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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Zeit im Tempel Toraks in Rak Cthol. Vielleicht denkt Chamdar, es wäre Zeit, daß jemand anders Hoherpriester würde.«
    »Ist Toraks Körper in Rak Cthol?« fragte Silk rasch. Meister Wolf zuckte die Achseln. »Niemand weiß es genau, aber ich bezweifle es. Nachdem Zedar ihn vom Schlachtfeld bei Vo Mimbre weggebracht hatte, wird er ihn wohl kaum einfach Ctuchik ausgehändigt haben. Er kann in Mallorea sein oder irgendwo in den südlichen Gefilden von Cthol Murgos. Es ist schwer zu sagen.«
    »Aber im Augenblick ist es Chamdar, der uns Sorgen macht«, schloß Silk.
    »Nicht, wenn wir uns weiterbewegen«, sagte Wolf.
    »Dann laßt uns aufbrechen«, meinte Barak und stand auf.
    Im Laufe des Vormittags waren die schweren Wolken allmählich aufgerissen, und hier und dort wurde blauer Himmel sichtbar. Lange Sonnenstrahlen strichen über die Felder, die feucht und erwartungsvoll auf den ersten Hauch des Frühlings warteten. Mit Mandorallen an der Spitze waren sie scharf geritten und hatten gut fünfzehn Meilen zurückgelegt.
    Schließlich fielen sie in langsamen Schritt, um den erhitzten Pferden Ruhe zu gönnen.
    »Wie weit ist es noch bis Vo Mimbre, Großvater?« fragte Garion und gesellte sich neben Meister Wolf.
    »Mindestens noch hundertachtzig Meilen«, antwortete Meister Wolf. »Wahrscheinlich eher über zweihundert.«
    »Das ist aber ein langer Weg.« Garion stöhnte, als er sich im Sattel bewegte.
    »Ja.«
    »Es tut mir leid, daß ich vorhin so davongejagt bin«, entschuldigte sich Garion.
    »Es war nicht deine Schuld. Chamdar hat ein Spielchen mit dir getrieben.«
    »Warum hat er mich ausgesucht? Hätte er nicht mit Durnik – oder Barak – dasselbe machen können?«
    Meister Wolf sah ihn an. »Du bist jünger, empfänglicher.«
    »Aber das ist nicht der eigentliche Grund, nicht wahr?« warf Garion ihm vor.
    »Nein«, gab Wolf zu, »eigentlich nicht, aber es ist immerhin eine Antwort.«
    »Das gehört wohl auch zu den Dingen, von denen du mir nichts erzählen willst, oder?«
    »So könnte man es ausdrücken«, sagte Wolf sanft.
    Garion kaute eine Weile darauf herum, aber Meister Wolf ritt weiter, offensichtlich ungerührt von dem anklagenden Schweigen des Jungen.
    Diese Nacht verbrachten sie in einer tolnedrischen Herberge, die – wie alle – einfach, angemessen und teuer war. Am nächsten Morgen klärte sich der Himmel bis auf ein paar Wolkenfetzen auf, die vor dem frischen Wind dahinjagten. Der Anblick der Sonne steigerte ihrer aller Wohlbefinden, und Silk und Barak neckten sich sogar wieder – etwas, das Garion in all den Wochen, in denen sie unter dem düsteren Himmel Nordarendiens geritten waren, nicht gehört hatte.
    Mandorallen sprach jedoch an diesem Morgen kaum, und sein Gesicht wurde von Minute zu Minute schwermütiger. Er trug nicht seine Rüstung, sondern ein Kettenhemd und einen tiefblauen Übermantel. Er war barhäuptig, und der Wind zerrte an seinen Locken.
    Von einer hohen Hügelkuppe blickte eine öde wirkende Burg auf sie herab, als sie vorbeiritten. Ihre Mauern waren hoch und machten einen stolzen Eindruck. Mandorallen bemühte sich anscheinend, nicht dort hinzusehen, und er wurde noch melancholischer.
    Garion fand es schwierig, sich über Mandorallen eine Meinung zu bilden. Er war ehrlich genug, sich einzugestehen, daß sein Denken noch immer von Lelldorins Vorurteilen beeinflußt wurde. Er wollte Mandorallen eigentlich keine Sympathie entgegenbringen, aber abgesehen von der üblichen Schwermut und von den gestelzten und komplizierten Altertümeleien seiner Sprache und seinem unerschütterlichen Selbstvertrauen schien es nur wenig an ihm zu geben, das man ablehnen konnte.
    Anderthalb Meilen von der Burg entfernt erhob sich auf einem langgestreckten Hügelrücken eine Ruine. Sie bestand aus kaum mehr als einer einzigen Wand mit einem hohen Bogendurchgang in der Mitte und zerfallenen Säulen an den Seiten. In der Nähe der Ruine saß eine Frau zu Pferde; ihr dunkelroter Umhang flatterte im Wind.
    Ohne ein Wort, anscheinend ohne überhaupt zu überlegen, wendete Mandorallen sein Schlachtroß und trabte den Hügel hinauf zu der Frau, die sein Näherkommen ohne augenscheinliche Überraschung beobachtete, aber auch ohne besondere Freude.
    »Wo will er hin?« fragte Barak.
    »Sie ist eine Bekannte von ihm«, antwortete Meister Wolf nüchtern.
    »Sollen wir nicht auf ihn warten?«
    »Er wird uns schon wieder einholen«, erwiderte Wolf.
    Mandorallen hatte sein Pferd neben der Frau zum Stehen

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