Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
sie unter einem sonnigen Himmel wieder auf der Straße nach Vo Mimbre. Mandorallen, in voller Rüstung und mit einem blausilbernen Wimpel, der von seiner Lanzenspitze flatterte, ritt voran, und Barak, in seinem schimmernden Kettenhemd und dem Umhang aus schwarzen Bärenfellen, ritt unmittelbar hinter ihm. Auf Tante Pols Drängen hatte der große Chereker sich den verfilzten Bart gekämmt und sogar seine Zöpfe neu geflochten. Meister Wolf in seinem weißen Gewand war mürrisch und brummte vor sich hin, Tante Pol ritt gesetzt im Damensitz in einem kurzen, pelzgefütterten Umhang und einem blauen Satinkopfputz, der die schwere Fülle ihres dunklen Haares krönte. Garion und Durnik fühlten sich in ihrem Staat unwohl, aber Silk trug die Weste und seine schwarze Samtkappe voll natürlicher Anmut. Hettars einziges Zugeständnis an Förmlichkeiten bestand darin, daß er das Lederband, das normalerweise seine Skalplocke zusammenhielt, durch einen Reif aus gehämmertem Silber ersetzt hatte.
    Die Leibeigenen und selbst die vereinzelten Ritter, denen sie unterwegs begegneten, traten beiseite und grüßten respektvoll. Der Tag war warm, die Straße gut und ihre Pferde kräftig. Am frühen Nachmittag erreichten sie einen hohen Hügel, der die Ebene über blickte und sanft zu den Toren von Vo Mimbre abfiel.

10
    D ie Stadt der mimbratischen Arendier erhob sich fast wie ein Berg am Ufer des glitzernden Flusses. Ihre dicken, hohen Mauern wurden von starken Zinnen gekrönt, und große Türme und schlanke Säulen mit leuchtenden Bannern, die von den Spitzen flatterten, ragten innerhalb der Mauern empor und schimmerten golden in der Nachmittagssonne.
    »Seht, dort Vo Mimbre«, verkündete Mandorallen stolz, »die Königin unter den Städten. Gegen diesen Fels prallte die Flut der Angarakaner, wurde zurückgeworfen und lief wiederum dagegen an. Auf diesem Feld erfuhren sie ihren Untergang. Seele und Stolz Arendiens lebt in dieser Festung, und die Macht des Dunklen vermag nicht dagegen anzukommen.«
    »Wir sind nicht zum erstenmal hier, Mandorallen«, sagte Meister Wolf mürrisch.
    »Sei nicht so unhöflich, Vater«, sagte Tante Pol zu dem alten Mann. Dann wandte sie sich an Mandorallen, und zu Garions Erstaunen sprach sie in einem völlig neuen Tonfall. »Wollt Ihr, Herr Ritter, uns baldigst zum Palaste Eures Königs geleiten? Wir müssen Rat halten mit ihm in Angelegenheiten von äußerster Dringlichkeit.« Sie sagte dies ohne jede Spur von Verlegenheit, als ob diese archaische Förmlichkeit für sie ganz natürlich wäre. »Denn da Ihr der mächtigste Ritter auf Erden seid, möchten wir uns unter Euren schützenden Arm stellen.«
    Nach einem Moment der Verblüffung glitt Mandorallen scheppernd aus seinem Sattel und sank vor ihr auf die Knie. »Werte Dame Polgara«, antwortete er mit einer Stimme, die vor Respekt – ja geradezu Ehrfurcht – bebte, »ich nehme Euren Auftrag mit Freuden entgegen und will Euch sicher zu König Korodullin geleiten. Sollte Euch irgend jemand Euer erhabenes Recht, des Königs Aufmerksamkeit zu beanspruchen, streitig machen, so werde ich dafür Sorge tragen, daß er seine Torheit mit dem Leben bezahlt.«
    Tante Pol lächelte ihn aufmunternd an, worauf er sich wieder klirrend in den Sattel schwang und die Gruppe in einem gemächlichen Trab anführte. Sein ganzes Gebaren verriet die Bereitschaft zum Kampf.
    »Was sollte das?« fragte Wolf.
    »Mandorallen brauchte etwas, um sich von seinem Kummer abzulenken«, antwortete sie. »In den letzten Tagen war er ganz außer sich vor Kummer.«
    Als sie sich der Stadt näherten, konnte Garion die Spuren an den starken Mauern erkennen, wo die schweren Steine aus den Katapulten der Angarakaner den unnachgiebigen Fels getroffen hatten. Die Zinnen hoch oben waren angeschlagen und narbig vom Aufprall ganzer Pfeilhagel. Der steinerne Torbogen, der in die Stadt führte, ließ die unglaubliche Dicke der Mauern erkennen, und das mit Eisen verstärkte Tor war massiv. Sie klapperten durch den Torbogen in die schmalen, gewundenen Straßen. Die Menschen, an denen sie vorbeikamen, schienen größtenteils Bürgerliche zu sein, die ihnen rasch Platz machten. Die Gesichter der Männer in den braunen Tuniken und der Frauen in geflickten Kleidern waren stumpf und zeigten keine Neugier.
    »Sie scheinen sich nicht besonders für uns zu interessieren«, meinte Garion leise zu Durnik.
    »Ich glaube nicht, daß die einfachen Leute und der Adel sich hier gegenseitig sehr beachten«,

Weitere Kostenlose Bücher