Zarin der Vampire: Blut der Sünde. Horror-Mystery-Thriller (German Edition)
geschubst, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Aber mich konnte niemand erschrecken.
Ich roch, sah und spürte sowohl die Bosheit als auch Angst, da ich ja selbst ein Monster war.
Auf der Fahrt gab es diesmal keine Vorfälle. Einige Leute bestaunten neugierig meine Erscheinung und den offen zur Schau gestellten wertvollen Schmuck. Wahrscheinlich hielten sie ihn deswegen für ein billiges Plagiat.
Keiner wagte jedoch in einen Blickkontakt mit mir zu treten. Einige Männer musterten heimlich meine Figur. Sie konnten sich dem erotischen Sog meines bösen Blutes nicht entziehen. Hier in Deutschland versuchten die Männer zurückhaltend zu erscheinen. Einige der hier Geborenen waren tatsächlich schüchtern und mussten erst von den Frauen zum Kontakt motiviert werden. Es schien zuweilen so, als hätten in diesem Land die Frauen die Hosen an und bestimmten über die Männer. Der Zuzug von Menschen aus anderen Ländern glich das zum Glück ein wenig aus. So kamen auch Frauen und Männer mit anderen Wertvorstellungen in dieses Land.
Mit einem ausgeglichenen Gemütszustand stieg ich an meiner Zielstation aus. Die Menschen hasteten hin und her. Ich war immer erstaunt, wie eilig es alle angeblich hatten. Die heutige Zeit verbreitete Rastlosigkeit, ich ließ mich davon aber nicht anstecken.
Es gab von der unteren Etage des Bahnhofs sogar einen direkten Zugang zum Fahrstuhl des Hotels. So musste ich mich nicht einmal dem Tageslicht aussetzen. Es war etwa 17 Uhr. Draußen würde es noch recht hell sein, daher wusste ich diesen unterirdischen Zugang sehr zu schätzen.
Gab es eine bessere Stadt für mich?
Ich betätigte die Klingel.
„ Sie wünschen?“, fragte mich die Stimme des Pförtners auf der anderen Seite.
„ Ich werde im Restaurant erwartet.“
Ohne nach dem Namen des Gastes oder der Reservierung zu fragen, ließ er mich ein. Das Surren des Türöffners verdeutlichte, dass ich jetzt eintreten konnte.
Ich fuhr zum obersten Stockwerk des Hauses. Hier befand sich eines der nobelsten Restaurants mit einem ausgezeichneten Blick über die Dächer von Berlin.
Diese Auswahl hatte der Kommissar getroffen.
Als sich die Tür des Fahrstuhls öffnete, verbeugte sich ein rot livrierter Portier vor mir. Er sollte als menschliche Barriere unangenehme und somit unerwünschte Besucher fernhalten.
„ Herzlich willkommen.“
Seine symbolische Armbewegung wies mir den Weg.
Ich nickte ihm freundlich zu und trat in den Flur. Hinter der kleinen Rezeption, unmittelbar vor dem Restaurant, stand eine Empfangsdame.
„ Benötigen Sie einen Einzeltisch?“
„ Ich werde erwartet.“
Die Dame machte sich eifrig und erfahren daran, mir meinen Mantel abzunehmen. Bewundernd fiel ihr Blick auf meinen Schmuck. Sie erkannte, dass der Schmuck echt war und ich somit außergewöhnlich wohlhabend sein musste.
Da bemühte sie sich, noch höflicher zu sein. Fälschlicherweise wird Reichtum oft mit Ansehen und Anerkennung verknüpft. Die meisten haben jedoch auf unmoralische Weise ihren Besitz erworben und verdienen diese Wertschätzung keinesfalls. Das wusste ich durch meine Jagd nur zu genau.
Sehr vorsichtig, als wäre der Mantel genauso wertvoll, hängte sie ihn in der Garderobe etwas abseits von den anderen auf.
„ Folgen Sie mir bitte.“
Zuvorkommend schritt sie voran. Sie schien genau zu wissen, wer mich erwartete.
Der deutsche Kommissar erhob sich sofort, als er uns in das Restaurant eintreten sah. Schon bei unserem ersten Treffen hatte ich festgestellt, dass er tatsächlich ein wenig Ähnlichkeit mit dem damaligen Botschafter in Moskau hatte – jenen Botschafter, der versucht hatte, die Zarenfamilie zu retten. Wir waren damals zwar nicht zusammengetroffen, aber ich hatte Bilder gesehen. Das hatte einen guten Anfang gesetzt.
Einige Damen aus dem Saal fixierten meinen Schmuck. Ich roch den ersten Neid herüberwehen.
Vampire verfügen über einen außergewöhnlichen Geruchssinn.
Die gut aussehende Empfangsdame verströmte zum Glück keinen Geruch von Missgunst. Sie war wirklich professionell und gehörte wohl zu der seltenen Spezies, die sich den Luxus zwar ebenso wünschte, aber einem besser Situierten diesen nicht missgönnte.
„ Ich freue mich, Sie so schnell wiederzusehen“, begrüßte der Kommissar mich ungewöhnlich galant. Er wagte sogar einen Handkuss nach alter Manier anzudeuten.
Dieses traditionelle Benehmen war heute kaum noch anzutreffen. Es wirkte bei ihm auch nicht gekünstelt wie bei denen, die aus
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