicklung jedoch immer stark hinterher und es dauere eben, bis es sich reguliert. Ich solle deswegen wie in alten Zeiten ein Tagebuch führen. Dabei würde ich auch etwas über mich selbst erfahren.
Ich schreibe zwar nicht gern, aber es musste wohl sein. Dieser Rat war weitaus besser als der Mord auf Raten.
Es ist nicht so, dass ich den Tod meiner Eltern, meiner Frau und meiner Tochter wirklich hinter mir gelassen habe. Die Arbeit hatte mir nur zu wenig Zeit gegeben, mich dem Verlust der liebsten Menschen dieser Welt emotional hinzugeben. So war Jahr um Jahr vergangen und ich hatte den Schmerz und meine Liebe mit einer festen Kruste umschlossen. Eventuell zerbrach diese jetzt auf und das führte zu den unangenehmen körperlichen Auswirkungen.
Ich fühlte mich schlapp, müde, erschöpft und fand wenig Sinn darin, mich überhaupt zu erheben. Eigentlich stand ich nicht für mich auf, sondern für all die anderen Menschen, die schutzlos diesen Bestien ausgeliefert waren, die heutzutage überall lauerten. Für diese Schwachen erhob ich mich und kämpfte meine eigene mentale Erschöpfung nieder. Nur das gab meinem Leben seinen Sinn. Das klingt vielleicht depressiv, aber das heutige Leben ist die wahre Depression.
Die Liebe soll der Sinn des Lebens sein, doch verliert man den Menschen, auf den sie
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