Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
gibt natürlich noch andere Gründe, aber auf die müssen wir jetzt nicht eingehen. Alle nyissanischen Frauen kleiden sich so.«
    Barak und Greldik beobachteten die Frau ebenfalls, jedoch mit anerkennendem Grinsen.
    »Laßt das«, sagte Tante Pol bestimmt.
    In der Nähe lehnte ein kahlgeschorener Nyissaner gegen eine Mauer, starrte auf seine Hand und kicherte blöde. »Ich kann durch meine Finger sehen«, verkündete er in zischendem Lispeln. »Direkt durch sie hindurch.«
    »Betrunken?« fragte Hettar.
    »Das nicht«, antwortete Tante Pol. »Nyissaner haben seltsame Vergnügungen – Blätter, Beeren, bestimmte Wurzeln. Ihre Wahrnehmung verändert sich dadurch. Es ist etwas Schwerwiegenderes als die normale Trunkenheit, die man bei Alornern findet.«
    Ein anderer Nyisanner watschelte vorbei, mit seltsam ruckartigen Bewegungen und ausdruckslosem Gesicht.
    »Ist dieser Zustand weit verbreitet?« erkundigte sich Mandorallen.
    »Ich habe noch nie einen Nyissaner gesehen, der nicht zumindest halbwegs unter Drogen stand«, antwortete Tante Pol. »Das macht es so schwierig, sich mit ihnen zu unterhalten. Ist das dort nicht das Haus, das wir suchen?« Sie deutete auf ein solides Gebäude auf der anderen Straßenseite.
    Als sie zu dem großen Haus hinübergingen, donnerte es im Süden. Ein drasnischer Diener in Leinentunika öffnete auf ihr Klopfen, führte sie in ein schwach beleuchtetes Vorzimmer und bat sie zu warten.
    »Eine schlimme Stadt«, sagte Hettar leise, »ich verstehe nicht, wieso ein vernünftiger Alorner freiwillig herkommt.«
    »Geld«, antwortete Kapitän Greldik knapp. »Der nyissanische Handel ist sehr einträglich.«
    »Es gibt wichtigere Dinge als Geld«, murmelte Hettar.
    Ein ungeheuer dicker Mann betrat den halbdunklen Raum. »Mehr Licht«, fuhr er seinen Diener an. »Du mußt sie doch nicht im Finstern sitzen lassen.«
    »Du hast gesagt, die Lampen machten es noch heißer«, protestierte der Diener mürrisch. »Ich wünschte, du könntest dich entscheiden.«
    »Kümmere dich nicht um das, was ich dir vorhin gesagt habe, sondern tu, was ich dir jetzt sage.«
    »Das Klima macht dich widersprüchlich, Droblek«, bemerkte der Diener bissig. Er entzündete einige Lampen und verließ dann vor sich hinbrummend das Zimmer.
    »Drasnier sind die schlechtesten Diener der Welt«, grollte Droblek. »Kommen wir zum Geschäft.« Er ließ seine Massen in einen großen Sessel fallen. Schweiß rann ihm unaufhörlich über das Gesicht in den feuchten Kragen seines braunen Seidenmantels.
    »Ich heiße Greldik«, sagte der bärtige Seemann. »Ich bin gerade hier mit einer Schiffsladung angekommen, die dem Kaufmann Radek von Boktor gehört.« Er überreichte ihm die gefalteten Pergamente.
    Drobleks Augen wurden schmal. »Ich wußte nicht, daß Radek sich für den Südhandel interessiert. Ich dachte, er handelte weitgehend in Sendarien und Arendien.«
    Greldik zuckte gleichgültig die Achseln. »Ich habe ihn nicht gefragt. Er bezahlt mich dafür, daß ich auf meinem Schiff seine Waren transportiere, nicht dafür, daß ich Fragen nach seinen Geschäften stelle.«
    Droblek betrachtete sie, das verschwitzte Gesicht blieb ausdruckslos. Dann bewegten sich seine Finger leicht. Ist hier alles so, wie es zu sein scheint? In der geheimen drasnischen Sprache wurden seine dicken Finger plötzlich sehr flink.
    Können wir offen sprechen? fragten Tante Pols Finger zurück. Ihre Gesten waren würdevoll, irgendwie altertümlich. In ihren Bewegungen lag eine Förmlichkeit, die Garion noch nie bei anderen gesehen hatte, wenn sie diese Zeichen machten.
    So offen wie überall in diesem Rattenloch antwortete Droblek. Ihr habt einen seltsamen Akzent, meine Dame. Irgend etwas ist daran, an das ich mich eigentlich erinnern müßte.
    Ich habe die Sprache vor sehr langer Zeit gelernt erwiderte sie. Du weißt natürlich, wer Radek von Boktor wirklich ist?
    »Natürlich«, sagte Dorblek laut. »Jeder weiß das. Manchmal nennt er sich Ambar von Kotu, wenn er etwas vorhat, das strenggenommen nicht ganz legal ist.«
    »Können wir nicht mit dieser Spiegelfechterei aufhören, Droblek?« fragte Tante Pol leise. »Du hast doch sicherlich inzwischen Anweisungen von König Rhodar erhalten. Dieses Herumgerede ist doch nur ermüdend.«
    Drobleks Gesicht verdüsterte sich. »Tut mir leid«, sagte er steif. »Ich brauche mehr Beweise.«
    »Sei kein Idiot, Droblek«, brummte Barak. »Gebrauch deine Augen. Du bist ein Alorner, du weißt, wer die Dame

Weitere Kostenlose Bücher