Zauber der Schlange
Anfang der Zeit stützen.«
»Er weiß, wer ich bin, Mandorallen«, sagte Meister Wolf. Er trat vor und verbeugte sich knapp. »Heil Korodullin und Mayaserana«, grüßte er König und Königin. »Es tut mir leid, daß wir noch keine Gelegenheit hatten, uns kennenzulernen.«
»Die Ehre ist auf unserer Seite, edler Belgarath«, antwortete der junge König mit einer Stimme, deren reiches Timbre seine schwächliche Erscheinung Lügen strafte.
»Mein Vater hat oft von Euch gesprochen«, sagte die Königin. »Wir waren gute Freunde«, antwortete Wolf. »Erlaubt, daß ich Euch meine Tochter Polgara vorstelle.«
»Edle Dame«, erwiderte der König mit einer respektvollen Neigung des Kopfes. »Alle Welt kennt Eure Macht, aber die Menschen haben es versäumt, von Eurer Schönheit zu sprechen.«
»Wir werden gut miteinander auskommen«, antwortete Tante Pol herzlich und lächelte ihn an.
»Mein Herz erzittert beim Anblick der Blüte aller Weiblichkeit«, erklärte die Königin.
Tante Pol betrachtete die Königin nachdenklich. »Wir müssen uns unterhalten, Mayaserana«, sagte sie ernst, »und zwar vertraulich und sehr bald.«
Die Königin sah sie erstaunt an.
Meister Wolf stellte die anderen vor, und alle verbeugten sich der Reihe nach vor dem jungen König.
»Willkommen, all Ihr Edlen«, sagte Korodullin. »Mein armseliger Hof ist überwältigt von solch edler Gesellschaft.«
»Wir haben nicht viel Zeit, Korodullin«, sagte Meister Wolf. »Die Höflichkeiten des arendischen Hofes sind die großartigsten der Welt. Ich möchte dich und dein liebreizende Königin nicht dadurch beleidigen, daß ich die würdevollen Bemerkungen abschneide, die euren Hof so zieren, aber ich habe gewisse Neuigkeiten, die ich euch vertraulich mitteilen muß. Die Angelegenheit ist von äußerster Dringlichkeit.«
»Dann stehe ich Euch sogleich zur Verfügung«, antwortete der König und erhob sich von seinem Thron. »Verzeiht uns, liebe Freunde«, sagte er zu den versammelten Edlen, »aber dieser alte Freund unseres königlichen Hauses hat Informationen, die uns mit außerordentlicher Dringlichkeit allein zu Gehör gebracht werden müssen. Wir müssen uns eine Weile von Euch trennen, um diese Informationen zu hören. Wir werden bald zurückkehren.«
»Polgara«, sagte Meister Wolf.
»Geh schon vor, Vater«, antwortete sie. »Ich muß erst mit Mayaserana über etwas sehr Wichtiges sprechen.«
»Kann das nicht warten?«
»Nein, Vater.« Damit nahm sie den Arm der Königin und beide verließen den Saal. Meister Wolf starrte ihr einen Moment nach, dann zuckte er die Achseln und verließ mit Korodullin ebenfalls den Thronsaal. Ein fast schockiertes Schweigen folgte ihrem Abgang.
»Höchst unschicklich«, sagte ein alter Höfling mit buschigem weißem Haar mißbilligend.
»Eine notwendige Eile, mein Herr«, erklärte Mandorallen. »Wie der ehrenwerte Belgarath bereits andeutete, hängt das Überleben der Königreiche des Westens vom Gelingen unserer Mission ab. Unser Alter Feind mag schon bald wieder im Lande sein. Ich fürchte, es wird nicht lange dauern, ehe mimbratische Ritter wieder gegen die Wut eines titanischen Krieges aufstehen müssen.«
»Gesegnet sei dann die Zunge, die uns die Nachricht bringt«, sagte der weißhaarige alte Mann. »Ich hatte schon befürchtet, daß ich meine letzte Schlacht gesehen hätte und in hohem Alter im Bett sterben müßte. Ich danke dem großen Chaldan, daß ich noch immer meine Tatkraft besitze und mein Mut auch durch meine achtzig Jahre ungebrochen ist.«
Garion zog sich auf eine Seite des Raumes zurück, da er mit einem Problem kämpfte. Die Ereignisse hatten ihn an König Korodullins Hof gespült, noch ehe er Zeit gefunden hatte, sich auf eine unangenehme Pflicht vorzubereiten. Er hatte Lelldorin sein Wort gegeben, dem König gewisse Dinge zu berichten, aber er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er es beginnen sollte. Die übertriebene Förmlichkeit am arendischen Hof schüchterte ihn ein. Das war etwas ganz anderes als der rauhe, gutmütige Ton am Hof König Anhegs in Val Alorn oder der fast gemütliche Hof von König Fulrach in Sendar. Das hier war Vo Mimbre, und die Vorstellung, mit den wilden Plänen einer Gruppe asturischer Hitzköpfe herauszuplatzen, wie er mit der Nachricht über den Grafen von Jarvik in Cherek herausgeplatzt war, schien völlig außer Frage zu stehen.
Plötzlich versetzte ihm der Gedanke an jenes frühere Ereignis einen heftigen Schlag. Die Situation damals war dieser
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