Zauber der Schlange
zurück. Sie haben uns überfallen, nachdem wir unser Nachtlager aufgeschlagen hatten. Wir konnten sie in die Flucht schlagen, aber meine Schwester war sehr verängstigt.«
»Dieses Asturien brodelt vor Rebellion und Schurkenstreichen«, sagte der Ritter streng. »Meine Männer und ich wurden ausgesandt, solches zu unterbinden. Komm her, Asturier.«
Lelldorins Nasenflügel bebten, aber er trat gehorsam vor.
»Ich will Euren Namen wissen.«
»Mein Name ist Lelldorin, Herr Ritter. Wie kann ich Euch zu Diensten sein?«
»Diese Räuber, von denen Eure Freunde sprachen – waren sie Bürgerliche oder Edle?«
»Leibeigene, mein Herr«, antwortete Lelldorin, »zerlumpt und ungehobelt. Sie sind zweifellos aus der Obhut ihrer Herren geflohen, um im Wald als Gesetzlose zu leben.«
»Wie können wir Pflichterfüllung und Gehorsam von Leibeigenen erwarten, wenn selbst Edelleute verabscheuungswürdige Rebellion gegen die Krone anzetteln?« meinte der Ritter.
»Wohl wahr, mein Herr«, pflichtete ihm Lelldorin mit einer Betrübtheit bei, die nur eine Spur übertrieben war. »Viel habe ich mit denen, die endlos von mimbratischer Unterdrückung und hochfahrender Arroganz sprechen, über eben diesen Punkt gestritten. Meine Appelle für Vernunft und pflichtgemäßen Respekt vor seiner Majestät, unserem Herrn König, wurden jedoch mit Hohn und kalter Verachtung aufgenommen.« Er seufzte.
»Eure Weisheit steht Euch gut an, junger Lelldorin«, sagte der Ritter anerkennend. »Bedauerlicherweise muß ich Euch und Eure Gesellschaft etwas aufhalten, damit wir gewisse Einzelheiten überprüfen können.«
»Herr Ritter!« protestierte Silk lebhaft. »Ein Wetterumschwung könnte den Wert meiner Waren in Tol Honeth schmälern. Ich bitte Euch, haltet uns nicht auf.«
»Ich bedaure die Notwendigkeit, guter Kaufmann«, antwortete der Ritter, »aber Asturien ist voll von Heuchlern und Verschwörern. Ich kann ohne genaueste Untersuchung die Durchreise niemandem gestatten.«
Hinter der mimbratischen Truppe gab es Unruhe. Im Gänsemarsch, prächtig anzusehen in polierten Brustharnischen, federgeschmückten Helmen und roten Umhängen, kam eine halbe Hundertschaft tolnedrischer Legionäre an den gepanzerten Rittern vorbei. »Wo liegt hier das Problem?« fragte ihr Hauptmann, ein hagerer, lederhäutiger Mann von etwa vierzig Jahren, höflich, während er sein Pferd kurz vor Silk zum Stehen brachte.
»Wir bedürfen der Hilfe der Legionen in dieser Angelegenheit nicht«, sagte der Ritter kalt. »Unsere Befehle kommen von Vo Mimbre. Wir sind ausgesandt, um die Ordnung in Asturien wiederherstellen zu helfen, und wir befragen diese Reisenden zu eben diesem Zweck.«
»Ich habe großen Respekt vor Befehlen, Herr Ritter«, erwiderte der Tolnedrer, »aber die Sicherheit der Straße unterliegt meiner Verantwortung.« Er sah Silk fragend an.
»Ich bin Radek von Boktor, Hauptmann«, sagte Silk, »ein drasnischer Kaufmann auf dem Wege nach Tol Honeth. Ich habe Papiere, wenn ihr sie sehen wollt.«
»Papiere sind leicht zu fälschen«, erklärte der Ritter.
»Stimmt«, gab der Tolnedraner zu, »aber um Zeit zu sparen, akzeptiere ich alle Papiere nach Augenschein. Ein drasnischer Kaufmann mit Waren im Gepäck hat einen legitimen Grund, sich auf einer Kaiserlichen Straße aufzuhalten, Herr Ritter. Es besteht kein Grund, ihn aufzuhalten, nicht wahr?«
»Wir wollen Räuberei und Rebellion ausrotten«, sagte der Ritter hitzig.
»Rottet ruhig aus«, sagte der Hauptmann, »aber abseits der Straße, wenn ihr nichts dagegen habt. Die Kaiserliche Straße ist per Vertrag tolnedrisches Territorium. Was ihr macht, wenn ihr fünfzig Meter neben der Straße im Wald seid, ist eure Sache; was auf dieser Straße passiert, ist meine. Ich bin sicher, kein mimbratischer Ritter würde seinen König dadurch demütigen wollen, daß er eine feierliche Vereinbarung zwischen der arendischen Krone und dem Kaiser von Tolnedra verletzt, nicht wahr?«
Der Ritter sah ihn hilflos an.
»Ich finde, du solltest weiterreisen, guter Kaufmann«, sagte der Tolnedrer zu Silk. »Ich weiß, daß ganz Tol Honeth gespannt deine Ankunft erwartet.«
Silk grinste ihn an und verbeugte sich übertrieben im Sattel. Dann winkte er den anderen, und sie ritten langsam an dem wütenden mimbratischen Ritter vorbei. Nachdem sie vorüber waren, bildeten die Legionäre Straßensperren, um jede Verfolgung unmöglich zu machen.
»Ein guter Mann«, sagte Barak. »Ich halte im allgemeinen nicht viel von
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