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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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eine Nachricht erhalten«, sagte Droblek zu Tante Pol. »Sie kommt von Prinz Kheldar.«
    »Endlich«, sagte sie.
    »Er und Belgarath kommen flußabwärts«, berichtete Droblek. »Soweit ich es beurteilen kann, müßten sie in ein paar Tagen hier sein – spätestens in einer Woche. Der Bote drückte sich nicht sehr klar aus.«
    Tante Pol sah ihn fragend an.
    »Fieber«, erklärte Droblek. »Der Mann ist Drasnier, und deshalb zuverlässig – einer meiner Agenten in einem Handelsposten im Landesinneren –, aber er hat eine der Krankheiten erwischt, die diesen stinkenden Sumpf verpesten. Er phantasiert jetzt. Wir hoffen, daß wir das Fieber in ein, zwei Tagen senken können, um etwas Vernünftiges aus ihm herauszubekommen. Ich bin sofort hergekommen, als ich das Wesentliche seiner Nachricht begriffen hatte. Ich nahm an, ihr wollt es sofort wissen.«
    »Wir danken dir für deine Anteilnahme«, sagte Tante Pol.
    »Ich hätte ja einen Diener geschickt«, erklärte Droblek, »aber Botschaften gehen in Sthiss Tor manchmal verloren, und Diener verwechseln manchmal etwas.« Er grinste plötzlich. »Das ist natürlich nicht der wahre Grund.«
    Tante Pol lächelte. »Natürlich nicht.«
    »Ein dicker Mann neigt dazu, an einem Ort zu bleiben und andere für sich herumlaufen zu lassen. Aus dem Tonfall von König Rhodars Botschaft schließe ich, daß diese Sache vielleicht im Moment das Wichtigste auf der Welt ist. Ich wollte daran teilhaben.« Er verzog listig das Gesicht. »Wir alle sind wohl von Zeit zu Zeit etwas kindisch.«
    »Wie ernst ist der Zustand des Boten?« fragte Tante Pol.
    Droblek zuckte die Achseln. »Wer weiß? Die Hälfte dieser pestilenzartigen Fieberkrankheiten in Nyissa hat nicht einmal einen Namen, und wir können das eine nicht vom anderen unterscheiden. Manchmal sterben die Leute sehr schnell daran, manchmal dauert es wochenlang. Wir können es ihnen nur so bequem wie möglich machen und abwarten, was passiert.«
    »Ich komme sofort«, sagte Tante Pol und erhob sich. »Durnik, holst du mir bitte die grüne Tasche aus unserem Gepäck? Ich brauche die Kräuter daraus.«
    »Es ist nicht unbedingt eine gute Idee, sich diesen Fieberkrankheiten auszusetzen, meine Dame«, warnte Droblek.
    »Für mich besteht keine Gefahr«, sagte sie. »Ich möchte deinen Boten genau befragen. Die einzige Möglichkeit, von ihm die Antwort zu erhalten, besteht darin, ihn erst von seinem Fieber zu befreien.«
    »Durnik und ich kommen mit«, bot Barak an.
    Sie starrte ihn an.
    »Vorsicht schadet nicht«, sagte der große Mann und gürtete sein Schwert um.
    »Wenn du willst.« Sie warf sich ihren Umhang über und zog die Kapuze hoch. »Es kann vielleicht die ganze Nacht dauern«, sagte sie zu Greldik. »Es sind Grolims in der Gegend, also achte darauf, daß deine Matrosen auf der Hut sind. Ein paar von den Nüchterneren sollen die Wache übernehmen.«
    »Nüchterner, meine Dame?« fragte Greldik unschuldig.
    »Ich habe den Gesang aus den Mannschaftsunterkünften gehört, Kapitän«, erwiderte sie spröde. »Chereks singen nicht, es sei denn, sie sind betrunken. Schlag heute abend kein Bierfaß an. Können wir gehen, Droblek?«
    »Sofort, meine Dame«, stimmte der dicke Mann mit einem verschmitzten Blick auf Greldik zu.
    Nachdem sie gegangen waren, fühlte sich Garion etwas erleichtert. Die Anstrengung, seinen Groll in Tante Pols Gegenwart aufrechtzuerhalten, zehrte an ihm. Er fand sich in einer schwierigen Position. Das Entsetzen und der Selbsthaß, der an ihm nagte, seit er das schreckliche Feuer auf Chamdar im Wald der Dryaden losgelassen hatte, war immer stärker geworden, bis er es kaum noch ertragen konnte. Er erwachte jede Nacht mit Schrecken, denn seine Träume waren immer gleich. Wieder und wieder sah er Chamdar mit verbranntem Gesicht, der flehte: »Gnade, Meister.« Wieder und wieder sah er die furchtbare blaue Flamme, die als Antwort auf diese Qual aus seiner Hand geschossen war. Der Haß, den er seit Val Alorn in sich getragen hatte, war mit dieser Flamme gestorben. Seine Rache war so absolut gewesen, daß es keine Möglichkeit gab, ihr auszuweichen oder die Verantwortung von sich zu schieben. Sein Ausbruch an jenem Morgen war fast mehr an ihn selbst als gegen Tante Pol gerichtet gewesen. Er hatte sie ein Ungeheuer genannt, aber es war das Ungeheuer in ihm selbst, das er haßte. Die schreckliche Aufzählung all dessen, was sie durch unzählige Jahre hinweg für ihn gelitten hatte, und die Leidenschaft, mit der sie

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