Zauber der Schlange
Lachen. »Warum hast du dir das von ihr gefallen lassen?« fragte er.
»Ich war betrunken«, gestand Grinneg. »Laßt uns hineingehen. Ich habe ein gutes Faß Bier im Keller.«
Die anderen folgten den beiden großen Männern ins Haus durch einen breiten Flur in ein Zimmer, das auf cherekische Art eingerichtet war – mit schweren Stühlen und Bänken, die mit Fellen bespannt waren, einem binsenbestreuten Fußboden und einem riesigen Kamin, in dem ein mächtiger Holzklotz schwelte. Mehrere Pechfackeln qualmten in Eisenringen an den unverputzten Wänden. »Ich fühle mich so mehr zu Hause«, sagte Grinneg.
Ein Diener brachte Krüge mit dunklem Bier und verließ dann leise den Raum. Garion griff schnell nach seinem Krug und nahm einen großen Schluck von dem bitteren Getränk, ehe Tante Pol etwas Harmloseres für ihn vorschlagen konnte. Sie beobachtete ihn wortlos, ihre Augen verrieten nichts.
Grinneg ließ sich in einen großen, handgeschnitzten Stuhl fallen, über den ein Bärenfell gebreitet war. »Warum bist du wirklich in Tol Honeth, Barak?« fragte er.
»Grinneg«, sagte Barak ernst, »das ist Belgarath. Du hast sicher von ihm gehört.«
Die Augen des Botschafters wurden groß, er neigte den Kopf. »Mein Haus steht Euch zur Verfügung«, sagte er respektvoll.
»Kannst du mich zu Ran Borune bringen?« fragte Meister Wolf, der auf einer groben Holzbank neben dem Kamin saß.
»Ohne jede Schwierigkeit.«
»Gut«, sagte Wolf. »Ich muß mit ihm reden, und ich will keinen Aufruhr verursachen.«
Barak stellte die anderen vor. Bei der Prozedur nickte sein Vetter jedem höflich zu.
»Ihr seid in einer unruhigen Zeit nach Tol Honeth gekommen«, sagte er, nachdem die Höflichkeiten beendet waren. »Der Adel von Tol Honeth sammelt sich in der Stadt wie Raben um eine tote Kuh.«
»Wir haben auf unserem Weg nach Süden ein oder zwei Andeutungen in dieser Richtung aufgeschnappt«, sagte Silk. »Ist es so schlimm, wie es sich anhört?«
»Vermutlich schlimmer«, sagte Grinneg und kratzte sich am Ohr. »Ein dynastischer Wechsel findet nur ein paarmal in einem Zeitalter statt. Die Boruner sind jetzt seit über sechshundert Jahren an der Macht, und die anderen Häuser erwarten den Wechsel mit großer Begeisterung.«
»Wer wird denn aller Wahrscheinlichkeit nach der Nachfolger von Ran Borune?« fragte Meister Wolf.
»Im Moment vermutlich der Großherzog Kador von Tol Vordue«, antwortete Grinneg. »Er hat anscheinend mehr Geld als alle anderen. Die Honether sind natürlich reicher, aber sie haben allein sieben Kandidaten, und ihr Vermögen ist sehr weit verstreut. Die anderen Familien sind eigentlich nicht im Rennen. Die Boruner haben niemanden, der geeignet wäre, und die Raniter nimmt niemand ernst.«
Garion stellte seinen Krug behutsam neben seinem Hocker auf den Boden. Das bittere Bier schmeckte ihm nicht besonders, und er fühlte sich irgendwie betrogen. Der halbe Krug, den er getrunken hatte, machte jedoch seine Ohren warm. Auch schien seine Nasenspitze etwas taub zu sein.
»Ein Vorduvier, den wir unterwegs getroffen haben, hat behauptet, die Horbiter würden Gift verwenden«, sagte Silk.
»Das tun sie alle.« Grinneg verzog angewidert das Gesicht. »Die Horbiter machen es nur etwas offener, das ist alles. Aber wenn Ran Borune morgen stirbt, wird Kador der nächste Kaiser.«
Meister Wolf runzelte die Stirn. »Ich habe nie sehr viel Erfolg im Umgang mit Vorduviern gehabt. Sie haben eigentlich keine Kaiserliche Größe.«
»Der alte Kaiser ist noch bei recht guter Gesundheit«, sagte Grinneg. »Wenn er noch ein, zwei Jahre durchhält, werden sich die Honether wahrscheinlich auf einen Kandidaten einigen – wer auch immer von denen überlebt –, dann können sie ihr ganzes Vermögen ins Spiel bringen. Aber so etwas braucht seine Zeit. Die Kandidaten selbst halten sich weitgehend von der Stadt fern, und sie sind alle außerordentlich vorsichtig, so daß Attentäter ihre liebe Mühe haben, an sie heranzukommen.« Er lachte und nahm einen langenSchluck von seinem Bier. »Es sind schon komische Leute.«
»Könnten wir jetzt zum Palast gehen?« bat Meister Wolf.
»Wir wollen uns zuerst umziehen«, sagte Tante Pol bestimmt.
»Schon wieder, Polgara?« Wolf warf ihr einen leidenden Blick zu.
»Tu’s einfach, Vater«, sagte sie. »Ich lasse nicht zu, daß du uns in Verlegenheit bringst, nur weil du in Lumpen zum Palast gehst.«
»Ich werde das Gewand nicht wieder anziehen.« Die Stimme des alten Mannes verriet
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