Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon
könnte, etwas, das ausdrückte, mach, was du willst – oder etwas, womit ich mein Interesse an ihm bekundete, falls er sich seinerseits für mich interessierte. Ich hatte mich nie auf diese Flirtspielchen eingelassen. Ich musste mich ein bisschen umhören, mir diese Mädchenfilme mit Kate Hudson oder Drew Barrymore anschauen. Aber sollte ich mich bei diesen Schmalzkomödien zu Tode langweilen? Ich mochte Actionthriller viel lieber.
Mir fiel jedoch nichts ein, was ich zu Connor hätte sagen können. Ich schaute nicht weg und er auch nicht. Er verlangsamte seine Übungen, und ich sah ein leichtes Beben seiner Muskeln. Wahrscheinlich hätte er aufhören sollen, aber er machte weiter. Mit anzusehen, wie er sich derart verausgabte, schnürte mir die Kehle zu. Ich stellte das Laufband auf Entspannungsmodus und verlangsamte meine Schritte, bis das Band nach und nach zum Stillstand kam.
Die ganze Zeit fixierte ich Connors Gesicht. Als ich endlich zum Stehen kam, entfernte ich meine Ohrstöpsel und stopfte sie in die Hosentasche. Ich presste mir das weiche Frotteehandtuch vors Gesicht und bereitete mich mental auf das vor, was ich zu tun plante.
So bedächtig wie möglich ging ich auf Connor zu, setzte mich auf die Bank neben ihm, streifte mein T-Shirt ab und genoss die kühle Luft auf meinem bis auf den Sport-BH nackten, schweißnassen Oberkörper. Im Spiegel beobachtete ich, wie Connors Bewegungen unregelmäßiger wurden. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Einen verrückten Moment lang hatte ich das Gefühl, ihn zu quälen, indem ich ihn zwang, mich endlich richtig wahrzunehmen.
Ich griff nach einer Fünf-Kilo-Hantel und begann, seine Bewegungen nachzuahmen, während ich die ganze Zeit seinen Blick auf mir spürte. Mir wurde warm und schläfrig zumute, ein ähnliches Gefühl wie nach einer Massage.
»Wieso starrst du mich so an?«, fragte ich schließlich.
Er schüttelte den Kopf, ohne den Blick abzuwenden. »Keins von den anderen Mädchen trainiert so ausdauernd wie du.«
»Ich kann nichts dafür, dass sie Faulpelze sind. Ich möchte der beste Dunkle Wächter werden, den es gibt, und deshalb muss ich immer in Form bleiben.«
»Jungs werden immer bessere Wächter sein als Mädchen«, sagte jemand.
Ich schaute zur Seite, wo Drew, einer der Neuen, Kniebeugen machte. Neulinge waren oft ganz schön frech, wenn man bedachte, dass ein Dunkler Wächter sie jederzeit in die Tasche stecken konnte.
»Wetten, ich bin schneller als du?«, sagte ich.
»Das ist Ausdauer, aber keine Kraft.«
»Also, was willst du machen? Sollen wir mal sehen, wer das schwerste Gewicht stemmen kann?«
Grinsend schüttelte er den Kopf. Drew war dafür bekannt, Streit anzufangen und dabei handgreiflich zu werden. Ich war mir nicht sicher, ob der Junge zum Dunklen Wächter taugte. Er musste lernen, seine Wut unter Kontrolle zu halten. Einige Jungen in seiner Nähe unterbrachen ihre Übungen und schauten zu uns herüber.
»Lass sie in Ruhe, Drew«, sagte Connor.
»Ich kann mich selbst wehren«, ließ ich ihn wissen.
Genervt verdrehte er die Augen.
»Ist das nicht das Wichtigste für einen Dunklen Wächter? «, fragte ich.
»Es geht darum, mit dem Rudel zu kämpfen«, sagte Connor.
Ich wusste, dass er Recht hatte, und das ärgerte mich. Aber seine Aufforderung, mich in Ruhe zu lassen, wurde befolgt, und alle konzentrierten sich wieder auf ihre Übungen. Wenn Connor bellte, kuschten die anderen in der Regel. Wenn er nicht so gut mit Lucas befreundet gewesen wäre und wenn er nicht daran geglaubt hätte, dass unser Volk sich zivilisierter verhalten sollte, dann hätte er Lucas vielleicht herausgefordert, um selbst Rudelführer zu werden. Ich war überzeugt, dass er gewonnen hätte.
Trotz seiner heiteren Art, die ihm seit Lindseys Verrat ein wenig abhandengekommen war, war er einer der toughsten Dunklen Wächter. Nur warum hatte er sich dann nicht gegen Rafe durchsetzen können?
»Also wie steht’s mit dir und Daniel?«, fragte er mit leiser Stimme.
Um ein Haar hätte ich den Trainingsrhythmus verloren. Ich nahm die Hantel in die andere Hand, und er folgte meinem Beispiel. »Wovon redest du?«
»Heute Morgen beim Frühstück, wie du dich da benommen hast. Es sah so aus, als ob er für dich vielleicht doch als Gefährte infrage kommen könnte.«
»Eifersüchtig?«, fragte ich. Sobald die Worte aus meinem Mund waren, hätte ich sie am liebsten wieder zurückgenommen.
»Nur neugierig.«
»Er ist ein netter Junge, aber das ist
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