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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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konzentrieren, wird er sterben. Ich weiß, wer er ist und wie teuer er dir ist.«
    Ihre Augen wurden schmal. »Leicht gesagt, Chamdar.«
    »Willst du es ausprobieren?« höhnte er.
    »Steigt ab«, befahl Kador barsch, und die Legionäre traten drohend einen Schritt vor.
    »Tut, was er sagt«, befahl Tante Pol leise.
    »Es war eine lange Jagd, Polgara«, sagte Chamdar. »Wo ist Belgarath?«
    »Nicht weit«, antwortete sie. »Wenn du jetzt losläufst, kannst du vielleicht entkommen, ehe er zurück ist.«
    »Nein, Polgara.« Er lachte. »Ich wüßte es, wenn er in der Nähe wäre.« Er drehte sich um und betrachtete Garion aufmerksam. »Du bist gewachsen, Junge. Es ist schon einige Zeit her, daß wir Gelegenheit hatten, uns zu unterhalten, nicht wahr?«
    Garion starrte auf das vernarbte Gesicht seines Feindes. Er war wachsam, aber merkwürdigerweise hatte er keine Angst. Der Kampf zwischen ihnen, auf den er sein Leben lang gewartet hatte, stand kurz bevor, und etwas tief in seinem Innern sagte ihm, daß er bereit war.
    Chamdar blickte ihm prüfend in die Augen. »Er weiß es nicht, oder?« fragte er Tante Pol. Dann lachte er. »Wie sehr du doch eine Frau bist, Polgara. Du hast das Geheimnis vor ihm bewahrt, einfach um des Geheimnisses willen. Ich hätte ihn dir schon vor Jahren wegnehmen sollen.«
    »Laß ihn in Ruhe, Chamdar«, befahl sie.
    Er ignorierte sie. »Wie lautet sein richtiger Name, Polgara? Hast du ihm das schon gesagt?«
    »Das geht dich nichts an«, entgegnete sie scharf.
    »O doch, Polgara. Ich habe fast so sorgsam über ihn gewacht wie du.« Wieder lachte er. »Du warst seine Mutter, ich war sein Vater. Wir haben einen prächtigen Sohn aufgezogen – aber trotzdem möchte ich seinen wahren Namen wissen.«
    Sie riß sich zusammen. »Ich glaube, das reicht jetzt, Chamdar. Wie lauten deine Bedingungen?«
    »Es gibt keine Bedingungen, Polgara«, antwortete der Grolim. »Du, der Junge und ich werden zu dem Ort gehen, wo Torak den Moment seines Erwachens erwartet. Meine Hand wird die ganze Zeit um das Herz des Jungen liegen, so daß du angemessen fügsam sein wirst. Zedar und Ctuchik werden sich gegenseitig im Kampf um das Auge zerstören – wenn nicht Belgarath sie zuerst findet und sie selbst vernichtet –, aber das Auge interessiert mich eigentlich nicht. Von Anfang an bin ich hinter dir und dem Jungen hergewesen.«
    »Dann hast du also gar nicht versucht, uns aufzuhalten?«
    Chamdar lachte. »Euch aufhalten? Ich habe versucht, euch zu helfen. Ctuchik und Zedar haben beide Handlanger hier im Westen. Ich habe sie an jeder Biegung aufgehalten und getäuscht, so daß ihr durchkamt. Ich wußte, daß Belgarath es früher oder später für notwendig erachten würde, das Auge allein zu verfolgen, und wenn das eintrat, hatte ich dich und den Jungen.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Verstehst du noch immer nicht? Die beiden ersten Dinge, die Gott Torak sieht, wenn er erwacht, werden seine Braut und sein Todfeind sein, der in Ketten vor ihm kniet. Für ein solch königliches Geschenk werde ich über alle Maßen belohnt werden.«
    »Dann laß die anderen gehen«, sagte sie.
    »Die anderen interessieren mich nicht«, meinte Chamdar. »Ich überlasse sie dem edlen Kador. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, daß er es für angebracht hält, sie am Leben zu lassen, aber das ist seine Sache. Ich habe, was ich wollte.«
    »Du Schwein!« tobte Tante Pol hilflos. »Du elendes Schwein!«
    Mit einem milden Lächeln schlug Chamdar ihr ins Gesicht. »Du mußt wirklich lernen, deine Zunge im Zaum zu halten, Polgara.«
    Garions Kopf schien zu bersten. Undeutlich sah er, wie Durnik und die anderen von den Legionären zurückgehalten wurden, aber keiner der Soldaten schien ihn für eine Bedrohung zu halten. Er ging ohne nachzudenken auf seinen Feind zu und tastete dabei nach seinem Schwert.
    »So nicht!« Es war die nüchterne Stimme in seinem Geist, die schon immer dagewesen war, aber jetzt war die Stimme nicht länger passiv, uninteressiert.
    »Ich bringe ihn um!« sagte Garion lautlos in den Windungen seines Hirns.
    »So nicht!« warnte die Stimme wieder. »Sie würden es nicht zulassen – nicht mit deinem Messer.«
    »Wie dann?«
    »Denk daran, was Belgarath gesagt hat – der Wille und das Wort.«
    »Ich weiß nicht wie. Das kann ich nicht.«
    »Du bist, wer du bist. Ich zeige dir wie. Paß auf.« Ungerufen, so deutlich, als würde er es geschehen sehen, stieg das Bild des Gottes Torak, der sich in dem Feuer von Aldurs Auge wand,

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