Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
antwortete Durnik. »Sie leben nebeneinander, aber sie wissen nichts voneinander. Vielleicht ist es das, was in Arendien falsch läuft.«
    Garion nickte ernsthaft.
    Obwohl die einfachen Leute gleichgültig waren, schienen die Edelleute am Palast vor Neugier fast zu platzen. Die Kunde von ihrem Eintreffen in der Stadt war ihnen anscheinend wie ein Lauffeuer durch die schmalen Straßen vorangeeilt, und Fenster und Brüstungen des Palastes waren belagert von Menschen in farbenfrohen Gewändern.
    »Verhaltet Euren Schritt, Herr Ritter«, rief ein großer Mann mit dunklem Haar und Bart, der einen schwarzen Samtüberwurf über seinem polierten Kettenhemd trug, von einer Brüstung zu Mandorallen herab, als sie auf den weiten Platz vor dem Palast ritten. »Hebt Euer Visier, so daß ich Euch erkennen kann.«
    Mandorallen hielt erstaunt vor dem verschlossenen Tor an und hob sein Visier. »Was ist dies für eine Unhöflichkeit?« fragte er. »Ich bin, wie alle Welt weiß, Mandorallen, Baron von Vo Mandor. Sicherlich könnt Ihr den Federbusch auf meinem Schild erkennen.«
    »Jeder kann den Schild eines anderen Ritters tragen«, erklärte der Mann verächtlich von oben.
    Mandorallens Gesicht umwölkte sich. »Seid Ihr nicht gewahr, daß kein Mann auf Erden es wagen würde, in meiner Gestalt aufzutreten?« fragte er drohend.
    »Sir Andorig«, sagte ein weiterer Mann auf der Brüstung zu dem Dunkelhaarigen. »Dies ist in der Tat Sir Mandorallen. Ich habe ihn letztes Jahr bei dem großen Turnier getroffen, und unsere Begegnung hat mich eine gebrochene Schulter und ein Klingen in den Ohren gekostet, das bis heute noch nicht gänzlich nachgelassen hat.«
    »Ah«, antwortete Sir Andorig, »wenn Ihr für ihn bürgen wollt, Sir Helbergin, so gebe ich zu, daß dies der Bastard von Vo Mandor ist.«
    »Irgendwann wirst du dagegen mal etwas unternehmen müssen«, sagte Barak leise zu Mandorallen.
    »Es scheint so«, erwiderte Mandorallen.
    »Wer jedoch sind diese anderen, die mit Euch Einlaß begehren, Herr Ritter?« fragte Andorig. »Ich werde die Tore nicht für irgendwelche Fremden öffnen.«
    Mandorallen reckte sich im Sattel. »Hört!« verkündete er mit einer Stimme, die man vermutlich in der ganzen Stadt hören konnte. »Ich bringe Euch Ehre ohne Maß, öffnet weit die Palasttore und bereitet alles vor, so daß Ihr ihnen Eure Ehrerbietung erweisen könnt. Ihr schaut in das heilige Antlitz Belgaraths des Zauberers, des Ewigen, und in die göttlichen Züge seiner Tochter, der Dame Polgara, die nach Vo Mimbre gekommen sind, um den König von Arendien in verschiedenen Angelegenheiten zu sprechen.«
    »Ist das nicht etwas übertrieben?« flüsterte Garion Tante Pol zu.
    »Es ist so üblich hier, mein Lieber«, antwortete sie sanft. »Wenn du es mit Arendiern zu tun hast, mußt du schon ein bißchen ausgefallen sein, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.«
    »Und wer hat Euch gesagt, daß dies der Herr Belgarath ist?« fragte Andorig leicht spöttisch. »Ich werde nicht das Knie beugen vor einem Vagabunden ungewisser Herkunft.«
    »Stellt Ihr mein Wort in Frage, Herr Ritter?« gab Mandorallen gefährlich leise zurück. »Und würdet Ihr dann bitte herunterkommen und Euren Zweifel der Prüfung unterziehen? Oder würdet Ihr Euch vielleicht lieber wie ein Hund hinter Eurer Brüstung verkriechen und Höhergestellte ankläffen?«
    »Oh, das war sehr gut«, sagte Barak bewundernd.
    Mandorallen grinste den großen Mann an.
    »Ich glaube nicht, daß wir so weiterkommen«, murmelte Meister Wolf. »Es sieht so aus, als müßte ich diesem Skeptiker einen Beweis liefern, wenn wir je zu Korodullin gelangen wollen.« Er glitt aus dem Sattel und zog nachdenklich ein Ästchen aus dem Schweif seines Pferdes, das sich unterwegs darin verirrt hatte. Dann ging er in die Mitte des großen Platzes und blieb dort in seinem strahlend weißen Gewand stehen. »Herr Ritter«, rief er freundlich zu Andorig hinauf, »Ihr seid ein vorsichtiger Mann, wie ich sehe. Das ist eine gute Eigenschaft, aber sie kann auch zu weit getrieben werden.«
    »Ich bin kein Kind mehr, alter Mann«, antwortete der dunkelhaarige Ritter in einem Ton, der einer Beleidigung gleichkam, »und ich glaube nur, was ich mit eigenen Augen sehe.«
    »Es muß traurig sein, nur so wenig zu glauben«, stellte Wolf fest. Dann bückte er sich und steckte den Zweig, den er noch in der Hand hielt, zwischen zwei der großen Granitplatten zu seinen Füßen. Er trat einen Schritt zurück und streckte seine Hand

Weitere Kostenlose Bücher