Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon
durchaus vernünftig von mir, sein Angebot anzunehmen. »Ich würde lieber mit euch fahren. Ich glaube, meine Mom kommt heute von ihrer Reise zurück. Ich kann’s kaum erwarten, sie wiederzusehen.«
Ich fragte mich, wie viele Lügen und Entschuldigungen ich Lucas auftischen konnte, bevor er Verdacht schöpfte. Er war nicht dumm.
Als ich hinter Lucas und Kayla in den Jeep stieg, ärgerte ich mich, dass ich nicht allein losgezogen war. Der Rücksitz war wie ein Logenplatz zur Beobachtung ihrer jungen Liebe. Ständig lächelten sie sich an und hielten Händchen. Ich missgönnte es ihnen nicht, dass sie einander hatten, aber sie zusammen zu sehen, führte mir ständig vor Augen, was mir fehlte. Die meiste Zeit starrte ich schweigend aus dem Fenster.
Irgendwann fragte ich: »Und wie war dein Treffen mit dem Sprengstoffexperten?«
Lucas sah mich im Rückspiegel an. »Er hat viele Tipps gegeben. Aber ich weiß nicht, ob wir so vorgehen wollen. Er braucht Baupläne des Gebäudes. Wenn es eine geheime
Einrichtung ist, werden wir keine Aufzeichnungen darüber finden.«
»Was willst du stattdessen machen?«
»Nachforschungen anstellen. Vielleicht schicke ich einen Spion. Ich weiß es noch nicht. Ich werde mit meinem Vater sprechen.«
Sein Dad war früher der Führer der Dunklen Wächter gewesen. Dann hatte er seinen Posten an seinen ältesten Sohn weitergegeben, der uns verraten hatte, indem er Bio-Chrome von unserer Existenz erzählte. Vielleicht hatte Lucas das Gefühl, er müsste etwas beweisen und jedem zeigen, dass er nicht wie sein Bruder war.
Kayla drehte sich zu mir um. »Was war denn gestern Abend los? Du hast dir ja mit Connor den Film angeschaut. «
»Es war kein Date oder so. Wir sind nur zufällig zur selben Zeit dort angekommen.« Ich zuckte die Schultern, als wäre es keine große Sache. »Deshalb haben wir uns nebeneinandergesetzt. «
»Und ihr seid auch zusammen gegangen.«
Ich seufzte. »Worauf willst du hinaus?«
»Ich wollte nur wissen, wie du zu ihm stehst.«
»Was soll ich sagen? Ich weiß es nicht.« Ich wollte ihr nicht gestehen, wie viel mir an ihm lag, nicht in Lucas’ Beisein. So vieles in meinem Leben lief nicht so, wie ich es geplant hatte. Ich wollte den Kollateralschaden einschränken und den Leuten nicht noch mehr Gründe liefern, Mitleid mit mir zu haben.
»Ich fand euch jedenfalls süß zusammen«, sagte Kayla. Das klang positiv.
»Ich werd’s mir merken«, erwiderte ich grinsend.
Dann wandte Kayla sich wieder Lucas zu, während ich meinen Blick erneut auf die vorbeifliegende Landschaft richtete. Es war Hochsommer, das Laubwerk war dicht. Sonnenlicht fiel durch die Blätter und zauberte ein Muster aus Licht und Schatten. Es war wunderschön.
Dann sah ich plötzlich ein dunkles, haariges Etwas, das ich wegen der Geschwindigkeit nicht richtig erkennen konnte.
»Warte! Halt an, Lucas!«, rief ich.
»Was ist los?«, fragte er.
»Halt einfach an. Ich hab da hinten was gesehen.«
Bevor der Jeep quietschend und schleudernd zum Halten kam, war ich schon aus der Tür und rannte zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Ich sprang über eine schmale Senke. Trockene Zweige und Blätter knackten und raschelten unter meinen Schuhen, während ich verzweifelt nach dem suchte, was ich gesehen hatte.Wo genau war es nur gewesen?
Und dann erblickte ich es, und das Herz schlug mir bis zum Halse. Stolpernd kam ich zum Stehen und kniete neben dem am Boden liegenden Wolf nieder. Er war unnatürlich still, seine Brust hob und senkte sich kaum merklich bei jedem flachen Atemzug.
»Was ist mit ihm? Stirbt er?«, fragte Kayla, als sie und Lucas sich neben mich hockten.
»Ich weiß nicht«, flüsterte ich. Ich strich behutsam durch sein Fell, bis ich etwas Hartes entdeckte. Vorsichtig zog ich das Fell zur Seite.
»Ein Pfeil aus einem Betäubungsgewehr«, sagte Lucas
wütend und zog das Ding heraus. Dann legte er den Kopf in den Nacken und atmete tief ein. »Bio-Chrome. Ich rieche Mason. Der Kerl stinkt.«
Langsam schauten wir uns um. Ich konnte die Bio-Chrome-Leute nicht riechen, aber ich spürte deutlich, dass irgendetwas im Wald aus dem Gleichgewicht geraten war.
»Warum sollten sie so etwas tun?«, fragte Kayla.
»Vielleicht haben sie ihn für einen Gestaltwandler gehalten«, erwiderte ich.
»Aber warum haben sie ihn dann zurückgelassen?«, fragte sie.
Darauf hatte ich keine Antwort. Genauso wenig wie Lucas.
»Sie könnten noch in der Nähe sein«, warf Kayla
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