Zauber der Schlange
der König mit einem gefährlichen Glitzern in den Augen. »Ihr wollt mir an meinem eigenen Hof Forderungen stellen?«
»Verzeiht mir, Majestät«, entschuldigte sich Nachak rasch. »Der Anblick dieser Bestie hat mich so erregt, daß ich mich vergessen habe.«
»Es wäre klug, wenn du jetzt gehen würdest, Nachak«, meinte Meister Wolf. »Es ist keine besonders gute Idee von einem Murgo, allein in Gegenwart so vieler Alorner zu sein. Unter solchen Umständen kommt es immer wieder zu Unfällen.«
»Großvater«, sagte Garion drängend. Ohne recht zu wissen warum, wußte er, daß die rechte Zeit gekommen war, um zu sprechen. Nachak durfte den Thronsaal nicht verlassen. Die gesichtslosen Spieler hatten ihren letzten Zug gemacht, und hier mußte das Spiel aufhören. »Großvater«, wiederholte er, »ich muß dir etwas sagen.«
»Jetzt nicht, Garion.« Wolf sah noch immer mit kalten Augen den Murgo an.
»Es ist wichtig, Großvater. Sehr wichtig.«
Meister Wolf drehte sich zu ihm um, als ob er eine scharfe Erwiderung geben wollte, aber dann schien er etwas zu sehen – etwas, das niemand anders im Thronsaal sehen konnte –, und seine Augen weiteten sich in einem kurzen Erstaunen. »Schon gut, Garion«, sprach er mit seltsam ruhiger Stimme. »Sprich.«
»Einige Leute planen, den König von Arendien zu töten. Nachak ist einer von ihnen.« Garion hatte das lauter gesagt, als er eigentlich beabsichtigt hatte, und ein plötzliches Schweigen legte sich bei seinen Worten über den Thronsaal.
Nachak wurde blaß, seine Hand glitt unwillkürlich zu seinem Schwert und verharrte dort. Garion war sich auf einmal angenehm bewußt, daß Barak wie ein Fels hinter ihm stand und Hettar, finster wie der Tod in schwarzem Leder, neben ihm aufragte. Nachak trat zurück und machte eine rasche Geste zu seinen Rittern. Flink formierten sie sich zu einem schützenden Ring um ihn, die Hände an den Waffen. »Ich werde nicht bleiben und mir solche Verleumdungen anhören«, erklärte der Murgo.
»Ich habe Euch noch nicht die Erlaubnis erteilt, Euch zurückzuziehen, Nachak«, sagte Korodullin kalt. »Ich benötige Eure Anwesenheit noch ein Weilchen.« Das Gesicht des jungen Königs war hart, seine Augen bohrten sich in die des Murgos. Dann wandte er sich an Garion. »Ich würde gern mehr darüber hören. Sprich die Wahrheit, Bursche, und fürchte keine Strafe.«
Garion holte tief Luft und sprach dann vorsichtig. »Ich weiß nicht alle Einzelheiten, Eure Majestät«, erklärte er. »Ich fand es durch Zufall heraus.«
»Sag uns, was du weißt«, sagte der König.
»Soweit ich weiß, Euer Majestät, wird im nächsten Sommer, wenn Ihr nach Vo Astur reist, eine Gruppe von Männern versuchen, Euch irgendwo auf der Straße zu töten.«
»Asturische Verräter zweifellos«, murmelte der weißhaarige Höfling.
»Sie selbst nennen sich Patrioten«, antwortete Garion.
»Natürlich«, höhnte der Höfling.
»Solche Versuche sind nichts Ungewöhnliches«, stellte der König fest. »Wir werden Schritte unternehmen, uns dagegen zu wappnen. Sei bedankt für diese Information.«
»Das ist noch nicht alles, Euer Majestät«, fügte Garion rasch hinzu. »Wenn sie angreifen, werden sie die Uniformen tolnedrischer Legionäre tragen.«
Silk stieß einen scharfen Pfiff aus.
»Die Idee dahinter ist, daß die mimbratischen Edlen glauben sollen, ihr König sei von Tolnedrern getötet worden«, fuhr Garion fort. »Diese Männer sind davon überzeugt, Mimbre werde unverzüglich dem Kaiserreich den Krieg erklären. Sobald das geschieht, werden die Legionen einmarschieren. Dann, wenn jedermann hier mit dem Krieg beschäftigt ist, werden sie verkünden, daß Asturien nicht länger dem arendischen Thron untersteht. Sie sind überzeugt, daß das übrige Asturien ihnen an diesem Punkt folgen wird.«
»Ich verstehe«, sagte der König nachdenklich. »Ein gut durchdachter Plan, aber von einer Subtilität, die für unsere glutäugigen asturischen Brüder ganz uncharakteristisch ist. Aber ich habe noch nichts gehört, das den Gesandten von Taur Urgas mit diesem Plan in Verbindung bringt.«
»Der ganze Plan stammt von ihm, Euer Majestät. Er hat ihnen alle Einzelheiten erklärt und ihnen das Gold gegeben, um die tolnedrischen Uniformen zu kaufen und andere Leute dazu zu bringen, sich ihnen anzuschließen.«
»Er lügt!« rief Nachak.
»Ihr werdet Gelegenheit haben, darauf zu antworten, Nachak«, wies ihn der König zurecht. Er wandte sich wieder Garion zu. »Wir
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