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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Schlange los.
    »Die Sonne ist verschwunden! Der Mittag ist so finster wie die Mitternacht! Die Stadt ist außer sich vor Angst!«

29
    I n dem Tumult, der dieser Ankündigung folgte, saß Garion ruhig auf den Kissen neben Salmissras Thron. Die leise Stimme in seinen Gedanken sprach jedoch rasch auf ihn ein. »Bleib ganz ruhig«, befahl sie ihm. »Sage nichts und tue nichts.«
    »Holt sofort meinen Astronomen!« befahl Salmissra. »Ich möchte wissen, warum man mich nicht vor dieser Sonnenfinsternis gewarnt hat.«
    »Es ist keine Sonnenfinsternis, meine Königin«, jammerte der kahlköpfige Beamte, der sich auf den Steinfußboden geworfen hatte, nicht weit von dem immer noch zuckenden Maas. »Die Dunkelheit kam wie ein großer Vorhang. Es war wie eine voranschreitende Wand – kein Wind, kein Regen, kein Donner. Es hat die Sonne völlig lautlos verschluckt.« Er schluchzte abgehackt. »Wir werden nie wieder die Sonne sehen.«
    »Hör auf, du Narr!« fuhr ihn Salmissra an. »Steh auf. Sadi, bring diesen sabbernden Idioten fort und geh dann und betrachte den Himmel. Anschließend komm wieder her. Ich muß wissen, was hier vor sich geht.«
    Sadi schüttelte sich wie ein nasser Hund und riß sich von dem Anblick des toten, starren Grinsens auf Maas’ Gesicht los. Er zog den jammernden Beamten auf die Füße und führte ihn aus dem Raum.
    Dann wandte Salmissra sich Garion zu. »Wie hast du das gemacht?« fragte sie und deutete auf den zuckenden Leib von Maas.
    »Ich weiß nicht«, antwortete er. Sein Verstand war noch immer um nebelt. Nur der stille Winkel, in dem die Stimme lebte, war auf der Hut.
    »Nimm das Amulett ab«, befahl sie.
    Gehorsam hob Garion die Hände an das Medaillon. Plötzlich wurden seine Hände jedoch starr. Sie wollten sich nicht mehr bewegen. »Ich kann nicht«, sagte er.
    »Nimm es ihm ab«, befahl sie einem der Eunuchen. Der Mann warf einen Blick auf die tote Schlange und starrte dann Garion an. Er schüttelte den Kopf und wich ängstlich zurück.
    »Tu, was ich dir sage!« fuhr ihn die Schlangenkönigin an.
    Irgendwo im Palast ertönte ein hohles, widerhallendes Krachen. Das Geräusch von Nägeln, die aus schwerem Holz herausbrachen, das lawinenartige Getöse einer einstürzenden Wand. Dann, weit weg in einem der dämmrigen Korridore, der Schrei eines Mannes in Todesangst.
    Das nüchterne Bewußtsein in seinem Geist tastete versuchsweise nach außen. »Endlich«, sagte es mit offensichtlicher Erleichterung.
    »Was geht da draußen vor?« tobte Salmissra.
    »Komm mit«, sagte die Stimme in Garions Verstand. »Ich brauche deine Hilfe.«
    Garion legte die Hände unter sich und versuchte, sich hochzuziehen.
    »Nein. So.« Ein seltsames Bild von Spaltung stieg in Garions Gedanken auf. Ohne nachzudenken, wollte er diese Spaltung und spürte, wie er aufstand und sich doch nicht bewegte. Plötzlich fühlte er seinen Körper – seine Arme, seine Beine – nicht mehr, und doch schien er sich zu bewegen. Er sah sich selbst, seinen eigenen Körper, der stumpfsinnig auf den Kissen zu Salmissras Füßen lag.
    »Beeil dich«, sagte die Stimme zu ihm. Sie war nicht länger in seinem Geist, sondern anscheinend irgendwo neben ihm. Ein undeutlicher Schatten war dort, formlos, aber irgendwie vertraut.
    Der Nebel, der Garions Verstand eingehüllt hatte, war verschwunden. Plötzlich fühlte er sich sehr wach. »Wer bist du?« fragte er den Schatten neben sich.
    »Keine Zeit für Erklärungen. Rasch, wir müssen sie herbringen, ehe Salmissra Zeit findet, etwas zu unternehmen.«
    »Wen bringen?«
    »Polgara und Barak.«
    »Tante Pol? Wo ist sie?«
    »Komm«, sagte die Stimme drängend. Zusammen schwebten Garion und das seltsame Bewußtsein an seiner Seite auf die geschlossene Tür zu und durchstießen sie, als wäre sie nicht mehr als substanzloser Nebel. Dann schwebten sie in dem dahinterliegenden Gang.
    Sie flogen, sausten durch den Flur, ohne einen Luftzug zu verspüren oder überhaupt eine Bewegung. Einen Moment später kamen sie in die riesige, offene Halle, in die Issus Garion zuerst gebracht hatte, nachdem sie den Palast betreten hatten. Dort hielten sie an und blieben in der Luft stehen.
    Tante Pol lief durch die Halle. Sie war offenkundig wütend, denn ihre schönen Augen spien Feuer. Neben ihr tappte der große, zottige Bär, den Garion schon einmal gesehen hatte. Baraks Gesicht schien undeutlich in diesem tierischen Gesicht zu stecken, aber es lag nichts Menschliches darin. Die Augen der Bestie waren

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